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Bismarck 01

Bismarck 01

Titel: Bismarck 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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wir net mit, aber Natur, sag' ich Ihna, Exzellenz, merveilleuse ! Die Ungrischen sind unsre besten Leut in dr' Armee.«
    »Plausch net so fad!« berichtigte Liechtenstein. »Unsre Bem sind auch net a Wurzen. Reg'ment Ehrbach mit sei'm Grenadiermarschvon Wagram und all die andern Böhmaken sind brave Ludersch. Ich hab' Brünner Dragoner kommandiert, superbe !«
    »Auch net schlecht, c'est vrai . Doch die von Ungarn haben einen Elan! Serr ein guter Menschenschlag für Soldaten. Die Regimenter Jordis und Giulay bei Aspern und die bei Neusiedl-Wagram und die Ungarndivision Bianchi bei Leipzig und die Liechtensteinhusaren,« er verbeugte sich vor Liechtenstein, »und die Liechtensteinkürassiere, das waren unsere feinsten Reiterregimenter.«
    »Heut heißt unser bestes ungrisches aber Preußenhusaren,« verbeugte sich der Reitergeneral verbindlich, »und ihr Kommandeur Baron Edelsheim ist aus dem Reich.« (Merkwürdig, daß die Österreicher immer Deutschland schon in alter Zeit als »das Reich« und die sogenannten deutschen Brüder »aus dem Reich« nannten. Sie gehörten doch angeblich selber mit dazu, doch bezeichneten damit selbst den Unterschied zwischen Österreichern und wirklichen Deutschen). »Mein Vater, der Feldmarschall, hielt viel auf die Madjaren.«
    Bismarck verbeugte sich seinerseits achtungsvoll: »Euer Durchlaucht in Gott ruhender Herr Vater war ein echter deutscher Mann, der dem Korsen einen gründlichen Korb gab, als er ihm ein Rheinbundsherzogtum anbot. Dieser große Held war eine Zierde Österreichs, Deutsch-Österreichs, wie der wunderbare Erzherzog Karl.«
    Beide Militärs grüßten, doch lächelte Liechtenstein fein: »Seine Kaiserliche Hoheit der Generalissimus war sogar für manchen guten Österreicher zu ... deutsch und entschieden zu ... liberal. Seinen durchlauchtigsten Bruder Erzherzog Johann hatten Sie ja draußen im Reich. Beide hohen Herrn fielen unter Fürst Metternichs Regime ein wenig in Ungnade. Man nennt sie nicht gern bei Hofe.« Das sollte ein höflicher Wink sein.
    »Wir sahen ja, wohin das führt«, schnarrte der junge Windischgrätz. »Mein Papa mußte unsere braven Wiener Mores lehren ... und die Ungarn.« Oder sie ihn, dachte Otto, wenigstens anfangs und nachher kam die russische Hilfe, »heut ist das alles vergeben und vergessen. Moriamur pro rege nostro ! heißt es heut in allen treuen Madjarenherzen.« Ob das so stimmt? Wer Haß sät, erntet meist eine Drachensaat.
    »Nur auf Rußland bleiben sie bitter erbost«, fügte Liechtenstein hinzu. Ganz gut, vielleicht wird das mal ein politischer Faktor.
    Als Otto nach der Ofener Burg zurückkehrte, sah er einen ungarischen Grenadier mit Bärenmütze, weißem Kollet und blauen Schnürhosen auf der Terrasse über der Donau als Schildwache stehen. Sein langes Bajonett ragte von unten herauf über den Fensterrand, so daß es den Kerzenschein im Schlafzimmer spiegelnd zurückwarf. Den Fußboden aber betüpfelten viel schwarzeFlecke im Getäfel, die wie Tintenklexe aussahen: Brandflecken von Granatsplittern, wo sich hier General Henzi im rauchenden Schutt bis zum letzten Mann wehrte. Nicht drei Jahre ist's her, und das war nur der Anfang des ungarischen Befreiungskriegs – pst, der Rebellion – und heut schon alles begraben? Wer's glaubt! Und wer darf Österreich einen deutschen Staat nennen, wo ein halbwildes Volk aus Asiens Steppen den Ton angibt oder wenigstens die erste Geige spielen möchte! Österreich im deutschen Bund ist geradeso Anomalie, als ob Frankreich, weil es den Elsaß, und Rußland, weil es die baltischen Deutschen hat, einen Fuß in Deutschland hätten. Soll man die Niederwerfung Ungarns als einen Germanensieg Deutsch-Österreichs feiern? Das wäre Unsinn, sintemal es slawische Truppen waren, Tschechen und Kroaten, die hier reinen Tisch machten. Nun, man muß praktisch denken. Noch ist Österreich eine große Militärmacht, »teufelmäßig stark«, wie Napoleon sagte. Radetzky hat's in Italien bewiesen. Italien! Da schmort eine Olla Potrida im Topf, schärfer gewürzt als ungarischer Gulasch. Man hat den Pott zugeschüttet, doch neue Dämpfe steigen auf, das Feuer brennt lichterloh und die Speise wird auf den Tisch kommen, serviert von einem französischen Koch. Abwarten! Nichts wird so heiß gegessen, als es gekocht wird. Nur uns nicht von Österreich ins Schlepptau nehmen lassen! Allein sind wir nicht stark genug, mit ihm unseren Span auszufechten. Doch vielleicht bröckelt durch fremde Stöße etwas von der

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