BIANCA EXKLUSIV Band 0173
das?“
„Seine Sekretärin. Schon seit vielen Jahren. Er hat sie von SunCorp. mitgebracht.“ So hatte seine Firma geheißen, bevor er sie in Adair Industries umbenannt hatte. „Soweit ich weiß, vertraut Adair ihr mehr als jedem anderen Menschen.“
„Interessant. Und die Notizen sind jetzt in deinem Besitz?“
„Sherry, ich kenne eine Menge Leute. Es gibt welche, die entfernen sich selten mehr als fünf Schritte von ihrem Computer.“
Hacker, dachte sie unwillkürlich, er hat Hacker eingesetzt. Warum nicht. Wenn es weiterhilft. „Wohin fährt er genau? Hast du eine Adresse?“ Inzwischen war sie hellwach und fingerte in ihrer Nachttischschublade nach Notizblock und Stift. „Okay, leg los.“
Rusty zögerte. „Anstatt dir die Wegbeschreibung per Telefon durchzugeben, könnte ich doch in ein paar Stunden vorbeikommen und dich hinfahren. Was hältst du davon?“
„Du hast schon genug für mich getan, Rusty. Außerdem kann ich ganz gut allein auf mich aufpassen.“
Er hustete verlegen. „Falls es dir entgangen sein sollte, du bist schwanger.“
„Schwanger sein heißt nicht, dass ich kein Lenkrad halten kann, oder dass ich plötzlich vergessen habe, wie man um eine Ecke biegt.“
„Ich habe dich fahren sehen, Campbell.“ Er lachte schroff. „Aber falls du plötzlich doch keine Lust mehr hast, allein zu fahren, du weißt ja, wo du mich finden kannst. In den Armen des schönsten Models weit und breit.“
„Was anderes habe ich nicht erwartet“, bemerkte sie lachend und legte auf.
Seufzend presste Sherry die Fäuste in die Seiten und manövrierte sich in eine Sitzposition.
Adair.
Die Erinnerung an ihn durchfuhr sie wie der Blitz. Das Gesicht des Mannes in ihrem Traum. Eigentlich hatte sie geglaubt, dass es zu Drew gehörte. Aber es war Adairs Gesicht gewesen.
Erschrocken riss sie die Augen auf, bevor sie den Gedanken entschlossen zur Seite schob. Ihr Hirn hatte offenbar zwei Ereignisse in ihrem Leben kurzgeschlossen. Oder sie hatte halluziniert. Was hatte Adair denn schon zu bieten außer einem Haufen Geld? Nichts, antwortete sie sich selbst. Okay. Geld. Und außerdem sieht er gut aus, fügte sie hinzu. Beides bedeutete ihr nicht besonders viel. Der nächste Mann, dem ich mich anvertraue, muss stark, sensibel und fürsorglich sein, dachte sie weiter.
Eine Portion Humor würde auch nicht schaden. Und was das Aussehen anging, sie wusste genau, welche Bedeutung das hatte. Hübsche Gesichter waren typisch für oberflächliche Hohlköpfe. Drew war das beste Beispiel dafür.
Sherry seufzte noch mal tief auf und machte sich auf den Weg ins Bad.
Der Ort gefiel ihm.
Die Zimmer mit Wänden aus massivem Holz. Die spärliche Möblierung. Viel Platz drinnen und draußen. Das Meeting mit den Anwälten hatte den Geschäftsabschluss unter Dach und Fach gebracht, und danach war er die ganze Nacht über gefahren, um so schnell wie möglich anzukommen. Es lohnte sich.
Sin-Jin schaute durch das Panoramafenster auf die Berge und auf den Hubschrauberlandeplatz, wo sein privater Helikopter stand. Heute würde er ihn nicht benötigen. Heute wollte er nichts weiter, als hierbleiben und zur Ruhe kommen.
Kein Zweifel, es hatte etwas Erhabenes an sich, allein in der Wildnis zu leben. Obwohl er gern allein war, wollte er auf seine Bequemlichkeit jedoch nur ungern verzichten. Zugegeben, er hatte überlegt, sich kein Telefon anzuschaffen. Aber am Ende hatte sein Sinn für das Praktische das Verlangen nach Einsamkeit besiegt, und er hatte einen Kompromiss geschlossen. Allerdings kannte nur Mrs. Farley seine Telefonnummer.
Ihr vertraute er blind. Niemals würde sie in sein Privatleben eindringen. Sein Privatleben war ihm heilig. Deshalb hatte er einen gewissen John Fletcher als Besitzer der Berghütte ins Grundbuch eintragen lassen. Niemand konnte ahnen, dass er sich heute hier aufhalten würde.
Mrs. Farley und er kannten sich schon seit einer Ewigkeit. Viel länger, als man im Allgemeinen annahm. Auf jeden Fall kannte er sie schon, bevor er seine Geschäftskarriere begonnen hatte. Anders als sein Onkel hatte Edna Farley sein Leben positiv beeinflusst. Bei ihr hatte er zum ersten Mal im Leben das Gefühl gehabt, dass er wichtig war.
Wer weiß, wie mein Leben ohne sie verlaufen wäre, grübelte er.
Er verdankte ihr viel. Vor Jahren hatte er ihr das zu verstehen gegeben, aber sie hatte nicht mehr von ihm verlangt als einen Job, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen konnte. Es wäre nur recht und billig
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