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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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verschwand schnell in meinem Zimmer, ließ mich aufs Bett fallen und schlief sofort ein. Ich träumte von einem Schwein, das ich mir als Haustier hielt und das nichts anderes als Zucchini und rote Rosen fraß. Mit diesem Schwein saß ich in einer Partner- TV -Show und verkündete, dass ich nur im Doppelpack zu haben sei und das Schwein mit in mein Bett dürfe. Irgendein Lärm weckte mich. Das Schwein blieb zum Glück im Traum zurück, ich stolperte allein aus dem Bett und sah aus dem Fenster hinaus auf die B 3.
    Vor dem Queen’s Pub gegenüber starteten drei schwere Maschinen. Klar! Was sonst sollte mitten in der Nacht einen solchen Lärm machen? Martha war diese Kneipe schon immer ein Dorn im Auge, der Laden brachte sie regelmäßig zur Weißglut. Trotz vieler Intrigen war es ihr bisher nicht gelungen, den Rockertreff schließen zu lassen.
    Natürlich war ich zwischen sechzehn und achtzehn Besitzerin einer Motorradjacke und regelmäßiger Gast in Joes Queen’s gewesen. Joe betrieb den Laden immer noch, wie ich von Martha wusste. Unter Bikern war der Pub bekannt, Motorradfahrer aus der gesamten Ortenau, auch von weiter her, trafen sich in der ehemaligen Bäckerei.
    Dennoch stutzte ich, als ich im Licht der Straßenlaterne auf den Jacken der Fahrer das Emblem der Hellsass Devils erkannte. Joe kam herausgerannt und drückte einem der drei einen Umschlag in die Hand. Ich sah mir die Jungs genauer an: Der auf der roten Suzuki konnte sehr wohl das Kraftpaket sein, das in der Winstub mit Handtüchern um sich geworfen hatte. An einem Wochenende hätte ich mich über ihr Auftauchen nicht gewundert, aber was trieben die Elsässer an einem normalen Montagabend in Fautenbach? Und wieso war das Kraftpaket schon wieder auf freiem Fuß?
    Mit dem trat er jetzt kräftig in die Pedale, die beiden anderen taten es ihm gleich. Noch einmal ließ das Trio seine Maschinen mächtig aufheulen, dann brauste es in Richtung Achern davon. Joe sah ihnen nach, bevor er zurück in den Pub ging.
    Kurzzeitig kehrte auf der B 3   Ruhe ein, dann rauschte das nächste Auto vorbei. Ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, was mich als Teenager geritten hatte, mir ausgerechnet dieses Zimmer im Haus auszusuchen. Vielleicht hatte mich damals der Straßenlärm nicht gestört, wahrscheinlicher war, dass ich mindestens ein Zimmer zwischen meinem und dem der Eltern haben wollte. Die Zimmeraufteilung wurde nie verändert, wie in der Linde nie etwas verändert wurde. Deshalb sah mein Zimmer noch genauso aus, wie ich es mit siebzehn verlassen hatte. An der Wand hingen die Filmplakate von »Das Imperium schlägt zurück«, »Indiana Jones« und »Blade Runner«, auf dem kleinen Schreibtisch stand der verstaubte Miniaturnachbau von Han Solos Rasendem Falken. Brauchten Eltern das, damit die Kinder für sie immer Kinder blieben? Oder war es meine Aufgabe, hier Tabula rasa zu machen, um das Kindsein endlich hinter mir zu lassen?
    In einem blau lackierten Rahmen zwischen den beiden Fenstern hing immer noch das Foto von Harrison Ford, dem Schwarm meiner Jugend. Mit fünfzehn liebte ich Abenteurer und Draufgängertypen, viel später war ich mit so einem hoffnungslos gescheitert. Wo Ecki, der Verräter, sich wohl herumtrieb? Tokio? San Francisco? Buenos Aires? Ob er schon die nächste Frau mit seinem Wiener Charme einwickelte? Nicht weiter dran denken! Der treulose Hund konnte mir endgültig gestohlen bleiben.
    Ich war ins Bett gefallen, ohne mich auszuziehen, und merkte, dass ich stank. Nach einem langen Tag, nach Fett und Schnitzelküche, nicht nach Schwein. Ich konnte mich nicht riechen und nahm im Bad eine späte Dusche. Auf dem Rückweg bemerkte ich, dass die Tür zum Wohnzimmer einen Spalt aufstand, durch den blauweißes Fernsehlicht schimmerte. Edgar hatte sich also fürs Sofa entschieden. Auf Zehenspitzen schlich ich mich in mein Zimmer und schloss schnell die Tür.
    Mein Handy klingelte, als ich mich wieder im Plumeau eingemummelt hatte. Luc, dachte ich elektrisiert und drückte schnell die On-Taste.
    Â»Oui, oui«, flüsterte ich ins Telefon.
    Â»Sind Sie das, Frau Schweitzer?«, fragte Alban Brandt.
    Â»Was ist los?« Irgendwas musste passiert sein. Warum sonst sollte mich Brandt so spät noch anrufen?
    Â»Nein, nein. Mich hat unser Telefonat nicht losgelassen. Ich habe Sie doch nicht geweckt,

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