Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
Vom Netzwerk:
anderen Dingen am Wegesrand ihn einen Tag seines Lebens kosten würde. Als Anselm schließlich an der Haustür angekommen war, zog er seinen Pullover über die rechte Hand, wippte einmal nach vorn und griff nach der Klinke.
    Was macht die denn hier?, schoss es ihm durch den Kopf, bevor er die Frau an der Tür mit einem Lächeln begrüßte: » Ein unerwarteter Besuch, welche Freude!«
    » Ich wollte mich mal mit Ihnen unterhalten, wenn es Ihnen recht ist. Störe ich?«
    Anselm hatte nicht damit gerechnet, dass Sonja Wendorff, seine Kollegin aus dem Korrektorat, ihn jemals zu Hause aufsuchen würde. Jetzt stand sie völlig unerwartet, in einen dicken Mantel und mehrere Schals gehüllt, vor ihm.
    » Bitte, bleiben Sie doch nicht draußen in der Kälte stehen, treten Sie ein«, forderte er sie auf. » Ich muss allerdings, also, mein Vater…«, fügte er dann hinzu, ohne dabei unhöflich zu klingen.
    » Ich störe auch nicht lange. Ich war gerade in der Gegend unterwegs und dachte, wir könnten doch vielleicht mal einen Kaffee zusammen trinken.«
    Anselm war sich nicht sicher, wie er sich verhalten sollte. Der Kübel und die auffallend vielen Pakete Salz standen mitten im Hausflur. Außerdem wollte er seinen Vater nicht durch die Anwesenheit einer ihm unbekannten Frau verunsichern. Zudem war er ohnedies nicht gut auf Sonja zu sprechen, insbesondere jetzt, nachdem er die aktuelle Ausgabe des Fadenkreuz kontrolliert hatte.
    » Warum nicht, wenn Sie sich schon hierher bemüht haben«, gab er seinen erstklassigen Manieren schließlich dennoch den Vorzug. » Netter Besuch bringt schließlich immer Freude ins Haus.«

24
    » Viele Menschen stellen sich Serienmörder als blutrünstige Bestien vor, die jedem die Kehle aufschlitzen, der ihnen in die Quere kommt.«
    Severin Boesherz hatte sich mit Linda Bartholy in den Konferenzraum des LKA zurückgezogen. Olivia hatte sich den beiden nicht angeschlossen. Boesherz hatte sie darum gebeten, stattdessen in die Rechtsmedizin zu fahren und Neues über mögliche DNA -Spuren nach dem Kampf zwischen Kai Jurek und seinem Mörder in Erfahrung zu bringen.
    » Wie viele haben Sie denn bisher kennengelernt?«, wollte Severin wissen, während er eine Flasche Mineralwasser von dem Tablett in der Mitte des Besprechungstisches griff und sie Bartholy mit fragendem Blick anbot.
    » Persönlich unterhalten habe ich mich mit zwölf. Von über dreißig weiteren habe ich eingehend die Akten und Lebensgeschichten studiert«, gab sie zur Antwort und griff nach dem Wasser. » Ihr Kollege Julius Kern hatte es ja auch schon mit einigen Serienmördern zu tun. Leider neigt er aber dazu, sie der Wissenschaft vorzuenthalten.«
    » Seien Sie fair. Es sind nicht alle gestorben, die er gejagt hat«, nahm Boesherz seinen Kollegen in Schutz. » Zwei können Sie noch besichtigen und der Menschheit dann erklären, wie man sie hätte aufhalten können, wenn man alles vorher gewusst hätte.«
    » Mit einem der beiden habe ich tatsächlich schon gesprochen. Alexander Axmann, der Schlächter von Pankow. Er hat Obdachlose ermordet und ihre Körper so zerlegt, wie ein Metzger es mit Schweinehälften tut. Sehr fachmännisch, es hätte was aus ihm werden können. Leider nimmt er aber an, dass die Aufseher seiner Anstalt Außerirdische sind, die nachts über ihre Haarwurzeln zu ihm sprechen. Das ist einer von den komplett Verrückten.«
    » Sind die das nicht alle?«
    Bartholy nahm direkt aus der Flasche einen Schluck Wasser und griff dann in ihre Tasche, um ein Buch daraus hervorzuziehen. Sie legte es, das Cover zu Boesherz ausgerichtet, auf den Tisch.
    » Sie sind Soziopathen, aber das bedeutet nicht, dass sie den ganzen Tag mit irren Wahnvorstellungen herumlaufen. Den meisten merkt man eigentlich gar nichts an. In solchen Fällen sprechen die Nachbarn dann hinterher gern davon, dass der Killer immer so freundlich im Hausflur gegrüßt hat.«
    Boesherz griff nach dem Buch. Es trug den Titel Im Kopf des Mörders, ein Foto von Dr. Bartholy war auf dem Einband zu sehen. Dem Kommissar gefiel die Aufnahme. Auch wenn er dies bis auf Weiteres für sich behielt. Während Dr. Bartholy fortfuhr, blätterte er nebenher durch die Seiten.
    » Jedenfalls töten Serienmörder niemals wahllos. Eigentlich begehen sie oft sogar nur einen einzigen Mord– den aber immer wieder. Die Opfer symbolisieren in solchen Fällen einen bestimmten Typ Mensch. Oft handelt es sich im Grunde um Beziehungstaten, die der Täter gern begehen würde, es aber

Weitere Kostenlose Bücher