Bis in den Tod hinein

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Autoren: Vincent Kliesch

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seinem Sohn an diesem Tag einen kostbaren Dienst erwiesen zu haben.

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    » Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich versteckt. Aber immerhin, den Versuch ist es wert«, sagte Joshua Price.
    Der hagere Brite mit den ergrauten Schläfen war Tanja van Beutens Manager. Er hatte das Topmodel lange vor dessen großem Durchbruch kennengelernt. Als Fotograf hatte er seinerzeit eine Reihe von Aufnahmen für verschiedene Versandhauskataloge mit der jungen Tanja gemacht. Als ihm die Bilder der jungen Schönheit geradezu aus den Händen gerissen wurden, hatte er deren Potenzial erkannt und sie als Manager unter Vertrag genommen.
    » Das Haus gehört noch der Familie, aber da lebt schon lange keiner mehr«, berichtete Price, der gemeinsam mit Dennis auf dem Weg zu dem alten Anwesen war, in dem Tanjas Oma Erna gelebt hatte. Das Model hatte ihrem Manager oft davon erzählt, dass sie sich dort draußen als Kind sehr wohlgefühlt hatte. » Ich weiß gar nicht, ob die Heizung überhaupt noch funktioniert. Und außerdem, die Leute aus dem Ort müssten doch merken, wenn sie sich in dem Haus aufhalten würde.«
    Joshua Price schien wenig angetan von Dennis’ Idee zu sein, Tanja könne ihr Verschwinden selbst inszeniert haben.
    » Menschen, die nicht im Modelbusiness tätig sind, stellen sich das alles immer wie einen großen Freizeitpark vor«, berichtete er mit seinem charmanten Akzent. » Als ob die Stars alles nur als ein Spiel sehen würden. Ich brauche Publicity, also verstecke ich mich kurz vor dem Beginn meiner neuen Show. Das bringt mir dann noch ein paar Millionen mehr. So läuft das aber nicht, Herr Kommissar.«
    Die stark befahrene Autobahn war frei von Schnee und Eis, sodass die beiden gut vorankamen. Es würde nur noch etwa zehn Minuten dauern, bis sie das Haus in der Umgebung des brandenburgischen Rathenow erreicht hatten.
    » Wie läuft es dann?«
    Joshua schob seinen Sitz noch ein Stück weiter zurück, während er zu erzählen begann.
    » Jeder ist ersetzbar. Jeder! Okay, Skandale sind gut, das gebe ich zu. Drogen, Sex, Geld– gut im Geschäft ist immer der, über den geschrieben wird.«
    » Über Tanja wird seit ihrem Verschwinden jeden Tag irgendwas geschrieben«, gab Dennis zu bedenken.
    » Aber nicht auf den Titelseiten, weil es diesen Serienkiller gibt! Das würde kein Mensch so inszenieren, das Timing wäre viel zu schlecht«, verteidigte Price seine Künstlerin.
    Dennis stellte die Heizung etwas wärmer ein und hielt entgegen: » Tanja ist aber verschwunden, bevor der Serienmörder aufgetaucht ist.«
    Price zuckte nur mit den Schultern.
    » Jetzt vergessen Sie mal die Presse«, setzte er dann an. » Es ist doch so: Der Sender muss pünktlich mit den Aufzeichnungen der Castings beginnen, die Programmplätze sind geplant und müssen streng eingehalten werden. Die Produktionsfirma mietet die Locations, engagiert das Team, lässt die Kandidatinnen anreisen, macht Werbung, Promotionaktionen in den Innenstädten– das ganze Programm! Die drucken Poster mit der Jury drauf, das muss alles fertig sein, bevor die Aufzeichnungen der ersten Castings beginnen. Wenn Tanja nicht in spätestens drei oder vier Tagen auftaucht, muss der Sender auf einer neuen Jurychefin bestehen.«
    » Ich habe den Produzenten kennengelernt«, berichtete Dennis darauf. » Der zuckt nicht mit der Wimper, bevor er Tanja gegen eine andere austauscht.«
    » That’s it!«, stellte Price fest und schlug dabei unwillkürlich die Hände zusammen. » Venske holt sich einfach eine andere, das ist dem vollkommen egal. Und dann entgeht Tanja ein Vertrag über eine Summe, die wir beide zusammen nicht in vier Jahren verdienen. Glauben Sie mir, Tanja versteckt sich nicht absichtlich. Davonlaufen passt auch gar nicht zu ihrer Persönlichkeit. Wenn sie Probleme hat, dann stellt sie sich denen.«
    Dennis war zwischenzeitlich von der Autobahn abgefahren und hatte sich nach den Anweisungen seines Navigationssystems eine Landstraße entlang führen lassen. Bald darauf war am Horizont ein altes Haus erschienen. Trotz der schlechten Witterungsverhältnisse war deutlich zu erkennen, dass der Bau in den vergangenen Jahren ziemlich heruntergekommen zu sein schien.
    » Waren Sie überhaupt schon mal hier?«, fragte Dennis seinen Begleiter.
    » Nein, Tanja hat schon vor langer Zeit mit ihrer Familie gebrochen«, erhielt er zur Antwort. » Ihre Kindheit war nicht so schön, wie man sich das bei einem Model vorstellen könnte. Glauben Sie bloß nicht, dass es schöne