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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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alle anderen. Etwas Besonderes. Vorausgesetzt, wir würden uns als würdig erweisen.
    Er schiebt die Klinge durch den Griff einer alten Emaillekaffeekanne und zieht sie aus dem Feuer.
    – Natürlich hat keiner von uns hier sich als würdig erwiesen.
    Einer seiner Jungs reicht ihm eine angeschlagene Tasse, auf der im stilisierten Umriss eines Footballs Der beste Dad der Welt geschrieben steht.
    – Er hat uns weggeschickt, einen nach dem anderen.
    Er füllt die Tasse und reicht sie mir.
    – Und nachdem ich meine wahre Bestimmung gefunden und mich von Jammer abgenabelt hatte, bin ich einer Spur gefolgt. Vagen Gerüchten und Ahnungen, die mich schließlich hierhergeführt haben.
    Er stellt die Kanne ins Feuer zurück und geht neben mir in die Hocke.
    – Hineinzugelangen war nicht schwer. Sie haben keinen Verdacht geschöpft, schließlich war ich eines von Jammers Werkzeugen. Eines seiner bösartigen, unnatürlich starken Straßenkinder. Mit so wenig Selbstachtung ausgestattet, dass niemand befürchtet hat, ich könnte Achtung oder gar Mitempfinden für andere aufbringen.
    Der Feuerschein spiegelt sich in seinen Krallen und verleiht ihnen einen orangeroten Glanz.
    – Und wie ich drin war, hab ich es gesehen.
    Er starrt ins Feuer.
    – Mr. Jammer hatte uns zu Viehhütern ausgebildet. Wir sollten das Vieh füttern, es hegen und pflegen. Es melken. Wir sollten uns um die Zuchtlinien kümmern, damit die Herde nicht verkam. Wir sollten den Nachwuchs versorgen. Und im Gegenzug durften wir so viel Blut trinken, wie wir wollten.
    Er schließt die Augen.
    – Dort habe ich zum ersten Mal erlebt, dass selbst unser Appetit Grenzen hat.
    Das Feuer hat die Kälte des Flusswassers immer noch nicht ganz aus meinen Knochen vertrieben. Ich trinke einen Schluck Kaffee, der meine Kehle verbrüht.
    – Woher?
    Menace öffnet die Augen.
    – Du weißt, woher, Joe Pitt. Du weißt, woher sie kommen.
    Er deutet auf mein Auge.
    – Du hast es gesehen.
    Er öffnet die Hand.
    – Und jetzt?
    Er steht auf.
    – Wirst du dich uns anschließen?
    Seine Leute kommen näher ans Feuer und versammeln sich um ihn.
    – Wirst du bei uns bleiben, Joe Pitt? Wirst du dir die Zähne spitz zufeilen, damit du sie der Welt in die Kehle schlagen kannst? Wirst du dir Krallen zulegen, um ihre Haut aufzureißen?
    Ich stelle die Tasse neben dem Feuer ab und schüttle die Decke von den Schultern.
    – Wo sind meine Sachen?
    Menace kommt näher.
    – Du bist nicht mehr derselbe. Du kannst nicht zurück.
    – Willst du mich aufhalten?
    Er schüttelt den Kopf.
    – Nein.
    – Also, wo sind meine Sachen?
    Er sieht einen seiner Männer an, und Jacke, Hemd und Stiefel landen vor meinen Füßen.
    Menace schaut mir beim Anziehen zu.
    – Es ist noch die alte Kleidung, aber sie kann deine neue Haut nicht verbergen.
    Ich schnüre meine Stiefel.
    – An mir ist gar nichts neu, Sportsfreund. Es gibt nämlich nichts Neues unter der Sonne.
    Einer seiner Jungs schüttet einen Eimer Wasser auf das Feuer, das zischend verlöscht.
    Menace steht in den aufsteigenden Dampf- und Rauchwolken.
    – Du kannst nicht zurück.
    Ich ziehe die Jacke über.
    – Das kannst du so lange wiederholen, wie du willst. Trotzdem geh ich zurück. Und zwar genau dahin, wo ich herkomme.
    Er hebt die Hand. Die Krallen zeichnen sich vor dem Nachthimmel ab.
    – Du bist dort gestorben, Joe Pitt. Wir alle sterben dort. Geh von mir aus zurück, von wo du gekommen bist. Geh nur zu deinen Freunden. Der Mann, der ihnen begegnen wird, ist nicht mehr der Mann, den sie gekannt haben. Wird es überhaupt noch ein Mann sein?
    Ich fische eine Zigarette aus meiner Tasche.
    – Wer sagt denn, dass ich überhaupt Freunde gehabt habe?
    Dann mache ich mich auf den Weg, der über die mit Glasscherben übersäte Asphaltfläche führt. Das Revier der Mungiki. Rauch quillt aus meinem Mund.
    Ich gehe nach Westen.
    Ich habe mich nicht verändert.
    Kein Stück.
     
    Predos Geld befindet sich noch in meiner Jacke. Auf der Verdon wedle ich damit, um ein Taxi anzuhalten, das gerade an dem Parkplatz über der Einfahrt zum Midtown Tunnel vorbeifährt. Der Fahrer schlängelt sich von der Vernon über die Jackson und die 50th rüber auf die 11th. Dort warten wir vor dem Tunnel, bezahlen die Maut und rollen durch das abgasgefüllte Loch unter dem Fluss zurück auf die Insel.
    Ich habe eine der Pistolen der Koalitionsschläger in English Kill verloren, doch die andere liegt sicher in meiner Tasche. Ich lege die Hand darauf.
    Schön, wieder

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