BIANCA EXKLUSIV Band 0181
steuerte so, dass sie sanft zu ihr hintrieb, legte die Riemen ins Boot und beugte sich über die Seite. „Komm, Fancy!“
Einfach war es nicht, aber nach mehreren Versuchen schaffte sie es, die Hündin an Bord zu ziehen. Das Boot schwankte wie verrückt, und Fancy nahm, als sie wieder auf allen vieren stand, als Erstes die Gelegenheit wahr, sich ordentlich zu schütteln. Mit dem Ergebnis, dass sie Paige bis auf die Haut durchnässte.
„Sitz, du dusseliger Hund! Fancy, sitz! Wir müssen wieder zurück.“ Ein prüfender Blick zur Seite ergab, dass sie schon fast auf einer Höhe mit der Landspitze waren.
Paige ergriff sofort die Riemen und begann, mit kräftigen, gleichmäßigen Schlägen zurückzurudern. Um sich aufzumuntern, erklärte sie Fancy: „Es ist nur eine Frage der Zeit. Wenn ich am Ball bleibe, kommen wir schon irgendwann an.“
Doch jetzt machte sich die Strömung erst richtig bemerkbar, und das schwere Schlauchboot bot dem Wind eine gute Angriffsfläche. Nach zehn Minuten blickte Paige hoch und sah mit bösen Vorahnungen, wie weit es tatsächlich noch war. Sie kam nur so gerade eben gegen die vereinte Kraft von Wind und Strömung an. Sollte der Wind auffrischen oder die Strömung stärker werden, würde sie den Kampf unweigerlich verlieren.
Sie biss die Zähne zusammen und ruderte gleichmäßig weiter, um das Boot mit jedem Schlag ein kleines Stückchen näher an Land zu bringen.
Wo blieben nur die vielen Ausflügler, die gewöhnlich in der Bucht herumschipperten? Einzelne Segel und ein paar Motorboote waren zwar zu sehen, aber viel zu weit weg, als dass sie sich ihnen hätte bemerkbar machen können.
„Die haben sich gegen mich verschworen“, sagte sie laut und musste über die absurde Vorstellung lachen.
Allmählich taten ihr Hände und Schultern von der ungewohnten Anstrengung weh, doch sie ließ sich nicht beirren. Dann fing Fancy aufgeregt an zu bellen. Paige schaute auf. Ein Motorkreuzer kam um die Landspitze herum, die die Kohlpalmenbucht von der Bucht trennte, an der Marcs Haus lag.
Paige winkte wie wild und sagte erleichtert zu Fancy: „Na siehst du, altes Mädchen, alles okay. Jetzt sind wir gerettet.“
Das Motorgeräusch veränderte sich. Offenbar hatte der Kapitän sie bemerkt und kam ihr zu Hilfe. Vorsichtshalber ruderte sie trotzdem weiter. Der Kreuzer kam immer näher. Paige runzelte die Stirn. Kannte sie das Schiff nicht? Als sie dann Marc hinter dem Steuer stehen sah, fing ihr Herz wie wild an zu pochen.
Mit bebenden Händen holte sie die Riemen ein und wartete, während Marc das schwere Motorboot geschickt um sie herum manövrierte. Einmal musste sie etwas mit den Riemen korrigieren, aber dann trieb sie sacht gegen sein Heck.
Marc eilte die Treppe hinunter und zog das Beiboot mit Paige und Fancy mit einem einzigen kräftigen Ruck auf die Tauchplattform, die nur wenig über dem Wasserspiegel lag.
„Bist du okay?“, fragte er wütend.
Paige hielt seinem Blick stand. „Ja, es ist alles in Ordnung.“
„Dann steig aus. Ich kümmere mich um Fancy.“
Das war leichter gesagt als getan. Als sie sich aufrichtete, gaben die Beine unter ihr nach. Daraufhin packte Marc zu und hob sie ins Cockpit. Nur mit allergrößter Mühe schaffte es Paige, aufrecht sitzen zu bleiben. Am liebsten hätte sie sich einfach hingelegt.
„Alles okay“, sagte sie leise. „Was ist mit meinen Beinen los? Die Arbeit mussten doch Arme und Schultern machen.“
„Du stehst unter Schock.“ Marc legte sie auf eine der gepolsterten Bänke. „Bleib liegen. Ich bin gleich wieder da.“ Dann ging er das Beiboot vertäuen.
Fancy hatte sich schon erholt und sprang aufgeregt an seinen Beinen hoch, bis er streng mit ihr sprach. Paige beobachtete das Spiel seiner Muskeln, als er mit dem Boot und dem Seil hantierte. Sie fand es seltsam, dass sich ihr Verlangen selbst in diesem Moment regte, als sie völlig erschöpft und kraftlos war.
Schließlich richtete Marc sich auf und sah ihr in die Augen: „Warum hast du keinen Anker geworfen und gewartet, bis dich jemand abholt?“
„Das Boot hat keinen Anker.“
Er presste die Lippen zusammen. Dann fluchte er laut und sagte: „Das tut mir leid. Ab sofort bekommt es einen.“
In diesem Moment schüttelte sich Fancy, bis sie trocken war. Paige sah zu, wie Marcs edles, frisch gebügeltes Baumwollhemd und die maßgeschneiderte Hose über und über mit Tröpfchen besprenkelt wurden, und begann zu lachen. Einen herrlichen Augenblick lang schien ihr das Leben
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