Bis euch der Pfähler holt!
unter dem immer dunkler werdenden Himmel liegen. Ein paarmal hatte uns der Pilot erklärt, daß wir das Ziel bald erreichen würden, doch seine Zeitauffassung schien sich von unserer zu unterscheiden.
Endlich sahen wir Lichter.
Nicht weit von uns entfernt, aber in der Dunkelheit wirkten sie wie ferne Sterne, die zu Boden gefallen waren, um uns einen letzten Gruß zu schicken.
»Das müßte Petrila sein«, bemerkte Suko.
Ich nickte, wollte es genau wissen und wandte mich an den Piloten. Er drehte sich um, als ich ihm auf die Schulter getippt hatte, und bestätigte unsere Vermutung.
Uns fiel ein Stein vom Herzen.
Auch der Pilot war froh. Er zeigte uns für einen Moment sein grinsendes Gesicht. Flüge von der Hauptstadt in die Provinz glichen wohl immer kleinen Abenteuern.
Wir hatten die Strecke zwischen und über den Bergen verlassen und gingen über in den Sinkflug. Von Petrila war nicht viel zu sehen. Es leuchteten nur wenige Lichter. Man sparte Energie. Alles war sehr teuer geworden.
Wir wollten in der Nähe des Ziels landen. Der Hubschrauber war mit einem Scheinwerfer ausgerüstet, der wie ein riesiges Auge in die Tiefe glotzte. Der Schnee glitzerte in dem Lichtkegel.
Sehr langsam sanken wir. Ich hatte mich zur Seite gebeugt und schaute aus dem Fenster. Der Rotorwind wirbelte Schnee auf, der sich wie eine Nebelwolke um die Maschine ausbreitete.
Das Landen kam beinahe einem Blindflug gleich. Auch zeigte der Pilot sein Können. Behutsam setzten wir auf.
Wir standen – endlich. Rasch verabschiedeten wir uns von dem Piloten, denn die Zeit drängte. Das ungute Gefühl hatte mich auch während des Flugs nicht verlassen.
Suko hatte bereits den Ausstieg geöffnet. Er zog den Kopf ein, als er zu Boden sprang. Noch immer wirbelten die kleinen Kristalle durch die Luft.
In der Maschine war es relativ warm gewesen, hier draußen empfing uns die Kälte des Berglandes. Auch ich duckte mich, als ich ausstieg und weglief. Und zwar dorthin, wo sich der Schatten eines Hauses abzeichnete, hinter dessen Fenstern im Untergeschoß Licht brannte.
Marek war zu Hause.
Hinter uns stieg die Maschine mit dröhnenden Geräuschen wieder in den dunklen Nachthimmel. Kurz nur drehten wir uns um.
»Jetzt zu Marek«, sagte Suko.
Der Schnee war hart geworden. An manchen Stellen schimmerte das blanke Eis. Wir konnten nicht so schnell laufen wie wir wollten. Ich wunderte mich, daß uns der Pfähler noch nicht entgegenkam, er hätte das Geräusch des landenden Hubschraubers hören müssen.
Seltsamerweise blieb er im Haus.
Mich wunderte dies nicht nur, ich machte mir sogar Sorgen. Suko dachte ähnlich, ging ebenfalls schneller, und wir sahen die beiden Umrisse der erleuchteten Fenster immer deutlicher werden.
Auf eines lief ich zu.
Es war mehr ein unbewußtes Hinlaufen, vom Gefühl getragen, weil ich einfach in das Haus hineinschauen wollte. Suko erging es ebenso, und wir erreichten das Ziel zugleich.
Das Fenster war nur beschlagen, nicht von Eisblumen bedeckt.
Was wir sahen, versetzte uns in die höchste Alarmstufe. Marek lag auf dem Boden. Er sah aus wie tot. Blut bedeckte die obere Hälfte seines Gesichts. Neben ihm kniete eine unheimliche Gestalt. Ein Mann, den wir nicht kannten. Er trug schwarze Kleidung, hatte sich halb über den Liegenden gebeugt und hielt in der rechten Hand ein Messer mit breiter Klinge. Er war dabei, unserem Freund die Kehle durchzuschneiden…
***
Was dann passierte, kann gar nicht so schnell geschildert werden, wie es letztendlich geschah. Suko und ich sprachen uns auch nicht vorher ab, wir zogen zugleich die Waffen. Zielen und schießen.
Die Scheibe zersplitterte, als unsere Waffen krachten. Der Mann neben Marek hatte nicht mal Zeit gehabt, den Kopf zu drehen, als ihn die beiden Kugeln erwischten und zurückschleuderten. Zumindest einen Kopfschuß hatte er mitbekommen. Durch diesen Treffer war auch ein letzter Reflex gestoppt worden. Er hatte es nicht mehr geschafft, die Klinge in Mareks Hals zu stoßen. Reglos blieb er liegen.
Ich stand näher an der Tür, drehte mich und wuchtete sie wenig später auf. Zusammen mit ihr flog ich in Mareks Haus, den Blick auf den Freund gerichtet.
Lebte er noch?
Mein Herz schlug wie verrückt. Hinter mir hörte ich die Schritte des Inspektors, der sich wenig später um den Fremden kümmerte, während ich neben Marek auf die Knie fiel.
Ich hielt die Lippen zusammengepreßt und atmete schnaufend durch die Nase. Das verdammte Blut machte mir Angst, ich mußte mich
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