Bianca Exklusiv Band 229
„Lesen Sie Seite acht.“
Sie schlug das Magazin auf und erblickte ein großes Foto mit der Überschrift „Der entthronte Prinz Randolph“. Zunächst traute sie ihren Augen nicht. Es konnte unmöglich der Mann sein, der ihr gegenübersaß. Doch die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen, und allmählich begriff sie. „Aber … aber Sie sind doch Mr Holsson.“
„Ich fürchte, der existiert nicht. Ich bin – ich war – Kronprinz Randolph von Ellurien. Dann stellte sich heraus, dass mein Vater nicht rechtsgültig mit meiner Mutter verheiratet war. Kurz gesagt, ich bin unehelich geboren und kann daher nicht Thronfolger werden.“
„Aber was hat das alles mit mir zu tun?“
„Sagen wir mal, dass Sie Ihrem Großvater Unrecht getan haben. Seine Geschichten waren nicht erfunden. Sie sind ein direkter Abkömmling des Königshauses von Ellurien.“
„Oh, bitte, verschonen Sie mich mit solchem Unsinn. Sie wollen mich nur aufziehen. Sie sind von der Fernsehsendung ‚Versteckte Kamera‘ oder so.“
„Dorothea, ich will Sie nicht aufziehen. Die Angelegenheit ist sehr ernst. Ihre königliche Abstammung reicht über hundert Jahre zurück, bis zu Herzog Egbert, dem Bruder des damaligen Königs. Er heiratete eine englische Lady und zog mit ihr nach England. Sie hatten eine Tochter, Dorothea, die einen Mann namens Augustus Hebden heiratete, und Sie sind deren Ur-Ur-Urenkelin.“
„Dann heißen wir eben beide Dorothea. Das ist nur ein Zufall.“
„Der Name taucht in jeder Generation auf. Er kommt in der Königsfamilie von Ellurien ebenso häufig vor wie in Ihrer.“
„Na ja, meine Großtante hieß auch so. Aber woher wissen Sie das?“
„Weil ich Nachforschungen angestellt habe.“
„Aber wenn ich von einem Herzog abstamme, wieso führe ich dann ein schäbiges Lokal?“
„Egbert war ein Verschwender. Er brachte das Geld seiner Frau durch und ebenso das seines Schwiegersohnes. Danach ging es abwärts mit diesem Zweig der Familie. Und Sie führen das schäbige Lokal nicht mehr. Jetzt sind Sie Ihre Königlich Hoheit, Prinzessin Dorothea, Thronerbin von Ellurien und meine Cousine fünften Grades.“
„Wir sind verwandt?“
„Sehr entfernt.“
Forschend starrte sie ihn an. „Sie haben das alles inszeniert!“
„Um Sie nach Ellurien zu bringen. Erwarten Sie nicht, dass ich mich entschuldige. Ohne Sie wäre Harold von Korburg der nächste Anwärter, und wenn er den Thron besteigt, bedeutet es das Ende für mein Land. Ellurien ist sehr reich an Bodenschätzen, und Harold ist gierig. Er würde den Grund und Boden verhökern und nichts für das Volk übrig lassen. Sie müssen einfach die Königin werden. Alles andere ist undenkbar.“
„Für Sie vielleicht. Wer hat Ihnen das Recht gegeben, mich zu kidnappen?“
„Ich habe Sie nicht …“
„Oh doch! Sie haben mich mit einem Sack voller Lügen in dieses Flugzeug gelockt.“
„Das stimmt allerdings“, gestand Randolph ein. „Weil die Lage so verzweifelt ist, Dorothea.“
„Nennen Sie mich nicht so. Ich heiße Dottie.“
„Nicht mehr. Seit zehn Minuten befinden wir uns im Luftraum von Ellurien, und in diesem Land sind Sie Prinzessin Dorothea.“
„Dann hören Sie mir mal gut zu. Prinzessin Dorothea verlangt, den britischen Konsul zu sprechen.“
„Der Befehl Eurer Königlichen Hoheit wird befolgt, sobald wir gelandet sind. Übrigens habe ich elegantere Kleidung an Bord bringen lassen. Darf ich vorschlagen, dass Sie sich für Ihren ersten Auftritt vor Ihrem Volk ziemlich kleiden?“
Dottie blickte ihn störrisch an. „Sie haben Nerven! Ich lasse mir doch von Ihnen nicht vorschreiben, was ich anziehe! Ich trete als Dottie Hebden auf, weil ich das bin. Und wenn das nicht gut genug für Sie ist, dann schicken Sie mich gleich wieder nach Hause. Das ist mir nur recht.“
Ein Steward erschien. „Sir“, sagte er zu Randolph, „der Kapitän lässt ausrichten, dass wir in wenigen Augenblicken landen werden.“
Randolph dankte ihm und drängte Dottie, sobald sie wieder allein waren. Es bleibt nicht viel Zeit. Bitte ziehen Sie das Kleid an. Ihr Volk erwartet, dass Sie Ihrer Position gemäß aussehen.“
„Sie wollen also sagen, dass ich jetzt nicht so aussehe.“
„Allerdings nicht“, bestätigte er und unterdrückte ein Seufzen angesichts ihrer knappen Shorts.
„Gut. Dann machen die Leute sich wenigstens nicht die Hoffnung, dass ich bleibe.“
„Aber Dottie – Dorothea …“
„Dottie reicht.“ Als er verzweifelt seufzte,
Weitere Kostenlose Bücher