Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
hätte.
In der Nacht ihrer Flucht hatte sie ihm ein Bündel Pergamente gegeben: ihre Aufzeichnungen, übersät mit ihren schönen, verrückten Zeichnungen. Für meine Tochter, an ihrem Hochzeitstag. Nur für den Fall , hatte sie gewispert, und diesmal war ihr Lächeln tränenüberströmt gewesen.
Dann war sie zum Tor hinausgeschlüpft und war um ihr Leben gerannt.
Zehn Jahre später hatte Pentony ihr diesen letzten Wunsch erfüllt und ihrer Tochter die Pergamentpapiere gesandt. Im Schutze der Dunkelheit und so eingepackt, dass es wie ein Geschenk eines unbekannten schottischen Großvaters aussah. Am Vorabend ihres Verlöbnisses, in ihrem fünfzehnten Lebensjahr, ging das letzte Geheimnis der Wishmés auf Senna über. Sie wurde zum einzigen Menschen, der in der Lage war, diese wunderschönen Waffen herzustellen.
Und in diesem Augenblick gab es zwei Dinge, deren Pentony sich vollkommen sicher war: Rardove würde diesen Krieg niemals aufhalten – er konnte es vermutlich auch gar nicht mehr –, und Senna war so gut wie tot.
Es würde ihr wie ihrer Mutter ergehen.
Pentony verharrte noch einen Moment auf seinem Beobachtungsposten, bevor er aus dem Schatten trat und eilig die Halle durchquerte.
Kapitel 57
D ie Nacht kroch ereignislos dahin. Das einzig Bemerkenswerte waren die Heere, die rund um die Festung des Barons ihre Lager aufgeschlagen hatten. Zelte und kleine Feuer erhellten die Ebene vor der Burg, deren Schweigen hin und wieder von den Rufen und dem Lachen der Soldaten gestört wurde.
Im Westen, an den Hängen der zur Abtei gehörenden Hügel, kampierten die Iren. Eigentlich war die offene Feldschlacht nicht so sehr ihre Sache, aber in diesem Fall handelte es sich um eine außergewöhnliche Bedrohung.
Weit nach Mitternacht hockte Rardove in der großen Halle in sich zusammengesunken auf einer Bank vor dem Feuer, das nur noch mit kleiner Flamme brannte. Betrunken, wie er war, konnte er kaum glauben, in welcher Lage er sich befand. Mit den langen, dürren Fingern trommelte er sich auf den Oberschenkel. Die Ereignisse des Tages zwangen ihn, so eindringlich über sich selbst nachzudenken, wie er es nicht mehr getan hatte, seit er das erste Mal stoßend und zitternd in einer Hure explodiert und vollkommen erschöpft und überzeugt gewesen war, dass er dies und nichts anderes mehr von der Welt erwartete.
Wieder gönnte er sich einen ordentlichen Schluck Wein, und stierte dann vor sich hin. Seine ganze Welt war in sich zusammengestürzt. Alles, was er jemals gewollt hatte, war zu einem Fluch oder vernichtet worden. Elisabeth, seine einzige echte Liebe: fort. Er fühlte, wie der Herzschmerz in ihm aufwallte, der Schmerz, der niemals aufgehört hatte, in ihm zu pochen, auch zwanzig Jahre später nicht.
Wie hatte sie Gerald de Valery ihm vorziehen können? Für eine kurze Zeit hatte er geglaubt, diese Schlacht für sich entschieden zu haben. Denn sie war zu ihm gekommen, oder etwa nicht? Mit einem großen Risiko für seine eigene Person hatte er sich die irischen Ländereien gesichert. Für sie. Sie hatte färben wollen, und er hatte ihr die berühmtesten Farbstoffe der ganzen Gegend verschafft. Und endlich war sie zu ihm gekommen. Hatte de Valery um seinetwillen verlassen.
Rardove hatte nichts anderes vom Leben erwartet, als sie um sich zu haben. Ihr zu lauschen, ihre Bewegungen zu beobachten. Und ein ganzes gesegnetes Jahr lang hatte sein Traum sich erfüllt.
Dann war sie geflohen. Und dabei gestorben.
Herrgott, wie sehr er sie vermisste. Es traf ihn hart, als er bemerkte, dass sie fort war. Mit der Rezeptur. Sie hatte also gar nicht ihn gewollt.
Natürlich musste Rardove sie töten. Musste sie zur Strecke bringen, bevor sie es bis zum Schiff schaffte. Ihm war keine Wahl geblieben. Keinesfalls durfte er sie mit der Rezeptur entkommen lassen.
Aber am Ende hatte sich gezeigt, dass sie die Rezeptur nicht hatte. Er hatte nichts bei ihr gefunden. Auch nicht in der Burg, die er nach seiner Rückkehr durchsucht hatte. Keine verschlüsselten Anweisungen, keine niedergeschriebenen Hinweise, wie diese wunderbaren, gefährlichen Farbstoffe, die sie – die letzte der Färbehexen – für ihn hergestellt hatte.
Und jetzt hatte er ihre Tochter. Senna war in der Kammer über ihm, nur die steinerne Treppe hinauf, und trieb ihn in den Wahnsinn. Sie war ein lebendiges, atmendes Problem. Eine Frau, die er wahrscheinlich nicht in Schach halten konnte. Die ganz anders war als ihre sanfte, liebevolle Mutter, abgesehen davon,
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