Bis euch der Pfähler holt!
davon ausgehen, daß sich Frantisek Marek wieder erholt hatte, aber er war okay, und als er Suko gesehen hatte, da umspielte auch ein Lächeln seine Lippen. »Bitte, ich… ich… habe gehört, was John mir erzählt hat. Das ist ja der letzte Augenblick gewesen, sonst wäre ich jetzt tot.«
»Stimmt.«
Er schwieg. Auf dem Boden lag er nicht mehr. Er hatte sich hinsetzen wollen, denn Marek gehörte zu den verdammt zähen Kreaturen. Und er hatte so seine eigenen Mittelchen, um gewisse Dinge in Ordnung zu bringen. Dazu gehörte auch eine von ihm selbst gemixte Lösung, die er in einer kleinen Flasche aufbewahrte. Er bat uns, sie zu holen. Ich brachte sie ihm, und Marek goß etwas von der Flüssigkeit auf ein Taschentuch. Dann tupfte er damit seine Wunde und deren Umgebung ab, wobei er einige Male das Gesicht verzog, zischend atmete, weil der Schmerz wie Feuer brannte, aber nicht klagte.
»Es geht in Ordnung«, sagte er. »Es geht alles in… o verdammt, das Zeug brennt!« Er legte den Kopf zurück. Tränen hatten sich in seinen Augen gebildet, und der Mund war zu einem scharfen Grinsen in die Breite gezogen.
Wir ließen ihn in Ruhe.
Nach einigen Minuten war er soweit hergestellt, daß er wieder sprechen konnte.
»Was ist das eigentlich für ein Zeug?« erkundigte sich Suko.
»Man nennt es Hexenwasser.«
»Wie?«
Marek hob die Schultern. »Es ist für alles gut. Reine Natur. Es gab früher einmal eine Frau im Dorf, die das Zeug herstellte. Es hilft wirklich gegen alles.«
»Dann ist es ja gut«, sagte ich.
»Kann man das auch trinken?« fragte Suko.
»Würde ich dir nicht raten. Danach kommst du für Stunden nicht vom Topf.«
»Darauf kann ich verzichten.«
»Wichtig ist, daß es hilft«, sagte Marek. »Schließlich kann ich euch ja nicht allein agieren lassen.«
Wir schauten uns an. Das war wieder ganz der alte Knochen, der Kämpfer, der Pfähler, der auf keinen Fall aufgeben würde und alles bis zum bitteren Ende durchziehen wollte. Bisher hatten wir nur in Stichworten erfahren, was da zwischen ihm und seinen Gegnern gelaufen war, nun aber war er so weit okay, daß er uns einen Bericht liefern konnte. Zuvor trank er noch einen Wacholder.
Wir hörten zu, und wir kriegten große Ohren, als wir erfuhren, was Marek schon hinter sich hatte. Zweimal war er der Hölle entkommen. Andere in seinem Alter wären daran zerbrochen oder hätten es erst gar nicht unternommen, er aber gehörte zu den Menschen, die so zäh wie Leder waren und sich mit zunehmendem Alter noch mehr forderten. Manchmal fragte ich mich, wann der Absturz kam, aber Marek richtete sich immer wieder auf. Er jagte die Blutsauger, er wollte sie pfählen, nur das war der Motor, der ihn immer wieder antrieb.
Wir waren zunächst einmal sprachlos, als er sagte:
»So, jetzt wißt ihr alles. Mit vier Blutsaugern aus der Familie Ravenstein haben wir es noch zu tun. Dorina ist tot.«
Ich zählte auf. »Da bleiben die Eltern, eine Tochter und noch ein Sohn.«
»Sicher.«
»Und die leben auf dem alten Schloß.« Marek nickte. »Das ihrer Familie gehört hat. Schon vor ewigen Zeiten, denke ich.«
»Jetzt haben sie es wieder übernommen.«
»So ist es, denn die Zeiten haben sich geändert.«
»Was wollen sie?« fragte Suko.
Marek runzelte die Stirn. »Muß ich euch darauf wirklich eine Antwort geben?«
»Im Prinzip nicht. Aber es geht hier um Details. Daß die Blut wollen, steht fest…«
Er schaute Suko an. »Es gibt hier genügend Menschen, die sie leersaugen können. Ich weiß es, und ich weiß auch, daß sie es tun werden, sobald sie die Chance sehen.«
»Und mit dir wollten sie beginnen?«
»Ja, denn sie wissen genau, daß ich ihnen auf den Fersen war. Sie kennen sich aus. Sie haben alle Informationen bekommen, und sie haben ihren Diener auf mich angesetzt.«
»Den jetzt Toten draußen.«
»So ist es, Suko. Horak war ihr großer Helfer. Ich weiß nicht, in welch einem Zusammenhang er zu den Ravensteins steht, aber er hat ihre Rückkehr vorbereitet, und er nahm Dorina mit, damit sie ihren ersten Blutschuß erhielt.«
Ich schaute ihn starr an. »Dorina wußte Bescheid. Horak wußte Bescheid. Woher?«
»Das weiß ich nicht.«
»Ist doch letztendlich egal«, sagte Suko. »Es kommt schließlich darauf an, was wir aus der Situation machen. Wir sind glücklicherweise rechtzeitig genug hier aufgetaucht, um alles in die Wege leiten zu können. Wenn diese Familie hier herrschen will, dürfte das Schloß nicht weit entfernt liegen.«
»Doch, von
Weitere Kostenlose Bücher