Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)
Garderobieren und Revuetänzerinnen sich hier ebenso drängten wie Schriftsteller oder Choreographen.
Im Moment war das Selmo’s fast leer. Nur der dunkle, schwere Barkeeper namens Benny war da, an einem Tisch saß einsam ein Mädchen. Mauzy würdigte sie nur eines knappen Blickes. Wieder eine Fremde, die in die Stadt gekommen war, vermutlich, weil sie gern Schauspielerin werden wollte. Noch ein Mädchen, das durch die Mühle gedreht wurde. Er nahm an der Bar Platz.
Benny schenkte ihm ein Glas aus dem schwindenden Vorrat herrlichen Woodford’s ein, und Mauzy legte eine Dollarnote auf die Bar.
»Sag schon«, drängte Benny ihn.
Mauzy beugte sich vor. »Ich trrrrrinke nie ... Bourrrbon.«
Bennys Kichern grollte in seinem riesenhaften Körper. »Das ist echt gut, Mann. Du klingst wie er.«
Mauzy kippte den Schnaps hinunter und genoss das rauchige Brennen. »Ich wünschte, ich wäre an seiner Stelle«, sagte er und tippte stumm auf den Glasrand, damit Benny nachschenkte.
»Ach was, Mauzy. Er ist ein Spinner, oder? Ich meine, was man sich so erzählt ...«
Mauzy zuckte mit den Achseln. »Wer ist kein Spinner? Es ist halt so, dass er in seiner Rolle aufgeht. Als wäre er Dracula.« Er schüttelte den Kopf. »Und die ganze Welt dreht sich nur um ihn.«
»Ein Spinner.« Benny füllte sein Glas und stellte einen Krug mit Wasser daneben.
In der Stille spürte Mauzy, wie ihm ein Schauer über den Rücken rann. Er drehte sich um und sah das Mädchen, das ihn anblickte. Im Dämmerlicht sah sie nicht besonders interessant aus. Sie war nicht besonders groß, und ihre Haare hatte sie unter eine schwarze Kappe gestopft. Ihr Gesicht war in Schatten getaucht, und dennoch: Die Intensität ihrer Aufmerksamkeit traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube.
Benny blinzelte ihm verschwörerisch zu, als Mauzy aufstand, sein Wasserglas nahm und zu dem Tisch ging, an dem die Frau saß.
Er fragte sie, ob es ihr etwas ausmachte, wenn er sich zu ihr setzte. Im selben Moment wusste er, wie absurd es war, dass er fragte. Ihr Blick hielt seinen fest, wie scharfe Zähne, die eine Traube umfassten.
Die Luft im Raum kam zur Ruhe.
»Ich habe Ihr Gespräch belauscht«, sagte sie mit einem fremd anmutenden Akzent. Französisch? Belgisch? »Es klang faszinierend.«
Er setzte sich ihr gegenüber. Plötzlich war er verlegen, denn jetzt sah er ihre wahre Schönheit. Ihr Gesicht war ein Wunder an Gleichmäßigkeit, und es strahlte eine merkwürdige Intensität aus. Sie hatte hohe Wangenknochen, und ihre dunklen, großen Augen glühten, dass das wenige Licht in der Bar darin funkelte. Sie hatte eine gerade, schmale Nase und Lippen, die sie leicht geöffnet hielt. Ihr geradezu strahlendes Lächeln ließ Mauzys Mund trocken werden. Er stellte sich vor, wie es sich wohl anfühlte, sie zu küssen. Die Vorstellung war überraschend lebendig. Sie hatte Haut, die dunkel wie die einer Polynesierin war, und die Haare, die unter ihrer Kappe hervorlugten, waren von einem blassen Silber wie das Mondlicht. Sie trug ihren Mantel, der wie ein Umschlagtuch geschnitten war, locker um die Schultern und darunter eine Bluse aus tiefroter Seide.
Ihr Lächeln zog ihn am meisten an. Aber die dunkle Tiefe ihrer Augen hielt ihn gefangen. Mit ihrem Lächeln wickelte sie ihn ein, seine Knie wurden zu Wasser, während sein Schwanz zugleich hart wurde. Er erinnerte sich an den ersten Akt des Theaterstücks, in dem die Frauen in Draculas Schloss zusammenkommen und das Trio in einem erotischen Tanz den Reisenden zur Strecke bringt. Es war wie ein Fingerzeig am Rande der Vernunft, dass er in ihren vom Feuer berührten, tiefschwarzen Augen versank und plötzlich an Vampire glauben konnte.
Lange Wimpern strichen über die dunkle Haut ihrer Wange. Ein unendlicher Schmerz erfüllte Mauzys Herz, als sie ihn mit einem sinnlichen Lachen aus ihrem Griff befreite, den er zu spüren glaubte, als ob sie ihn tatsächlich berührt hätte. Er wurde aus ihrem Bann geworfen, und die Luft war wieder leicht wie ehedem. »Das ist faszinierend, was Sie machen. Die Schauspielerei.« Sie fuhr mit einem schlanken Finger über den Rand ihres Weinglases. Mauzy konnte sie förmlich schmecken. Er konnte sich genau vorstellen, welch fremdartiges Aroma ihrem Geschlecht entströmte, wenn er sie mit kreisenden Zungenbewegungen massierte.
»Das mache ich, stimmt. Aber es ist nicht so leicht, wie es aussieht.« Seine Stimme klang hoch und beinahe schrill in seinen Ohren.
»Was ist mit dem anderen Mann, der
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