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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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Weniger wegen ihrer Gefühle für Laurence, als wegen jeglichen Ausbleibens von Aufregung, Ablehnung oder Aufbegehren in ihr. Musste sie sich nicht beunruhigen oder sich zusammenreißen? Oder doch zumindest diese Wirklichkeit in Frage stellen oder den Schluss, der sich daraus ergab?
    Das mochte zwar sein, aber die Realität war anders. Irgendetwas war neu in ihr, das es gestern noch nicht gegeben hatte; eine Flamme, die sie wärmte, eine Kraft, die ihr wohl tat und die sie glücklich machte. Aber auch unruhig – jetzt schon …
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    Laurence schlief tief und fest, doch plötzlich zuckte sie heftig zusammen. Ein Albtraum? Drei Sekunden später klingelte das Telefon. Kiersten nahm ab, und als sie die Stimme ihres Vaters erkannte, hatte sie sogleich ein ungutes Gefühl. Er selbst schien eher irri-tiert als tatsächlich beunruhigt. Er habe Sandrine doch zum Abendessen erwartet und sogar Mrs Crichton gebeten, zum Servieren da-zubleiben. Und inzwischen sei es zehn vorbei, und Sandrine habe sich noch nicht blicken lassen. Er habe schon Philippe in Mont-Laurier angerufen, aber der habe ihm auch nur sagen können, seit dem Anruf vom Nachmittag habe er nichts weiter gehört.
    »Er hat mir deine Nummer in Paris gegeben, aber ich habe mich natürlich wegen der Zeitverschiebung gescheut, dich anzurufen.
    Aber nun habe ich mir doch gesagt, es sei wohl besser …«
    »Du hattest völlig Recht! Nur weiß ich leider auch nicht mehr.
    Hast du schon mit Luc Bastien gesprochen?«
    »Natürlich, mit ihm als Erstes. Er hat mir gesagt, Sandrine habe um halb sechs das Büro verlassen, gemeinsam mit Mona-Lisa Peres, die sie am Bus abgeholt hatte und hierher bringen wollte. Bei ihr nimmt niemand ab … Kiersten? Bist du noch dran?«
    Er hörte, wie sie am anderen Ende der Leitung erstickt flüsterte:
    »Nein, das darf nicht wahr sein! Nur bitte das nicht!«
    »Woran denkst du?«, fragte er. »Du wirst doch nicht glauben …
    Um Himmels willen!«
    Mit sich überschlagender Stimme bat sie ihn, sofort die Polizei von Ottawa zu verständigen. Dann Direktor Loebscher, unverzüglich! Und Inspektor Lou Russel mit dem Hinweis auf die Universelle Vereinigungskirche: Dieser Hinweis würde ihm völlig genügen!
    Sodann müsse er unbedingt Bastien nach Rockliffe bitten, und der solle sein Handy mitbringen, um eine zweite Verbindung zu haben.
    Mit der GRC würde sie sich selbst in Verbindung setzen und dort die Auslösung der höchsten Alarmstufe erbitten; notfalls würde sie dafür bis zu Clarkson selbst gehen.
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    »Bist du dir sicher, dass das alles richtig ist, nur wegen einer zweistündigen Verspätung? Das ist ja nicht die Welt… Es gibt doch vielleicht eine ganz simple Erklärung …«
    »Umso besser, wenn es so wäre, aber trotzdem! Ich rufe in fünfzehn Minuten noch mal zurück.«
    Sie legte auf und hatte Mühe, ihr heftiges Atmen unter Kontrolle zu bringen; es wollte ihr kaum gelingen. Da legte sich eine Hand auf die ihre. Sie wandte sich um und traf Laurences besorgten Blick.
    »Ein schwerer Schlag?«
    »Die Mirandisten! Ich fürchte, dass sie meine Tochter entführt haben. Bitte helfen Sie mir, nicht durchzudrehen!«
    »Wenn ich es richtig mitbekommen habe, müssen Sie jetzt erst einmal dringende Anrufe erledigen … Anschließend reden wir miteinander, wenn Sie wollen. Ich könnte mir denken, dass ich Ihnen nützlich sein kann.«
    »Inwiefern? Wissen Sie vielleicht etwas?«
    »Nein, nicht direkt. Aber ich weiß, was in den Köpfen dieser Leute vorgeht… Und damit müssen wir den Anfang machen!«
    Kiersten war dankbar für das Angebot und für Laurences Entschlossenheit. Und trotz all der Besorgnis, die ihre Gedanken verdüsterte, empfand sie auch Überraschung: Was war aus der jungen Frau geworden, die noch vor wenigen Stunden, völlig verwirrt und in panischer Angst, an ihre Tür geklopft hatte?
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    19. KAPITEL
    ydia rief kurz nach 13 Uhr aus London an – endlich! Sie hatte Lden Vormittag zu einer ausführlichen Besprechung mit Kenneth Sabbagh genutzt. Um dabei nicht gestört zu werden, hatten sie sich in eine Kneipe in Soho zurückgezogen. Es tue ihr Leid wegen dieser Verzögerung, versicherte sie, zumal die Nachricht, die sie dann vorgefunden habe, von einer ›Krisensituation‹ berichte.
    Kiersten setzte sie über die jüngsten Ereignisse ins Bild: die Bibel Farik Kemals, den Selbstmord Yan Tungs, Sandrines Entführung, die Auslösung der höchsten Alarmstufe bei der GRC. Die präzise Schilderung der Ereignisse und die

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