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Bis auf die Haut

Bis auf die Haut

Titel: Bis auf die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikki Gemmell
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Zuhörerin.
    Du hängst jetzt schon zwanzig Minuten am Hörer und schaust, während er redet, abwechselnd auf die Uhr und den Brief, wünschst dir nur, Cole würde aufhören zu quasseln. Er kommt mit den Lippen der Venus nicht klar, irgendein Idiot hat schon einmal daran herumgestümpert und jetzt ist es umso kniffliger, sie richtig hinzubekommen.
    Verändere nicht zu viel daran. Kein Botox, Mann.
    Okay, okay. Er lacht belustigt.
    Coles Kunst besteht darin, seine Arbeit auf ein Minimum zu beschränken und so wenig wie möglich in ein Bild einzugreifen; auch muss sich alles wieder rückgängig machen lassen, denn schließlich hat es der Restaurator mit künstlerischen Originalen zu tun. Doch manchmal wünscht sich Cole, er könnte sich größere Freiheiten herausnehmen.
    Ich würde so gern ihre Brustwarzen bedecken, sagt er, sie sieht aus, als würde sie frieren. Sie braucht ein paar Kleider, das arme Ding.
    Vielleicht ist sie im siebten Himmel, Schatz. Vielleicht hat sie einen Mann unterm Rock.
    He, lacht Cole. Jetzt mach aber nen Punkt. Was ist denn in dich gefahren?
    Nichts, nichts, und du legst auf und grinst darüber, dass sich dein Ehemann dermaßen in seine Arbeit vergräbt, dass er ironischerweise die Veränderungen im Gesicht seiner eigenen Frau während der letzten Monate gar nicht bemerkt hat.

57. Lektion Thue Gutes und schenke deine Schätze
    Ihre Strategien der Verführung:
    Die langsame Berührung forschender Finger auf deiner Haut in einer Wohnung in Edinburgh, und du hast deinen Pyjama ausgezogen, als dich etwas durchflutete, was du nicht eindämmen konntest.
    Marihuana, einmal, doch dabei bist du eingeschlafen.
    Alkohol. Champagner hat immer am besten gewirkt.
    Pornos. Ein Video, um dich locker zu machen, anfangs warst du neugierig, doch die Monotonie hat dich bald abgestoßen und du hattest den kältesten, einfallslosesten Fick deines Lebens.
    Ein drängender Kuss.
    Ein teures Hotelzimmer, doch bei so viel Luxus bekamst du Schuldgefühle.
    Ein Lied, das dich jedes Mal antörnt, wenn du es hörst, eine Zeile darin:
Sie kommt nur, wenn sie oben ist – Crazeeeeeee!
    Selbst aufgenommene Kassetten – wie viele Männer haben dir nicht so was geschenkt! Warum halten sie sich immer alle für Musikexperten? Du würdest ihnen nie deinen Geschmack aufdrängen.
    Briefe. Briefe haben immer funktioniert.
    Aber wie würdest denn
du
verführen? Wie behutsam musst du vorgehen, damit ein Mann nicht gleich Reißaus nimmt?
    Denn Männer wirken oft so unbeständig, schwierig, widersprüchlich, schnell verschreckt. Du bist nicht überzeugt, dass immer die Männer die Jäger sind: Du und deine Freundinnen haben die Erfahrung gemacht, dass immer die Frauen in den sauren Apfel beißen, bei Verabredungen die Initiative ergreifen und den Mann schließlich erobern. Dass sie Ausschau halten und weit und breit ist niemand in Sicht.

58. Lektion Nichts, was immer es auch sey, sollte unter dem Bette aufbewahret werden
    Nur du und Martha seid noch in der Bar, die Männer aus der Bibliothek sind alle schon nach Hause zu ihren Familien gegangen, und nach einer verlegenen Pause fragt Martha, ob du’s in letzter Zeit mal gemacht hast, und du lachst und sagst, nein, ewig nicht mehr, du hast schon ganz vergessen, wie es geht, so lange ist es her. Martha erzählt dir, sie hätte die letzten sechs Jahre auf der Couch geschlafen und ihr Mann im Schlafzimmer, alles sehr englisch, erläutert sie, wir sind erzkatholisch und wollen uns nicht trennen, und du lachst tief aus dem Bauch heraus und plötzlich ist dir diese Frau sehr sympathisch. Wie anziehend ist doch Ehrlichkeit. Du fragst Martha beiläufig nach Gabriel, was sie über ihn weiß, du durchschautest ihn nicht ganz. Sie sieht dich scharf an. Ah, Gabriel, sagt sie, Gabriel, über den habe ich so meine Theorie, und sie beugt sich dicht zu dir.
    Ich glaube nicht, dass er viel Erfahrung mit Frauen hat. Wahrscheinlich hatte er in seinem Leben nur ein, zwei Freundinnen. Ich hab den Verdacht, er braucht ein bisschen Nachhilfe.
    Wie bitte?
    Irgendwie aufregend, findest du nicht?
    Mein Gott, ich weiß nicht. Und du presst dir die Fingerknöchel gegen die Schläfen, du denkst an den Brief und an die Anzüge und an den Typ Mann, der bei gemeinsamen Autofahrten die Frau vielleicht nicht ans Steuer lassen würde.
    Er ist so … so merkwürdig, fährt Martha fort. Schon ein toller Mann, aber du weißt sicher, was ich meine. Er hat etwas von einem Einsiedler an sich, findest du nicht, wie er

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