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Bis auf die Haut

Bis auf die Haut

Titel: Bis auf die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikki Gemmell
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du weißt es nicht, witterst es aber ganz deutlich.
    Er dreht sich zu dir, lacht, küsst dich plötzlich, als wäre es ihm auf einmal egal, dass du ihm so lange die kalte Schulter gezeigt hast, dass sich nun ein Baby zwischen euch breit macht. Als wollte er sich nur ein einziges Mal an diesem unglaublichen Abend daran erinnern, wie es einmal gewesen ist. Du küsst ihn wieder. Du bist schockiert, trinkst ihn tief in dich hinein, undurchschaubar, wie er für dich geworden ist.
    Du warst ja ganz schön beschäftigt, sagt er, und du blickst schüchtern grinsend an dir herunter und reibst dir den Bauch.
    Ja, das kann man sagen.
    Du murmelst eine Entschuldigung für dein Verschwinden, du hättest ein paar Dinge in deinem Leben klären müssen, und er antwortet: Ja, ja, das sagen sie alle, und da ist sie wieder, seine alte, spottende Stimme, und du bist so erleichtert, dass du den alten Gabriel wiederhast, ziehst ihn weiter, komm schon, du verrückter Kerl, nichts wie weg hier, und er lacht und zieht dich in eine andere Richtung, falsch, mi amor, hier geht’s lang, da hab ich ein Zimmer, und ihr entspannt euch beide und verfallt in euren alten Ton, eure Vertrautheit ist wie Eiscreme, die euch sahneglatt die Kehle hinuntergleitet. Dann wieder Schweigen, als ihr durch die Straßen lauft, das zärtliche Knistern einer alten Liebe zwischen euch, ihr wisst nicht, wie es nun weitergeht.
    Und, wie fandest du die Corrida, fragt er.
    Ich hatte mir etwas anderes erwartet, die Schönheit und den Ernst, von denen du mir erzählt hast. Aber ich weiß auch nicht, das Ganze kam mir so feig vor. So traurig. Es hat mir überhaupt nicht gefallen.
    Woher kommt diese Grausamkeit in dir, aus welchen tiefen Schichten? Die Grausamkeit, die dich dazu treibt, deinen Mann als Versager zu beschimpfen, deiner Mutter zu sagen, du würdest sie zwar lieben, aber nicht mögen, deinem Geliebten zu gestehen, dass du seine Leidenschaft für Machogehabe und Schwäche hältst? Nur die Menschen, die dir am nächsten sind, bekommen diese Seite von dir zu sehen, andere können sich gar nicht vorstellen, dass sie existiert.
    Du bist
nie
zufrieden, stimmt’s?, sagt Gabriel und legt im Scherz seine Hände um deine Kehle, umfasst sie ein wenig zu fest, nur eine Spur.

120. Lektion Bescheidenheit ist gottgefällig und eine Zier
    Warum bist du gekommen, fragt er, als er sein Hotelzimmer aufschließt.
    Ich …
    Und du brichst ab, kannst nicht weitersprechen, presst dir die Fingerspitzen auf den Mund; du weißt selbst nicht mehr, warum du nach Sevilla geflogen bist, warum du aus der Stierkampfarena und aus seinem Leben nicht einfach verschwunden bist. Was du da tust, ist ein großer Fehler.
    Du bist schwanger, sagt er. Da sollte ich nicht.
    Ich weiß.
    Aber ich will, sagt er und beugt sich dicht zu dir.
    Ich glaube, ich sollte gar nicht hier sein, protestierst du und weichst zurück.
    Aber du
bist
hier, erwidert er.
    Er küsst dich, sobald die Tür zu ist, drängt dich gegen die Wand. Zieh dich aus, sagt er leise und atmet dicht an deinem Ohr, was du immer so geliebt hast. Du zögerst, schaust auf deinen Bauch hinunter, ziehst dich langsam aus, dein Bauch schält sich hervor wie der aufgehende Mond, ein Zeichen, dass du tabu bist, und dein Baby regt sich in dir, aber du kannst nicht nein sagen, kannst seiner Forderung nicht widerstehen. Gabriel steht ein Stück von dir entfernt, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und betrachtet lächelnd deinen Körper. Dann kniet er sich vor dich hin und lässt seine Hände über deine Brüste und deinen nun so prallen Bauch gleiten, er schiebt deine Schenkel auseinander und stößt plötzlich zwei Finger nach oben, ohne Vorwarnung, wie einen Stock in regennasses Moos. Das hast du nicht erwartet, das Gewalttätige darin, das hast du ihm nicht beigebracht. Etwas hat sich verändert, er hat Selbstvertrauen gewonnen, überrascht dich, deine Knie knicken ein. Du streckst die Hand aus, um Halt zu finden, du kommst fast schon; er ist dir entglitten, was in dir unbegreiflicherweise den Wunsch weckt, er solle weitermachen, immer weiter, damit du siehst, wohin das führt, nur ja nicht aufhören.
    Dass ihr zu dritt seid in diesem Hotelzimmer, versuchst du zu verdrängen.
    Im Bett legst du dich auf die Seite und wartest, bis Gabriel sich ausgezogen hat. Jetzt ist es an dir, seinen Körper zu betrachten, was du immer genossen hast. Die schönen Hüften, die blasse Narbe, wo ihm der Blinddarm entfernt wurde, das kleine Silberkreuz um seinen

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