Billigflieger
Schwiegereltern eingeweiht werden. Nina hatte offenbar eine andere Vorstellung von der Reihenfolge der Personen, die davon in Kenntnis gesetzt werden mussten.)
Mein Vater, Heinz, nickte resigniert. »Bei uns war es genauso. Deine Mutter kam mit einem Stapel Einladungskarten zu mir und bat mich, sie zu unterschreiben. Wofür sind die denn?, habe ich mich erkundigt. Ach, für nichts Besonderes, Schatz, sagte sie. Wir heiraten, das ist alles.«
»So ist das damals gewesen?«, fragte ich ihn erstaunt.
»Mmmh«, machte er ausweichend.
»Darum redest du nicht so gerne darüber. Endlich verstehe ich es.«
»Mach dir einfach keine Gedanken, Jo. Nina und deine Mutter sind sich einig. Das ist die Hauptsache. Außerdem bist du jetzt über dreißig. Wird höchste Zeit, dass es passiert.«
An diesem Abend wollte ich mit Nina darüber reden. Wir lagen schon im Bett und hatten das Licht gelöscht.
»Sag mal«, fing ich vorsichtig an.
»Ich bin müde.«
»Ja schon, Schatz. Aber … Ich habe heute Nachmittag gehört, was du mit meiner Mutter besprochen hast, und ich wollte …«
»Was? Du hast uns belauscht, Jo? Das darf ja wohl nicht wahr sein!«
»Also … die Verandatür stand doch offen. Ich konnte gar nicht anders, als alles mitanzuhören.«
»Ich bin ja so enttäuscht von dir, Jo. Soooo enttäuscht.«
»Aber, Nina! Meinst du denn nicht … Also, worüber ihr da gesprochen habt, die Tatsache, dass wir heiraten … Habe ich nicht das Recht, auch etwas dazu zu sagen?«
Ihre Stimme wurde versöhnlich. »Klar hast du das. Aber es sollte halt eine Überraschung werden.«
»Was jetzt genau?«
»Na, dass du mich heiraten darfst. Ich wollte es dir erst sagen, wenn alles so weit feststeht. Damit du dir gar keine Gedanken zu machen brauchst. Ist das nicht süß von mir?«
»Doch, total«, sagte ich.
13. Ganz neue Seiten
Ich kann es einfach nicht glauben. Es ist der dritte Tag unseres Urlaubs, und ich laufe mit meinen Freunden durch Palma de Mallorca und suche eine Frau. Und das, obwohl ich in nicht einmal einer Woche eine andere Frau heiraten werde. Die Erklärung dafür ist ganz einfach: Ich muss ganz offenbar den Verstand verloren haben.
Dass wir übrigens ausgerechnet hier in Palma nach Katie suchen, haben wir Hacki zu verdanken. Eines der Argumente, die ich ihm gestern entgegengehalten habe, war nämlich, dass es überhaupt keinen Sinn hätte, sie zu suchen. Weil ich nicht die geringste Ahnung hätte, wo sie stecken könnte. Ich hätte keine Adresse, keine Telefonnummer, und ich wüsste nicht einmal, wie sie mit Nachnamen heißt.
»Wenn das deine einzige Sorge ist - das ist kein Problem«, verkündete er.
»Da bin ich aber mal gespannt.«
»Du hast doch erzählt, dass sie gerade mit ihrem Typen Schluss gemacht hat, weil der sie betrogen hat.«
»Stimmt.«
»Was macht eine Frau, die wütend auf einen Mann ist?«
»Keine Ahnung. Sie rächt sich an ihm? Schüttet ihm Gift ins Essen? Zerkratzt den Lack an seinem Auto? Fängt ein Verhältnis mit seinem besten Freund an?«
»Falsch. Sie geht shoppen. Gibt Geld aus. Zur Beruhigung ihrer Nerven. Wo kann sie also schon stecken? Da, wo die meisten Geschäfte sind. In Palma.«
Dieser Logik konnte selbst ich mich nicht entziehen. Und so kommt es, dass wir uns heute Morgen in den Bus gesetzt haben, um die Inselhauptstadt zu besuchen.
Palma ist das reinste Museum. Unsere Suche beginnt in der Avinguda de Jaime III. Es ist eine große, altehrwürdige Straße, die rechts und links von Arkaden gesäumt ist, in deren Schatten es sich an einem heißen Tag wie heute gut aushalten lässt.
Wir gehen die meiste Zeit nebeneinanderher, und ich mache mir Sorgen, dass wir die Aufmerksamkeit der Menschen auf uns ziehen. Weil wir anders sind als die anderen Leute um uns herum. Vor allem anders als die Einheimischen. Palma ist nämlich eine ganz normale, geschäftige Stadt, und die meisten Passanten tragen Anzüge in gedeckten Farben und elegante Kostüme oder wenigstens herkömmliche Straßenklamotten.
Wir vier dagegen erinnern mehr an eine Schaustellertruppe, die Eintrittskarten für irgendeine abendliche Veranstaltung an den Mann zu bringen versucht. Hacki trägt seine türkisfarbenen Bermudashorts, ein offenes Hawaiihemd und Sandalen mit Strümpfen. Schröder hat kurze Hosen und sein Muscle-Shirt mit der Motörhead -Aufschrift an und trägt dazu sein Ferrari-Cap auf dem Kopf. Benni geht wie immer im Urlaub nur in seiner Tangabadehose, dazu trägt er Flipflops und sonst gar nichts.
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