Bianca Extra Band 01
Joni hinterher die Treppe hinauf. Als sie das Kinderzimmer fast erreicht hatten, überholte Darius sie, ohne sich um Anstandsregeln zu kümmern, und rannte ins Zimmer.
Gino lag im Gitterbett und weinte. Darius streckte die Hände nach ihm aus und hob ihn in seine Arme. „Hey, Kleiner, was stimmt denn nicht?“
„Ich habe schon den Kinderarzt angerufen“, sagte Mrs Tucker. „Er kommt gleich.“
Gino kuschelte sich an Darius und weinte noch mehr.
„Ich konnte ihn nicht dazu bringen, seine Flasche zu trinken, und jetzt hört er nicht auf zu weinen.“ Mrs Tuckers Stimme klang ängstlich und angespannt. „Ich bin keine Nanny, und mein einziges Kind ist schon über dreißig. Ich habe keine Ahnung, was er hat.“
Whitney blickte zu Gino, der über Darius’ Schulter lag. „Kann ich ihn halten?“
Darius’ Blick traf ihren, und noch in derselben Sekunde bereute er das. Gedanken an den Kuss waren plötzlich überall, und Verlangen stand greifbar zwischen ihnen. Er konnte nicht glauben, dass er sein Versprechen sich selbst gegenüber gebrochen hatte. Die Chemie zwischen ihnen war nun einmal unglaublich. Er hatte nicht widerstehen können.
Aber sie konnten es sich nicht leisten, diesem Verlangen nachzugeben, und dieser Kuss würde Folgen haben. Besonders für den kleinen Jungen, wenn Darius sich nun nicht richtig verhielt.
Er schluckte und übergab ihr Gino. „Hier.“
Nachdem sie das Baby im Arm hatte, betrachtete sie sein Gesicht, legte ihre Hand auf seine Stirn und schaute in seinen Mund. „Ich glaube, er bekommt einen Zahn.“
Darius starrte sie wütend an, weil sie es so leicht zu nehmen schien. „Ich finde, wir sollten das den Arzt entscheiden lassen.“
„Ach, natürlich!“, erwiderte sie und gab ihm das Baby wieder. „Ich meinte nur, dass es keinen Grund zur Panik gibt, während wir auf den Arzt warten.“
Mrs Tucker entspannte sich sichtlich. „Darauf hätte ich auch kommen können. Aber diese Zeit ist bei mir schon so lange her.“ Sie ließ sich auf den Schaukelstuhl sinken. „Wenn ich einen Vorschlag machen darf: Ich finde, wir sollten so bald wie möglich eine Nanny einstellen.“ Sie seufzte tief, und Darius wurde sich bewusst, wie sehr sich die Arme gesorgt haben musste.
Doch dann betrachtete er Whitney genauer und fragte sich, wie viel sie über Babys wusste. Sie hatte gesagt, dass sie verheiratet gewesen war, aber sie hatte keine Kinder erwähnt. Hatte sie vielleicht Kinder, und ihr Mann hatte das Sorgerecht bekommen? Dafür musste es Gründe geben. Wenn es etwas Schreckliches in ihrer Vergangenheit gab, weshalb man ihr das Sorgerecht entzogen hatte, dann wollte Darius wissen, was es war.
„Ich gehe wieder zurück in die Küche“, verkündete Mrs Tucker.
„Wir kommen schon klar“, antwortete Darius. Außerdem wollte er mit Whitney allein sein. Er setzte sich in den Schaukelstuhl. Gino kuschelte sich an ihn. Der Kleine schniefte noch immer, aber er schien bei ihm Trost zu finden. Darius wurde warm ums Herz. In nur zwei Tagen hatte sich das Baby in sein Herz geschlichen.
Aber das war nur ein Grund mehr, Ginos anderen Vormund zu kennen. Sein Vater mochte Whitneys Ernennung zugestimmt haben, aber er hatte ja auch nicht damit gerechnet, so bald zu sterben. Vielleicht hatte er einfach Missy besänftigen wollen. Nachdem sie die Tochter seines Freundes und die Freundin der Mutter seines Sohnes war, hatte er womöglich nicht gründlich genug ihre Vergangenheit beleuchtet.
„Wie kommt es, dass du so viel über Babys weißt?“
Sie ging zum Fenster, ohne jedoch zu antworten.
„Ich kann einen Privatdetektiv auf dich ansetzen, das weißt du doch, oder? Oder einfach raten. Eine Frau, die verheiratet war, aber das Sorgerecht für ihre Kinder an ihren Mann verloren hat, hat wahrscheinlich eine Leiche im Keller.“
Sie sog die Luft ein, weigerte sich aber, ihn anzusehen. Darius kniff die Augen zusammen. Verdammt! Wenn er ihre Hilfe nicht so sehr gebraucht hätte, hätte er schon früher bemerkt, dass etwas nicht mit ihr stimmte. Sie hatte sich gegenüber Gino richtig merkwürdig verhalten. Er hätte auf seine innere Stimme hören und sie mit seinem Verdacht konfrontieren sollen. Doch noch war es nicht zu spät.
„Sag lieber nichts. Geh auf dein Zimmer und pack deine Sachen. Denn ich werde das Testament anfechten. Ich halte dich von meinem Baby fern.“
„Nicht.“ Sie drehte sich um, ihr Blick voller Schmerz. Er konnte leicht erraten, warum.
„Warum nicht? Willst du nicht,
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