Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
sein kann.«
Senna kletterte als Erste die Strickleiter hinauf. Oben angekommen, schob sie sich durch das Bodenloch und rutschte rückwärts hinein, um für Finian Platz zu machen. Sein Kopf tauchte in der Öffnung der Plattform auf. Er schob sich hindurch, zog die Strickleiter hoch und schloss die Luke.
Die hölzerne Plattform war etwa drei Schritte breit und umschloss sichelförmig den dicken Stamm. Die Nacht war vollkommen still, nur die Blätter raschelten beständig in der leichten Brise.
Finian setzte sich an den Rand des Bodens und ließ die Beine hinunterbaumeln, während die Nachtwinde wie Federn über das Land strichen. Er schaute Senna an, streckte den Arm aus und zog fragend die Brauen hoch. Sie lächelte und schlüpfte an seine Seite. Finian schlang den Arm um ihre Schulter und wies mit dem Finger auf das Tal, das unter ihnen lag.
»Siehst du das Land dort unten, Senna?«
»Ja, das sehe ich.«
»Es gehört deinem Bruder.«
Ihr Lächeln verschwand. »Was?«
»Wusstest du nicht, dass er hier Land besitzt?«
»Nein.« Sie ließ den Blick schweifen. »Will spricht niemals über das, was er tut. Ich habe keine Ahnung, was er jemals erworben hat. Oder verloren.«
»Nein? Nun, ich dagegen brauche niemanden, der es mir sagt. Euer König Edward hat das Land genommen und es jemandem zugesprochen, dem er einen Gefallen schuldete. Deinem Bruder.«
Beide starrten auf das große Haus, das inmitten des Tals lag. Im Umkreis von etwa einer Meile waren die Wälder abgeholzt worden, und in der Mitte dieser Lichtung war ein hoher Hügel aufgeschüttet worden. Auf ihm war das herrschaftliche Haus errichtet worden, umgeben von einer Palisade aus gespitztem Holz.
Zudem lag am Fuße des Hügels ein kleines Dorf – ein paar Außengebäude, einige Hütten und Scheunen. Zu dieser nächtlichen Stunde war kein Dorfbewohner zu sehen, aber der mit Heu beladene Karren vor einem kleinen Stall bewies, dass es sie gab.
»Warum sagst du mir das?«
»Senna, möchtest du immer noch nach Hause?«
»Oh.«
»Was zieht dich dorthin zurück, Mädchen? Dein Geschäft, die Jagd nach Geld?«
»Nein, ist es nicht«, widersprach sie, obwohl sie eigentlich keinen Grund dazu hatte. Seine Worte hatten genau den Kern getroffen. »Welche Wahl habe ich denn?«
»Du könntest bei mir bleiben.«
Senna war klar, dass sie schockiert aussah. Der Mund stand ihr offen, und sie hatte die Augen aufgerissen, aber sie konnte ihre Überraschung einfach nicht verbergen. Finian wirkte vollkommen gleichmütig, als er ihren Blick erwiderte. Er hätte sie auch bitten können, ihr bei Tisch das Brot zu reichen.
»Wie bitte?«, brachte sie mühsam hervor.
Er streckte die Hand nach ihrem Haar aus und wickelte sich eine Strähne um die Finger. Dann beugte er sich über Senna und küsste sie leicht auf den Nacken. Rau tanzten die Worte über ihre Haut, als seine Lippen ihren Nacken streichelten. »Willst du bei mir bleiben?«, wisperte er.
»Ich ... ich ...«
Finian fuhr mit der schwieligen Fingerspitze an ihrer Kehle hinunter und hielt kurz über dem Tal zwischen ihren Brüsten inne. »Ist das ein aye?« , fragte er lächelnd.
Wie beschämend, dass ein einziger Ire es fertigbrachte, ihr jeden klaren Gedanken zu rauben. Sogar die Verwalter des königlichen Haushalts und die Kanzler der Abtei St. Markus waren vor ihrem Verhandlungsgeschick in die Knie gegangen. Finian fragte einfach nur Willst du? , und sie stammelte praktisch unter Tränen ein Ja.
Finian lehnte sich nach vorn und forderte ihre Lippen. Sie bohrte den Zeigefinger in seine Brust und hielt ihn auf Abstand.
»Nein«, korrigierte sie, »das ist es nicht. Warum fragst du?«
Er sah erschrocken aus und kratzte sich am Kopf. »Warum? Du fragst, warum?«
Das hatte sie wirklich noch nie gesehen: ein kluger Mann, der sich durch eine solch einfache Frage aus der Fassung bringen ließ.
»Ja, das frage ich dich«, bekräftigte sie. »Also: warum?«
»Warum ...«, er blickte sich ungläubig um, »... weil es im Anwesen deines Bruders nicht sicher ist.«
»Warum hast du es dann überhaupt erst vorgeschlagen?«
»Damit du die Wahl hast«, brummte er, »damit ich vielleicht einen winzigen Hauch anders sein kann als andere Männer.«
Einen winzigen Hauch. Ihr war zum Lachen zumute. Finian war wie ein Stern, den man durch diese neuartigen Gläser betrachtete, durch die man alles größer und genauer sehen konnte. Es war hoffnungslos. Sie war in jemanden verliebt, der die unbeholfenen Bekundungen
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