Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
Vom Netzwerk:
die Küche.«
    Sie platzierte den Teller zwischen den Oberschenkeln, drehte sich mit der Gabel eine mundgerechte Portion Spaghetti und verschlang sie mit Genuss. Ich spülte Topf und Pfanne aus und wischte den Herd sauber.
    Â»Was hat eigentlich die Hedwig Lang gegen dich?«, fragte Sophie zwischen zwei Bissen.
    Die hatte ich in meinem Kopf weit zurückgedrängt. Ich erinnerte mich, dass sie beim ersten Treffen der Kochgruppe richtig nett gewesen war. Gut, vielleicht hatte sie etwas zu viel von ihrem neuen Thermomix geschwärmt, den sie Pascal Eckerle für seinen Junggesellenhaushalt anpries, aber sie hatte drei Variationen Schwarzwälder Kirschtorte zum Probieren mitgebracht, damit wir auswählen konnten, welche die beste war. Alle sehr gut, übrigens. Backen konnte sie wirklich! Vom Wesen her proper und fröhlich. Von Gift noch keine Spur, alles übertüncht mit süßer Sahne. Doch als Luc in der Winstub zu uns stieß, änderte sich ihr Verhalten schlagartig. Er schien ihr im Vergleich zu dem rustikalen Junggesellen die bessere Partie. Vom ersten Augenblick an hatte sie keinen Zweifel daran gelassen, dass sie an ihm interessiert war.
    Â»Sie denkt wohl, ich bin ihr in die Quere gekommen«, sagte ich zu Sophie.
    Â»Interessant!«, rief sie. »Welcher Mann? Luc Murnier? Oh, Hedwig wird zur Furie, wenn man ihr einen Mann ausspannt.«
    Â»Ich habe ihn ihr nicht ausgespannt.«
    Â»Wirklich nicht? Frag mal Hedwig. Nicht Leichen, verschwundene Männer pflastern ihren Weg. Der erste Freund ist mit ihrer besten Freundin auf und davon, der zweite hat eine neue Liebe in Holland gefunden, der Gatte ist einfach nur verschwunden. Einfach nicht mehr aufgetaucht. Nach drei Jahren kam Post aus Dänemark mit den Scheidungspapieren.«
    Â»Bist gut informiert«, sagte ich.
    Â»Drei Thermomix-Abende und ich hab alles gewusst«, meinte Sophie trocken. »Was meinst du, warum solche Abende auf dem Land so gut laufen? Weil das nicht nur Verkaufsevents sind, sondern Brutstätten von Klatsch und Tratsch. Ich kann gut zuhören, interessiere mich für die Menschen, kann eins und eins zusammenzählen, manchmal sogar um Ecken denken. Und so erfährst du alles! Das ist sehr hilfreich, wenn du in der Politik bist.«
    Ja, sicher. So lief das auf dem Dorf. Jetzt hatte ich zumindest eine Erklärung für Hedwigs Attacke gegen mich. Nur, ich war nicht die Einzige gewesen, die sie angegriffen hatte.
    Â»Und was hat Hedwig gegen deinen Mann?«, fragte ich.
    Ein erstaunter Blick, ein kurzes Überlegen, dann sagte sie »Es wird viel g’schwätzt, wenn der Tag lang ist« und kratzte geschäftig Soßenreste aus dem leer gegessenen Teller. Felix, so schloss ich aus ihrem Verhalten, hatte ihr nichts über das Gespräch im Bus erzählt. Vielleicht, weil es ihm peinlich war, vielleicht, weil er seine Frau damit nicht belasten wollte.
    Sophie stellte den Teller zur Seite, sprang vom Pass und deutete auf den Teller. »Total lecker! Jetzt, wo ich satt bin, merke ich, wie müd ich bin. Und meinen Mann will ich auch nicht länger allein lassen. Tausend Dank, du hast was gut bei mir!«
    Sie zog die Hose in Form und die Bluse glatt, marschierte in Richtung Ausgang. Kein Wort mehr zu Felix. Kurz vor der Tür drehte sie sich noch einmal um und sagte: »Was den Mordfall angeht, der ist alles andere als geklärt. Sajdowski leugnet die Tat, der DNA -Abgleich der Blutspuren auf seinem Hemd liegt noch nicht vor. Die Kripo muss weiter ermitteln. Wunder dich also nicht, wenn die Polizei bei euch auftaucht. Und mein Angebot steht: Kannst mich bei Problemen jederzeit anrufen.«
    Sie trippelte in die Küche zurück, legte ihre Visitenkarte auf den Pass und verschwand mit einem freundlichen »gute Nacht«.
    Mir kam es vor, als würde sie alle Energie mit sich nehmen, so erschöpft fühlte ich mich nach ihrem Weggang. Ich musste mich zwingen, noch Teller und Besteck abzuwaschen, so müde war ich auf einen Schlag, nicht mal mehr die Erinnerung an die Nacht mit Luc munterte mich auf. Ich wollte nur noch schlafen. Während Edgar die letzten Gäste verabschiedete, schlich ich mich nach oben. Das Licht im Flur brannte, aber hinter der Tür des Elternschlafzimmers war es dunkel und nicht ein Laut zu hören.
    Ob Martha schon schlief? Ob sie die Tür für Edgar wieder geöffnet hatte? Ich wollte es nicht herausfinden. Nicht heute.

ACHT
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher