Billigflieger
könnten.«
»Wieso? Meint ihr nicht, dass sie sich freuen würden?«
»Doch, das schon. Aber sie würden auch sofort denken, dass wir was ausgefressen haben. Wir bringen ihnen schließlich nie irgendwas aus dem Urlaub mit. Nein, da müssen wir uns schon etwas Besseres einfallen lassen.«
15. Der weiße Hai
Uns fällt nichts Besseres ein. Darum wollen wir gerade unsere Suchaktion in Richtung Hafen fortsetzen, als ich in meiner Hosentasche das Vibrieren meines Handys spüre. Dazu erklingt die Titelmelodie vom Weißen Hai , die ich als Personal Ringtone für Nina programmiert habe. Was soll ich tun? Rangehen? Einfach klingeln lassen? Das Handy ins Meer werfen?
Immerhin bin ich gerade auf der Suche nach einer anderen Frau! Und das ist nicht unbedingt der Moment, in dem ich mit meiner Verlobten am Telefon sprechen möchte.
Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass Handys sowieso nicht von Männern, sondern von Frauen erfunden wurden. Genau wie Fußfesseln, Handschellen, Bewegungsmelder, Wegfahrsperren und die Ehe als solche. Weil all diese Dinge in erster Linie eine Funktion haben - Männer davon abzuhalten, das zu tun, was sie tun wollen.
Aber es hilft nichts. Ich drücke also auf die kleine grüne Taste und nehme damit das Gespräch an.
»Hallo? Wer ist denn da?«, säusele ich in den Hörer.
»Wer schon, ich natürlich«, ruft mir Nina entgegen. »Oder erwartest du andere Anrufe?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Jo-o? Bist du etwa schon wieder betrunken?«
Ihre Stimme klingt nicht wirklich freundlich, aber das kann mich nicht irritieren. Frauen äußern ihre Liebe nun einmal meistens in Form von Misstrauen. Und je weiter entfernt der Mann ist, desto misstrauischer sind sie. Ergo, desto größer ist die Liebe.
Das ist ungefähr so wie bei Hundebesitzerinnen. Solange sie ihre Scheißerchen sehen können, ist alles in Ordnung. Aber wenn der Kleine mal die volle Länge der Teleskopleine ausnutzt und um die nächste Hausecke verschwindet - dann schlagen sie Alarm! Denn was kann er da schon anderes tun, als im Dreck zu wühlen oder andere Weibchen zu beschnuppern?
»Aber nein, Nina, ich habe noch fast nichts getrunken«, entgegne ich im Brustton der Überzeugung. »Außerdem freue ich mich, deine Stimme zu hören, wirklich. Es ist einfach nur die Überraschung …«
»Soso - und wobei überrasche ich dich gerade?«
»Bei gar nichts. Ich meinte nur, es ist eine schöne Überraschung.«
»Dann ist ja gut. Ich vermisse dich, Jo.«
»Ich dich auch, Nina.«
»Der Gedanke ist so seltsam, dass wir in ein paar Tagen heiraten und du trotzdem so weit weg bist.«
»Mach dir einfach keine Gedanken, Nina. Ab Sonntag sind wir doch immer zusammen.«
»Außerdem ist das Küchenwaschbecken verstopft. Und jetzt muss ich einen Klempner rufen. Ach und überhaupt. Ich muss mich hier mit allem Möglichen herumplagen, während du in der Sonne liegst und es dir gutgehen lässt. Das ist einfach unfair. Es wäre mir viel lieber, du wärst jetzt auch hier im Regen und …«
Während Nina spricht, halte ich das Handy immer weiter von meinem Ohr entfernt. Glücklicherweise hat Nina nämlich kräftige Stimmbänder, eine Art natürliche Freisprecheinrichtung. Mir bleibt nicht verborgen, dass sich die Gesichter meiner Freunde von einem schadenfrohen Grinsen in ein mitleidiges Lächeln verwandeln. Klar, sie können ja jedes Wort mitanhören, das Nina zweitausend Kilometer entfernt in Deutschland in den Hörer brüllt.
Seltsamerweise kommt mir, noch während ich ihr zuhöre, plötzlich in den Sinn, ob ich eigentlich irgendwelche Ehen kenne, die das Prädikat »glücklich« verdienen. Nur so - um abschätzen zu können, wie groß die Chancen sind, dass meine es wird.
Wie ist es zum Beispiel mit Markus und Gloria? Die beiden haben sich im Fitnessstudio kennengelernt, haben jahrelang zusammen trainiert und sahen in den ersten Jahren aus wie Ken und Barbie. Nach der Hochzeit war allerdings Schluss mit Sport, weil er das Geld verdienen und sie Kinder kriegen musste. Inzwischen sehen sie aus wie Barbapapa und Barbamama, und das einzige Training, das sie zusammen absolvieren, ist Extreme-Couching bei gleichzeitigem Rekordverzehr von Erdnussflips und Schokolade. Nicht wirklich ein Vorbild.
Oder Steve und Margarete. Die beiden hatten sich auf Margaretes USA-Reise ineinander verliebt. Sie stammt aus Köln, er ist Navajo-Indianer, und im ersten Ehejahr nannte sie ihn nur »Häuptling Strammer Pfahl« und er sie »Schöne Muschel«. Inzwischen
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