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Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe

Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe

Titel: Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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und Mechaniker in einer Person, sorgten für das Wohl der bunten Gästeschar.
    „Zehn Minuten vor neun. Wir sollten gehen“, schlug Simon vor. „Dann kann uns Lajos noch ein paar Tips geben, bevor wir auf die Meute losgelassen werden.“
    „Richtig.“ Bille trank den letzten Schluck aus ihrer Tasse und stand auf.
    Sie war noch nicht an der Tür, als vom anderen Ende des Speisesaals ein Ehepaar mittleren Alters auf sie zusegelte.
    „Können wir Sie einen Augenblick sprechen?“
    Die dunkelblonde Frau mit dem etwas kantigen Gesicht und der hageren Figur schien eine von der nervösen Sorte zu sein. Sie zog eine Zigarette aus einem Etui, steckte sie zwischen die Lippen und nahm sie mit einem entschuldigenden Blick auf ihren Ehemann wieder heraus.
    „Bitte. Was kann ich für Sie tun?“ fragte Bille ruhig und wünschte, der Frau ein wenig von ihrer heiteren Ruhe abgeben zu können.
    „Es geht um unsere Tochter. Maike. Sie ist fünfzehn. Sie ist ganz verrückt auf Pferde, obgleich weder mein Mann noch ich je geritten sind oder uns für diese Tiere interessiert haben. Sie hat sich diese Reiterferien so sehr gewünscht, und da haben wir schließlich nachgegeben. Sie hat schon seit fünf Jahren Reitunterricht, müssen Sie wissen. Aber jetzt machen wir uns doch große Sorgen. Es scheint uns einfach zu gefährlich zu sein!“
    Der Ehemann, ein gewaltiger Mann mit Halbglatze und großer Hornbrille, nickte bestätigend. Bille überlegte fieberhaft, wie sie die beiden beruhigen könnte, doch in diesem Augenblick tauchte Maike, die Tochter, auf, ein kräftiges Mädchen mit offenem Gesicht, hellen Augen und einem roten Schopf, den sie zu einem dicken Zopf geflochten hatte.
    „Glauben Sie meinen Eltern kein Wort!“ rief sie schon von weitem lachend. „Die bilden sich nämlich ein, sie schickten mich in die Arena, um mit hungrigen Löwen zu kämpfen!“ Übermütig hängte sie sich bei Bille ein. „Gehen wir?“
    „Gut. Machen Sie sich keine Sorgen, ich passe schon auf Ihre Tochter auf“, war das einzige, was Bille den besorgten Eltern noch zurufen konnte.
    Im Hof waren Lajos und die beiden Stallhelfer István und Zoltän inzwischen dabei, die Pferde zu satteln. An den kommenden Tagen würde das die Aufgabe der Reiter sein. Doch heute mußten erst einmal die Pferde verteilt werden.
    „Na, welches habt ihr mir zugedacht?“ erkundigte sich Bille bei Lajos und zog den Reitlehrer unauffällig auf die Seite. „Lajos, die Eltern dieses Mädchens dort drüben machen sich Sorgen wegen ihrer Tochter, sie braucht ein ruhiges, zuverlässiges Pferd.“
    „Jól van“, murmelte Lajos und als er Billes fragenden Blick auffing, setzte er hinzu: „Jól van. Heißt: gut.“
    Bille lachte. „Jól van!“
    Lajos ließ ihr die Wahl bei der Frage, welches Pferd sie reiten sollte, und Bille ging prüfend durch die Reihen der außen am Stall angebundenen Braunen, Füchse, Rappen und Schimmel. Sollte sie Ibolya nehmen, die temperamentvolle, fast blau schimmernde Grauschimmelstute, der man die Ahnenreihe aus Arabern und Berbern am hübschen kleinen Kopf ansah? Oder den Rappwallach Vadorzó, was, wie ihr Sándor-Bácsi später erklärte, auf Deutsch Wilddieb heißt.
    „Schau dir mal den Fuchswallach an, der im Stall ganz hinten steht“, sagte Lajos augenzwinkernd.
    Der Stall wirkte wie ausgestorben. Doch dann sah Bille zwischen Gitterstäben zwei kupferrote, aufmerksam gespitzte Ohren. Ein verhaltenes Wiehern klang ihr wie eine Frage entgegen. Bille trat an die Box. Komoytálán las sie auf dem Schild über der Tür.
    „Na, du Hübscher? Hat man dich hier ganz allein gelassen? Du möchtest doch sicher gern mit uns kommen, oder?“
    Lajos war herangetreten.
    „Mein Liebling. Wir haben ihn leider vor ein paar Wochen doch noch legen müssen. Aber er hat nichts von seinem Hengsttemperament verloren.“
    „Den würde ich gern reiten, darf ich? Komoytálán. Was bedeutet das?“
    Lajos sah etwas verlegen drein.
    „Es ist eigentlich gar kein Name. Istvan und Zoltán haben ihn als Fohlen so genannt, weil er uns ständig Streiche gespielt hat. No, ein richtiger Clown war er! Da ist ihm der Name geblieben. Es bedeutet unernst, kann man nicht ernst nehmen, oder so ähnlich. Er ist sehr schlau!“
    „So etwas wie ein Spaßvogel, wie? Ein Kobold?“ Bille trat zu dem Fuchs in die Box und streichelte ihn zärtlich. „Ich glaube, wir werden uns sehr gut verstehen, Komoytálán. Ich werde dich Komo nennen, das ist kürzer, einverstanden? Jól van.

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