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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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spielt es keine Rolle, wer oder was man ist. Falls es überhaupt irgendwelche Vorurteile gibt, dann genau anders herum. Schwarze Musiker, weiße Musiker, es gibt immereine gewisse Rivalität, wer nun die besseren sind. Zum Beispiel: Ihr habt die Harmonie erfunden, Mann, aber wir den Rhythmus. Hören Sie, ich behaupte nicht, daß sich irgendwas zwischen Katie und mir entwickelt hätte, wenn wir nicht durch Dixie getourt wären. Das machte es nur schwieriger. Die Tournee strich nicht das heraus, was wir gemeinsam hatten, sondern betonte eher die Unterschiede. Verstehen Sie, was ich meine? Wir beide waren verdammt gute Musiker. Darum hätte es gehen sollen.«
    Hinter ihnen schoß ein kleiner Wasserfall eine hohe Mauer hinab, der den Besuchern des Parks offensichtlich etwas Abkühlung verschaffen sollte und es vielleicht sogar tat. Es ging ein leichter Luftzug. Sprühnebel benetzte ihre Gesichter. Sie wollten nicht, daß Hollister in die gleiche Schwelgerei verfiel, der Roselli gestern gefrönt hatte.
    Gleichzeitig wollten sie aber wissen, was da unten im Süden passiert war. Irgend etwas mußte passiert sein, das Katie Cochran veranlaßt hatte, nach Beendigung der Tournee die Band zu verlassen.
    »Der Süden ist nämlich auch nicht mehr das, was er mal war«, sagte Hollister. »Wenn man in Georgia in irgendein teures Restaurant geht, sieht man dort mehr schwarze Gäste als in einem vergleichbaren Restaurant hier. Integration ist da unten im Süden eine Tatsache. Hier oben ist sie ein Mythos. Hier oben tut man nicht mal so, als würden die Rassen sich vermischen. Im Süden muß man als Schwarzer nicht mehr hinten im Bus sitzen und nicht mehr aus anderen Wasserspendern trinken, doch gleichzeitig sieht man dort keine gemischtrassigen Paare, zumindest habe ich keine gesehen. Ich habe geschäftlich viel in San Francisco zu tun, dort sehe ich mehr gemischte Paare als entweder hier oder im Süden, hauptsächlich Asiaten und Weiße, aber gemischt sind sie trotzdem. Die Vorurteile bleiben bestehen, Mann, sie bleiben bestehen.«
    Brown nickte erneut.
    »Es gibt im Süden Integration«, sagte Hollister, »aber es gibt keinen Einklang, keine Einheit, wenn Sie wissen, was ich meine. Sie sagen da unten zwar nicht mehr Nigger, denken es aber noch. Genau wie hier. Das N-Wort ist verboten, aber das hindert keinen Weißen daran, es zu denken. Er spricht es nur nicht laut aus, weil er weiß, daß es ihn umbringen kann. Entschuldigung, Detective, aber das ist doch das Vorurteil an sich, oder etwa nicht?«
    »Vielleicht haben Sie recht«, sagte Carella.
    Brown sah ihn an.
    »Ich erinnere mich noch an eine Sache, die mich eines Abends wirklich fertig gemacht hat«, sagte Hollister. »Eigentlich macht sie mich noch immer fertig …«
    Es war in Alabama, wir hatten so etwa ein Drittel der Tournee hinter uns. In dem Schuppen, in dem wir spielten, hingen hauptsächlich junge College-Professoren rum, tranken ‘ne Menge, lachten ’ne Menge, hatte ‘ne Menge Spaß mit unserer Musik. Eine wirklich hippe, moderne weiße Clique. Ein paar Junggesellen, ein paar Typen mit ihren Frauen, alles gebildete Leute, und alle farbenblind, klar? Und als wir unsere Instrumente zusammenpackten, hat einer der Professoren uns zu sich nach Hause eingeladen, er und seine Frau kriegten den Hals nicht voll und wollten noch weiter feiern. Es war ein Uhr am Samstagmorgen, verdammt noch mal, sie konnten bis in die Puppen schlafen. Das war der neue Süden, niemand mußte für meine Rechte eintreten. Es war sonnenklar, wenn die Band zu der Party ging, dann ging Tote mit der Band. Da gab’s kein Theater, nicht mal den Hauch einer Ablehnung. Wir packten unsere Sachen und fuhren los… Naja…
    Einer der Junggesellen, ein Professor, der Anthropologie oder Archäologie oder was auch immer lehrte, war der Ansicht, ich würde mich besser fühlen, wenn er noch ein schwarzes Mädchen einlud. Das war schon eine Herablassung, ist Ihnen das klar? Ich fühlte mich schon ausgezeichnet. Ich hatte gerade meinen Collegeabschluß gemacht, ich war außerdem ein erfahrener Musiker und mit meinen Freunden und Musikerkollegen hier, und wir hatten gerade tolle Musik in einem Schuppen gemacht, der uns ehrlich gesagt nicht verdient hatte. Aber der Professor wollte unbedingt dafür sorgen, daß ich mich noch ausgezeichneter fühlte, indem er eine Kellnerin aus dem Club auf seine Party einlud.
    Das Mädchen war keine Studentin, die sich mit dem Kellnern das Studium finanzierte, es war kein Model

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