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Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Titel: Bevor du stirbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe , Åsa Träff
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für meinen Geschmack viel zu langen Bedenkzeit.
    »Aber?«
    »Kein Aber. Ich verstehe dich, verstehe, dass du wissen willst. Und ich finde es ja auch verdächtig.«
    Er zieht eine Strickmütze aus der Manteltasche und setzt sie auf. Der Wind ist eiskalt, obwohl es zwei Grad über null ist. Ich steige über eine Pfütze, um meine dünnen Stiefel nicht nasszumachen, lande aber dennoch platschend im Eismatsch.
    »Also, wer kann es getan haben? Du bist doch derjenige, der Täterprofile erstellt, wenn du nicht forschst«, füge ich eilig hinzu.
    Vijay lächelt. Es gefällt ihm nicht, aufs Profilen reduziert zu werden – auch wenn es für Uneingeweihte exotisch und spannend klingt. Vijay will Akademiker sein.
    Professor.
    Zudem einer der jüngsten in Schweden.
    »Das kann ich nicht sagen. Ich weiß viel zu wenig über diesen Fall oder diese Fälle. Wir wissen doch gar nicht, wie der Zusammenhang aussieht. Oder ob es einen Zusammenhang gibt. Aber wenn man dem glauben will, was Anna Kantsow erzählt hat, wenn sie wegen eures Gesprächs verfolgt wurde, dann muss der Täter ja wohl gewusst haben, dass ihr euch getroffen hattet. Wem hast du das gesagt?«
    Wem hast du es gesagt, Siri?
    Die Frage, die auch Anna gestellt hat.
    Ich bohre meine starrgefrorenen Hände tiefer in die Jackentasche, suche in meiner Erinnerung.
    »Ich habe Ulrik gegenüber erwähnt, dass ich mit Anna gesprochen hatte.«
    »Hast du ihren Namen genannt?«
    Ich zögere eine Sekunde, versuche, mich an das letzte Telefongespräch mit Ulrik zu erinnern. Mir fällt ein, dass er kurz angebunden war und dass ihm mein Anruf nicht recht zu sein schien. Wie weggeblasen waren Gastfreundschaft und Interesse, die er bei unserer ersten Begegnung in der riesigen Villa in Saltsjöbaden an den Tag gelegt hatte.
    »Ich glaube schon. Ich habe ihren Namen genannt, habe gefragt, ob er ihm etwas sagt.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Nichts.«
    Vijay macht ein nachdenkliches Gesicht, reibt seine bloßen Hände, um etwas wärmer zu werden.
    »Und sonst? Wem hast du es sonst erzählt?«
    »Mikael Arvidsson. Aber bei ihm habe ich ihren Namen nicht genannt, ich habe nur gesagt, dass ich mit der Zeugin aus dem Park gesprochen hatte.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Er wirkte total gleichgültig, er war doch sternhagelvoll. Wollte lieber alte Bilder von Stefan ansehen und jammern. Und mit anderen habe ich nicht gesprochen. Ja, außer dir und Aina und Sven natürlich. Aber«, füge ich zögernd hinzu, »etwas stört mich. Anna Kantsow ist doch seit Jahren als Zeugin in diesem Fall in den Akten erfasst. Wenn jemand wissen wollte, wer sie ist, hätten sie das doch längst herausfinden können?«
    »Nein, nicht unbedingt.«
    »Nicht?«
    »In solchen Fällen werden die Namen fast immer gesperrt. Die Ermittlung wird erst öffentlich, wenn Anklage erhoben wird. Man kann nicht einfach die Staatsanwaltschaft anrufen und solche Informationen verlangen. Wenn ihr Tod also damit zu tun hat, was sie vor fünf Jahren im Park gesehen hat, dann ist ihr Name wohl erst jetzt durchgesickert. Aber sie kann ja auch aus anderen Gründen ermordet worden sein.«
    »Sie hat doch gesagt, dass sie verfolgt wurde.«
    »Wer hat nicht das Gefühl, verfolgt zu werden, vor allem im Beruf?«, sagt Vijay und grinst. Er zieht an der Zigarette, wird plötzlich ernst. »Ich meine nur, es kann auch ganz an dere Gründe geben. Eifersüchtiger Freund, unbekannter Ir rer, auf den sie zufällig gestoßen ist, Geld. Du weißt schon. Das Übliche.«
    Er verstummt, nickt bedächtig, sagt aber nichts, als hätte er irgendeine Information, eine Erkenntnis, die er nicht teilen will. Sein Schweigen stört mich. Ich will Anweisungen, konkrete Ratschläge, kein Schmunzeln und Nicken.
    »Was soll ich jetzt tun?«, frage ich deshalb.
    Er sieht mich aus seinen dunklen Augen an, schnippt die Kippe über das Eis und räuspert sich.
    »Die Frage ist wohl eher, was du tun kannst. Wenn du recht hast, geht das hier ja weit in die Vergangenheit zurück. Und obwohl du Stefan vielleicht besser gekannt hast als irgendjemand sonst, hat er dir ja nie etwas darüber erzählt. Oder? Ich kann mir nicht so recht vorstellen, wie du die Wahrheit ans Licht bringen sollst. Du hast schon mit seiner Mutter gesprochen, hast seine alten Freunde getroffen. Das klingt ein bisschen nach Sackgasse. Du musst dich vielleicht ganz einfach mit der Vorstellung abfinden, dass du es niemals erfahren wirst.«
    »Das will ich nicht«, murmele ich und merke, wie sich mein

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