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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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Tee fertig war. Pak düste mit seinem Stuhl hinüber, stellte den Samowar ab und rollte wieder zurück.
    »Damit ist es klar«, sagte Arni. »Um elf Uhr neununddreißig befand sich die Familie Sayers an der Zahlstelle am südlichen Ende und betrat die Brücke. Sieben Minuten später ereignete sich der Vepuz ...«
    »Wir hatten recht, Felix!« Das kam von Bean. »Deine Eltern haben den kürzeren Weg zur Brücke gewählt.«
    »Woher wissen wir, dass die Zeitmarke nicht für elf Uhr neununddreißig abends steht?«, fragte ich, nur um zu widersprechen. »Vielleicht haben meine Eltern das Lesezeichen von einem Freund, der einen Mitternachtsspaziergang unternahm und es als Andenken an den Y-Tag behielt. Oder vielleicht waren meine Eltern aus irgendeinem Grund um diese Zeit auf der Brücke. Wir wissen schließlich immer noch nicht, was sie an jenem Tag in San Francisco zu suchen hatten.«
    Arni schüttelte kurz den Kopf. »Der Stempelmechanismus zählte vierundzwanzig Stunden durch. In dem Fall würde dreiundzwanzig Uhr neununddreißig darauf stehen.«
    »Na schön.« Ich kehrte zurück zu meiner Couch.
    »In einem aber hast du recht«, fügte Arni hinzu und griff vorsichtig nach dem Lesezeichen. »Es ist ein Andenken. Ein Sammler würde eine Menge Geld dafür bezahlen.«
    »Ich wünschte, ich hätte ein Gegenstück aus Universum A«, meinte der Professor etwas unzusammenhängend, während Arni das Lesezeichen an Pak weiterreichte, der es behutsam an den Kanten fasste. »Als Bihistoriker, meine ich. In Universum A existiert nicht einmal das Institut, jedenfalls nicht mehr, seit ... der Mob – nun, Sie kennen ja die Geschichte. Mein Alter vergeudet seine Zeit mit Küchenutensilien.«
    Ich spürte den unvernünftigen Wunsch, meinen Chef und seine Mission zu verteidigen: die Kreation und Vermarktung von Küchenutensilien, Besteck und sonstigem Schnickschnack in höchster Qualität. »Kennen Sie Wagner?«, fragte ich den Professor.
    »Wir haben uns einmal getroffen. Um herauszufinden, welche Ereigniskette dazu führte, dass er
Wagner’s Kitchen
gründete – die Frage war, ob er auch als Bihistoriker hätte enden können, wäre das Institut in A
nicht
zerstört worden. Ich persönlich führe mein Interesse an dem Thema auf einen Ausflug mit der Highschool ans damalige Institut für Physik zurück.« Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, begann der Professor in langsamen Kreisen um die Couch herumzulaufen, genau wie Bean bei meinem ersten Besuch. »Der Zeitstempel auf diesem Lesezeichen platziert Felix lediglich sieben Minuten vor dem Vepuz mitten im Ereignisradius. Wir können vermutlich über eine Fingerabdruckanalyse beweisen, dass das Lesezeichen Felix’ Eltern gehörte – nur an den Kanten anfassen, Bean ...!«
    »Tut mir leid.«
    »Es handelt sich um unersetzliches historisches und wissenschaftliches Beweismaterial. Daher ist von vorrangiger Bedeutung, dass wir das Lesezeichen für die Nachwelt erhalten und verhindern, dass es in die falschen Hände gerät.«
    »In die Hände von
Past & Future
, meinen Sie? Von James und Gabriella?«, fragte ich.
    Der Professor wischte
Past & Future
beiseite. »Die interessieren mich nicht. Es gibt nur eine Partei, die einen Vorteil davon hat, das Lesezeichen in der Versenkung verschwinden zu lassen. Nur eine Partei begegnet der Forschung über die Existenz multipler Universen und dem Gedanken, dass jeder Durchschnittsbürger sie erschaffen könnte, mit Misstrauen. Sie ist es auch, glaube ich, die versucht hat, den Computer Ihrer Eltern in Carmel zu löschen.«
    »Das DIM, meinen Sie? Sie wollen verhindern, dass das Lesezeichen in die Hände des Rats für Forschungssicherheit fällt?«, fragte ich nach. »Wie stellen wir das an?«
    »Das schaffen wir nicht ohne fremde Hilfe, fürchte ich. Lassen Sie mich nachdenken.«
    Er dachte weiter nach. Im Kreis.

    »Niemand spricht gern darüber«, verkündete Professor Maximilian in die erwartungsvolle Stille hinein und blieb stehen. »Aber Professor Singh erzählte mehrere Monate lang niemandem etwas von der Verbindung zwischen A und B, während er – oder besser
sie,
die beiden Singhs nämlich – daran arbeiteten, das Informationsaustauschsystem ausreichend zuverlässig zu machen. Sie schickten Notizen hin und her. Als die Welt endlich die Wahrheit erfuhr, war ich fünfzehn Jahre alt – und lassen Sie es sich gesagt sein, es waren aufregende Zeiten. Die ersten Versuche, ein Ei hinüberzuschicken: Fehlschlag,

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