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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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zweite Gespräch war die Hölle. Der Raum war elektrisch
aufgeladen. Mir fiel kein vernünftiger Satz ein, ihr auch nicht. Schon da
wussten wir beide, dass es nicht um das Vorstellungsgespräch ging. Nachdem ich
etwa zwanzig Minuten herumgedruckst hatte, sagte sie: >Sie geben mir die
Stelle nicht, oder?< Ich sagte: >Nein.< Sie sagte: >Was geben Sie
mir denn dann? Irgendwas müssen Sie mir geben. Sehen Sie mich an. Ich hab mich
nicht umsonst so aufgetakelt.<«
    Ich musste schmunzeln. Das war typisch Miranda.
    »Und dann?«
    »Hab ich sie geküsst.«
    »Und dann?«
    »Dann hat es angefangen. Es war nicht einfach, sie mit
ihren Schichten, ich mit meinen Arbeitszeiten, eine Hälfte der Woche in der
Praxis zu Hause, die andere auf dem Stützpunkt.«
    »Wo habt ihr euch getroffen? Nicht sagen. In einem Wohnwagen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich weiß es, basta. Seit wann?«
    »Seit rund acht Monaten.«
    »Nachmittags, abends?«
    »Meistens nachmittags, obwohl manchmal...« Seine Stimme
verlor sich. »Aber was hat das überhaupt mit Ihnen zu tun?«
    »Ist doch egal, was das mit mir zu tun hat. Acht Monate,
sagen Sie.«
    »Ja, acht wunderbare Monate. Nur, es war nicht genug. Wir
wollten mehr. Wir wollten alles.«
    »Ich nehme an, Sie wissen, dass sie verschwunden ist.
Diese Sporttasche...«
    »Natürlich weiß ich, dass sie verschwunden ist. Ich hab
auf sie gewartet.«
    »Gewartet?«
    »Meine Frau war übers Wochenende verreist. Miranda hat
sich Freitagabend ins Haus geschlichen. Wir hatten schon alles geplant,
wollten zusammen weg, schnell, plötzlich, ohne Fragen, ohne Rückversicherung.
Ich hatte Samstag Dienst, aber mein Urlaub fing am Sonntag an. Über die Mauer
springen, nannte sie es. Ich wollte Audrey einen Brief dalassen.«
    »Audrey?«
    »Meine Frau.«
    Ich musste lachen. »Was ist so komisch?«
    »Nichts. Erzählen Sie weiter.«
    »Miranda ist am Sonntag gegangen, um die Mittagszeit. Sie
hat ihre Tasche bei mir gelassen. Sie wollte nach Hause, um ihrer Mum und ihrem
Dad von uns zu erzählen, dann wollten wir uns am Bahnhof treffen, Sonntagabend.
Wir wollten für eine Woche nach Paris und dann weitersehen. Ich hatte die
Fahrkarten gekauft.«
    »Bloß...«
    »Sie ist nicht gekommen. Ich dachte, sie hätte kalte Füße
gekriegt.«
    »Haben Sie versucht, sie anzurufen?«
    »Ihr Handy war aus. Ist es noch immer. Ich dachte, ich
versuch am Montag, sie zu sehen. Es gab einen Notfall. Der Kommandeur hatte
sich einen Zahn angeknackst. Der andere Zahnarzt war in Salisbury. Ich bot
mich an, hinzufahren, nahm die Tasche mit, ehe Audrey nach Hause kam. Ich
hätte sie notfalls auf dem Stützpunkt lassen können, aber ich dachte, Miranda
wäre da, wieder auf ihrer Schicht.«
    »Warum haben Sie nicht den Wagen genommen?«
    »Den hatte Audrey.«
    »Verstehe.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, sie
würde anders heißen.«
    »Was?«
    »Ihre Frau. Ich wünschte, sie würde anders heißen. Nicht
besonders militärisch von Ihnen, einfach so wegzulaufen.«
    »Na und? Die Army war Audreys Idee. Vater in der Army.
Bruder in der Army. Es ist ein wunderbares Leben, hat sie gesagt. Ich hasse
es. Ich hasse es unbeschreiblich.«
    »Und der Zahn?«
    »Das ist zwei Wochen her. Audrey war im Fitnessstudio, Miranda
war da, klagte über starke Schmerzen und dass sie erst am nächsten Morgen zum
Zahnarzt könnte. Audrey sagte, kommen Sie doch mit, mein Mann kann es sich ja
mal ansehen. Es war ein Schock, als sie plötzlich zusammen im Auto vorfuhren.«
    »Und Sie haben ihn gezogen?«
    »Ja. Er war groß.«
    »Ist es der hier?«
    Ich holte ihn aus der Tasche, faltete das Taschentuch auseinander.
Wir schauten beide darauf.
    »Sie wollte einen Anhänger draus machen lassen, damit ich
ihn tragen könnte.« Er streckte eine Hand aus. »Darf ich?«
    »Nein. Sie dürfen nicht.« Ich steckte ihn wieder ein. »Was
haben Sie mit der Tasche vor?« Gute Frage. Was hatte ich damit vor? »Ich weiß
nicht genau. Ich könnte Sie damit belasten, das steht fest.«
    »Vielleicht wollen Sie Geld.«
    Na bitte, er dachte das Schlechteste von mir. Also ging
ich mit Vergnügen darauf ein.
    »Möglich, allerdings wäre mir Ihre Frau lieber. Was sagen
Sie? Die Tasche gegen Ihre Frau. Sie hat was Ansprechendes an sich. Ich meine,
wenn Sie sie nicht wollen, was spricht dagegen? Wäre jammerschade, so eine
attraktive Frau ungenutzt zu lassen. Sie könnten mir ein paar Tipps geben, was
sie mag und so, mir ein bisschen auf die Sprünge helfen.«
    Er sah mich an,

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