Bis Mittwoch unter der Haube
er zu seiner Mutter. »Du hättest nicht extra herkommen müssen. Du weißt doch, dass wir einen langen Flug hinter uns haben.«
Linda tätschelte Blakes Schulter. »Ich bin sicher, ihr hattet unterwegs viel Zeit, euch auszuruhen.«
»Wir hatten vor der Abreise sehr viel zu erledigen. Das kannst du dir sicher vorstellen. Und jetzt freuen wir uns auf ein paar Stunden Schlaf.«
Seine Mutter deutete auf den Wagen. »Dann sollten wir euch so schnell wie möglich nach Hause bringen.«
Blakes Geduldsfaden war kurz vor dem Reißen. Aber am schlimmsten war, dass Samantha nur stumm wie ein Fisch neben ihm stand.
»Ich habe ein Zimmer im Plaza gebucht.«
»Das ist doch albern …«
»Mutter!« Er hatte genug.
»Linda? Es ist Ihnen doch recht, wenn ich Sie so nenne, oder?« Samantha hatte ihre Stimme wiedergefunden.
»Selbstverständlich, meine Liebe.«
»Gut. Wie Sie sicher sehen, brauche ich dringend eine Dusche, und ein bisschen Schlaf würde auch nicht schaden. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür und können unsere Ankunft auf Albany noch ein wenig abwarten. Blake und ich müssen erst einmal den grauenhaften Jetlag abschütteln.« Einen derart förmlichen Ton hatte Blake bei Samantha noch nie gehört.
»Vermutlich haben Sie recht.«
Samantha stützte sich auf Blakes Arm. »Es ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, mich gleich hier zu begrüßen. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutet.«
Blake war sprachlos. Er führte seine Frau und seine Mutter zum Wagen.
Sobald die Tür sich geschlossen hatte, schmiegte Samantha sich unauffällig an ihn. »Was für ein eleganter Mantel«, sagte sie zu seiner Mutter.
»D… danke.«
»Ich hoffe, Sie verraten mir, wo Sie den gekauft haben. So etwas fehlt mir noch und so wie der Himmel aussieht, werde ich einen Mantel dringend brauchen.«
»Gerne. Wir werden sicher viel Zeit zum Shoppen haben.«
Blakes Ärger über die unerwartete Anwesenheit seiner Mutter ließ etwas nach. »Meine Frau und meine Mutter zusammen beim Einkaufen. Heißt das, ich muss mir Sorgen machen?«
»Das kommt ganz darauf an«, sagte Samantha.
»Worauf denn?«
»Darauf, ob deine Schwester auch mitkommt. Drei Frauen mit einer Kreditkarte ohne Begrenzung – das kann gefährlich werden.«
Sie lachten. Trotz aller Unterschiede zwischen seiner Mutter und seiner Frau machte Blake sich in diesem Augenblickkeine Sorgen mehr, ob sie miteinander auskommen würden.Als er Samantha erzählt hatte, wie verschwenderisch seine Mutter mit Geld umging und wie gerne sie einkaufte, hatte seine Frau genau zugehört, und nutzte diese Informationen jetzt, um mit Linda ins Gespräch zu kommen. Bei der Ankunft vor dem Plaza war Blake beinahe sicher, dass seiner Frau Mama Samanthas Kaufhausjeans und die Schuhe ohne Designerlabel schon gar nicht mehr auffielen. Eines aber wusste er bereits jetzt ganz genau: dass Samantha die Kleider, die sie anhatte, bei der erstbesten Gelegenheit verbrennen würde.
Zum Glück verabschiedete seine Mutter sich an der Tür und folgte ihnen nicht auch noch ins Hotel. Ein Page brachte sie direkt in ihre Suite. Blake gab dem jungen Mann ein Trinkgeld und schloss die Tür hinter ihm.
Samantha streifte die Schuhe ab und warf sich aufs Sofa. »Wenn ich deiner Mutter den Überfall am Flughafen verziehen habe, fange ich vielleicht sogar an, sie zu mögen.«
»Ich hatte sie gebeten, auf Albany auf uns zu warten.«
»Sie ist eine Mutter. Sie ist neugierig.«
»Trotzdem hätte sie sich zurückhalten sollen.« Er würde sie beiseitenehmen und es ihr sagen.
»Sie wollte mit eigenen Augen sehen, ob ich nicht schon im fünften Monat bin.«
Blake brauchte einen Moment, bis ihm die Bedeutung von Samanthas Worten aufging. »Schwanger?«
»Ich bitte dich. Hast du nicht bemerkt, wie ihre Augen über meine Taille gewandert sind?«
Dieser Gedanke war ihm überhaupt noch nicht gekommen. »Du machst Witze.«
»O nein. Das war eine Erkundungsmission. Erstens wollte sie sehen, ob ein Erbe unterwegs ist, und zweitens sicherstellen, dass ich nicht ganz und gar aus dem Rahmen falle, was Schicht und Klasse angeht.«
Blake lehnte sich kopfschüttelnd ans Bett. »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Frauen sind emotionale Wesen. Man sieht ihnen alles an den Augen an. Als deine Mom ihre Sonnenbrille abnahm, konnte ich jeden einzelnen ihrer Blicke, jedes Augenblinzeln mühelos lesen.«
Er zuckte die Schultern. »Vielleicht solltest du mit zu meiner nächsten
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