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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schaltete sich ein: »Bitte, meine Herrn. Das Wort hat immer noch der Herr Verteidiger.«
    »Es gibt noch eine Merkwürdigkeit«, machte Manuel wieder sachlich weiter, »die Prüfung der bis zur Anklageerhebung identifizierten Baustellen hat ergeben, dass alle – ich betone: alle – von der Stuttgarter Firma Pottstett-Bau ausgeführt wurden. Ermittlungsakten Seite 599 unten.«
    Während Friesenmeiler wieder blätterte, fuhr Manuel fort: »Man mag dies Zufall nennen oder nicht – aber wenn man davon ausgeht, dass die Baustellen, die wir auf den Bildern identifizieren konnten, aus weitem Umkreis stammen, dann muss es stutzig machen, wenn sich Herr Grauer offenbar immer auf ein und dieselbe Baufirma konzentriert hat. Aber jetzt kommt erst das Wichtigste: Auch der Herr Eckert, vor dessen Baucontainer Herr Grauer umgebracht wurde, ist Beschäftigter dieser Firma Pottstett-Bau. Ermittlungsakten Seite 601 fortfolgende.«
    Ein Raunen ging durch die Zuschauerreihen.
    Staatsanwalt Bändeles scharfe Stimme übertönte es: »Und deswegen hat man später auf Eckert einen Brandanschlag verübt, ganz logisch, Herr Verteidiger«, höhnte er, »vielleicht war das auch der Herr Grauer. Ich finde es ziemlich anmaßend, um es mal vorsichtig zu formulieren, wenn die Verteidigung versucht, das Opfer ins Zwielicht zu rücken. So etwas trägt nicht zur Strafmilderung bei.«
    Muckenhans warf über seine schmale Lesebrille hinweg dem Staatsanwalt einen strengen Blick zu. »Das Wort hat noch immer der Herr Verteidiger.«
    Manuel versuchte, sachlich zu bleiben. »Ich weiß nicht, warum der Herr Staatsanwalt plötzlich diese Schärfe ins Verfahren bringt. Kann es sein oder täusche ich mich, dass ihm vielleicht bewusst wird, dass seine Anklage auf wackligen Beinen steht?«
    Bändele winkte ab und nahm demonstrativ seine Zeitung zur Hand.
    »Die Verteidigung wird sich vorbehalten, zu diesem Fragenkomplex weitere Anträge zu stellen«, kündigte Manuel an, was Beisitzer Friesenmeiler mit Stirnrunzeln quittierte. Bändeles Geduld schien jetzt überstrapaziert. »Sie können Anträge stellen so viel Sie wollen, Herr Verteidiger«, rief er ungeachtet neuerlicher strenger Blicke des Vorsitzenden zu Manuel hinüber, »vielleicht sollte ich die Aufmerksamkeit des Gerichts zwischendurch auf eine andere Seite des Ermittlungsprotokolls richten, die der Herr Verteidiger natürlich vornehm verschweigt.«
    Muckenhans hatte für einen Moment überlegt, ob er den Staatsanwalt zur Ordnung rufen sollte, ließ ihn dann aber gewähren. Auch Manuel hatte offenbar nichts dagegen einzuwenden, zumal er möglichst gleich auf eine Attacke reagieren wollte.
    Bändele blätterte hastig in seinen Akten. »Seite 911«, stellte er schließlich fest, »Protokoll zum Brandanschlag auf den Baucontainer der Firma Pottstett«, las Bändele vor, »am Tatort findet sich ein Streichholzheftchen.«
    Friesenmeiler hatte die Passagejetzt auch entdeckt, während Manuel noch blätterte. Er kannte sie aber längst und war darauf vorbereitet, dass sie irgendwann zitiert werden würde. Deshalb hatte er auch mit seinem Schwiegervater darüber geredet.
    »Es ist ein Streichholzheftchen mit dem Werbeaufdruck eines Wohnmobilhändlers im Remstal«, machte der Staatsanwalt triumphierend weiter. »Und wenn man die Akten genau studiert, dann stößt man irgendwo auf die Feststellung, dass Herr Ketschmar ein Wohnmobil besitzt, an dessen Kennzeichenhalterung abzulesen ist, wo er es gekauft hat.« Bändele blickte in den Zuschauerraum, als müsse er die rund 30 Personen von seiner Auffassung überzeugen. »Er hat das Wohnmobil just dort gekauft, wo dieses Streichholzheftchen herstammt. Ein seltsamer Zufall, wird der Herr Verteidiger jetzt gleich sagen.«
    »Ganz genau so ist es, Herr Staatsanwalt«, erwiderte Manuel schlagfertig, »vielleicht sollten Sie bedenken, dass es im weiten Umkreis nicht gerade viele Wohnmobilhändler gibt. Wahrscheinlich könnte man auf Anhieb einige hundert Kunden aus unserer Gegend ausfindig machen, die ihr Wohnmobil ebenfalls im Remstal gekauft haben.«
    Bändele wurde ärgerlich. »Natürlich, Herr Verteidiger«, gab er süffisant zurück, »Sie verstehen es trefflich, alles ins beste Licht zu rücken – das ist Ihr legitimes Recht, das will ich Ihnen gar nicht absprechen. Aber am Schluss wird sich zeigen, was ein vernünftiges Bild ergibt.«
    Muckenhans wollte wieder eingreifen, entschied sich aber, Bändele vollends ausreden zu lassen: »Die Staatsanwaltschaft hat

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