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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Stunden da und wartet auf sie.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Katzentisch. »Manchmal sitzt er auch drüben im Queen’s Pub, weil er dort rauchen darf, aber wenn Sophie noch was zu essen braucht, dann kommt er zu uns.«
    Felix könnte seine Frau begleiten, sie aktiv unterstützen, Plakate kleben, Unterschriften sammeln oder was sonst im Wahlkampf anstand. Warum sollten Männer nicht das Gleiche für ihre Frauen tun, was Frauen schon lange taten? Doch dann sah ich mir den einsamen Felix an und wusste, dass es in diesem Fall nicht um Gleichberechtigung ging. Er war nicht der Typ fürs Getümmel. Er war einer von den Stillen, einer von denen, die sich im Schatten wohler fühlten als im Licht. Ob Sophie ihn vor ihrer Entscheidung, zu kandidieren, um Rat gefragt hatte? Ob es ihr reichte, dass er wie heute auf sie wartete? Ob sie sich mehr Unterstützung wünschte, aber wusste, dass sie diese nicht bekam?
    Ehen waren von außen so wenig zu durchschauen wie Familien.
    Â»Mit der Spedition hat der Felix nie Glück gehabt«, machte mein Vater weiter. »Manchmal ist es nicht gut, wenn die Eltern die Kinder in die Nachfolge zwingen, gell, Katharina?«
    Endlich lächelte er mal ein bisschen. Im Gegensatz zu Martha hatte Edgar schon lange akzeptiert, dass ich die Linde nicht übernehmen würde.
    Â»Eigentlich hat der Felix ja Schreiner werden wollen. Aber der alte Ketterer hat halt gemeint, dass die Spedition das bessere Geschäft ist. Ist ja auch ganz gut gelaufen, solange sie noch für die Glashütte gefahren sind. Früher mal tausend Beschäftigte, der größte Arbeitgeber von Achern, am Ende waren es noch zweihundert, und dann von einem auf den anderen Tag Schluss. Obwohl der Standort schwarze Zahlen geschrieben hat. Aber bei diesen internationalen Konzernen geht’s doch bloß um Umsatz, um Konzentration, um Effizienz. Denen ist das egal, wenn sie so einen Traditionsbetrieb dichtmachen. Und denen ist es egal, wenn dann so eine kleine Spedition vor die Hunde geht. Im Nachhinein kann man immer sagen, dass es falsch war vom Felix, sich so auf die Glashütte zu konzentrieren. Aber ehrlich gesagt, keiner hat damit gerechnet, dass sie den Standort komplett dichtmachen. Ein Schock war das für die Region, ein echter Schock. Und wenn dann wie beim Felix so einiges zusammenkommt, dann kannst du schon den Boden unter den Füßen verlieren.«
    Â»Vielleicht ist es gut, wenn er den Laden dichtmacht. Ein Neuanfang schadet den wenigsten.«
    Mein Vater schüttelte sein weißes Haupt. Früher waren seine Haare so rot gewesen wie meine, und lange hatten sich im Grau rote Sprenkel gehalten, aber die letzten Jahre hatten ihn ganz weiß werden lassen.
    Â»Neuanfang, das Wort klingt nur schöner als Bankrott«, meinte er. »Und ein Bankrott tut keinem gut, da lässt jeder Federn. Und dann mit einer Frau wie Sophie. Da denkt doch jeder im Dorf, er ist ein Waschlappen. – Was ist jetzt, Katharina? Redest du mit der Mama?«
    Ich nahm den letzten Schluck Bier und suchte weiter nach einem Ausweg.
    Â»Und wenn du auf dem Wohnzimmersofa schläfst?«, fiel mir ein. »Vielleicht ist sie morgen früh schon wieder ganz die Alte?«
    Edgars Blick war empört und herzerweichend zugleich, ich konnte mich nicht länger vor dem Gespräch drücken. Ich stand auf, schlurfte hinter die Theke, stellte meine Bierflasche in den Kasten, wischte einmal über den Tresen und stapelte die Bierdeckel ordentlich.
    Wahrscheinlich, dachte ich, als ich mich endlich auf den Weg nach oben machte, wollte meine Mutter sowieso nicht mit mir reden. Also: einmal klopfen, Mama-was-ist-los fragen und nach ihrem Lass-mich-in-Ruh die Mission abbrechen.
    Auf dem Weg zur Treppe signalisierte ein Gast von Tisch zwei, dass er bezahlen wollte, gleichzeitig wurde die Tür aufgerissen, und Sophie stürmte herein. Ihr »’n Abend miteinander« füllte die ganze Gaststube mit frischer Energie. Sie stiefelte auf Felix’ Tisch zu, küsste den Gatten zärtlich, rief »Edgar, eine Weißweinschorle!«, schob den Stuhl herzhaft zurück, setzte sich aber nicht, sondern kam auf mich zu.
    Â»Ich weiß, dass die Küche zu hat, Katharina. Aber ich hab seit heute Mittag nichts gegessen, mir hängt der Magen in den Kniekehlen. Eine Suppe, ein Salat, irgendwas, das schnell geht. Meinst du, das lässt sich machen?«
    Eine rein rhetorische

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