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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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angeht!«
    Dominique balancierte ungelenk auf den Krücken zu dem Stuhl, der für die seltenen Besucher in ihrem Büro in der Ecke neben dem Kleiderständer sein unbeachtetes Dasein fristete, und krachte dankbar gegen die Lehne.
    »Du bist nicht überzeugt, Slang?«, fragte Dominique ohne jede Spur von Verärgerung. Er hat sich gut bei uns eingelebt, vermerkte Solveigh.
    »Na ja, mal ganz ehrlich – und wir sind ja jetzt unter uns –, ich habe mir die Sicherheitsbestimmungen von Kernkraftwerken angeschaut. Die haben überall Kameras und Sensoren, meterdicke Betonwände, teilweise sogar versteckte Flugabwehrbatterien, was immer dir einfällt. Da kommt doch niemals ein Terrorist auch nur in die Nähe …«
    »Das ist schon richtig, Solveigh«, erklärte Dominique. »Aber das müssen sie doch auch gar nicht.«
    »Wegen dieser Software, schon klar. Und wie sollen sie die da reinbekommen?«
    »Stell dir so ein Kraftwerk einfach mal vor wie den Tresorraum einer Bank, okay?«
    Solveigh nickte. Auch Eddy hatte jetzt aufgehört zu tippen und hörte interessiert zu.
    »Im sichersten aller Räume, dem Tresor ganz unten im Keller, dort, wo die Schließfächer sind, befindet sich der Reaktor, in dem die Atomkerne gespalten werden. Das ist der am besten abgeschirmte Bereich des Kraftwerks. Direkt vor der Tür, auch noch im Keller und gesichert von mehreren Stahltüren, befindet sich der Leitstand. Hier wird das Kraftwerk gesteuert. Im Stockwerk darüber befindet sich die Verwaltung unserer Bank, genauso wie bei dem Kraftwerk. Hier gibt es auch noch einen abgesicherten Bereich, in den nur Leute vorgelassen werden, die Berechtigung haben, den Tresorkeller zu betreten, in unserem Fall wären das die Techniker und Ingenieure. In den weniger gesicherten Bereichen, zu denen man zwar immer noch nur mit einer Codekarte Zutritt erhält, arbeiten die Leute, die die Schichtpläne erstellen, die Sekretärinnen, der Betriebsrat, das Management. Selbst in einem mittelgroßen Kernkraftwerk arbeiten um die tausend Personen, bis hin zum Tellerwäscher in der Kantine.«
    »Okay, das verstehe ich«, unterbrach Solveigh ihn. »Aber der Koch kann ja auch nicht einfach die Bank ausrauben, oder?«
    Dominique lächelte: »Nein, vermutlich nicht. Aber deswegen heißt Schadsoftware auch umgangssprachlich ›Virus‹, sie verbreitet sich fast von alleine, gewissermaßen durch die Luft.«
    Eddy lachte kehlig.
    »Okay«, gab Dominique zu. »Vielleicht nicht gerade durch Luft, aber beinahe. Eddy, erinnerst du dich an das Virus bei diesem Automobilhersteller?«
    »Oh ja, die Story ist gut. Irgendein Oberprogrammierer hat einen PC aus einem der Greifroboter am Fließband ausgebaut, um die Software zu aktualisieren. Dazu hat er ihn einen Raum weiter an seinen eigenen PC angeschlossen. Nachdem er ihn freudestrahlend wieder in den Greifarm eingebaut hatte, stand eine Viertelstunde später die gesamte Produktion still – er hatte unwissentlich einen ganz einfachen Wurm eingeschleppt, ein lächerlich unkompliziertes Programm, das einfach nur alles tumb abschaltete. Über vier Stunden haben die Experten gebraucht, um die Fabrik wieder zum Laufen zu kriegen.«
    Solveigh starrte ihn an: »Aber doch nicht in einem Atomkraftwerk! Das ist doch lächerlich!«
    Eddy zog eine Augenbraue hoch und deutete mit ausgebreiteten Handflächen zu Dominique: »Deine Show, Kumpel.«
    »Wir denken, dass es keineswegs unwahrscheinlich ist. Unsere Simulation zeigt, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,86 Prozent der eine oder andere systemische Kontakt zwischen den Computern im Tresorraum und denen in der Verwaltung besteht. Pro Tag wohlgemerkt. Ihr dürft nicht vergessen, das sind Industrieanlagen, die von einfachen Angestellten der Privatunternehmen gewartet werden. Wir reden hier nicht über Langstreckenrakteten mit Abschusscodes oder Ähnliches.«
    Eddy, der schneller im Kopfrechnen war als Solveigh, pfiff durch die Zähne: »Das bedeutet, dass die Chance nach nur einem Monat auf fünfundzwanzig Prozent angewachsen ist, dass das Virus bis in den Leitstand vorgedrungen ist.«
    »Exakt«, pflichtete Dominique ihm bei. »Und diese Analyse beinhaltet auch den Tellerwäscher, der das Virus im Küchencomputer einschleust. Ich rechne persönlich eher mit 55 Prozent im Monat, wenn die Russen sich etwas Mühe geben.«
    Solveighs Mund blieb offen stehen, nachdem sie diese Zahlen gehört hatte. Mittlerweile war auch sie überzeugt, dass die Bedrohung real war. Und wir sind mittendrin,

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