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Bismarck 01

Bismarck 01

Titel: Bismarck 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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war der liebste Wunsch meines berühmten Vorgängers, Fürst Schwarzenberg, diese kommerzielle Union auf den Bundestag zu übertragen.«
    »Ohne jede rechtliche Basis«, unterbrach Bismarck kühl. »Preußen betrachtet den Bund als eine reine Polizei- und Militärinstitution. Jede Ausdehnung über solche Funktionen hinaus ist widerrechtlich.«
    »Wir wollen uns um akademische Rechtsfragen nicht streiten. Jedenfalls wünschte Österreich eine andere Zolliga zu veranstalten nach dem Muster des hannoverschen Steuervereins. Dieser schloß Hannover, Braunschweig, Oldenburg, Lippe in sich. Indessen erzielte Preußen im September vorigen Jahres eine Fusion damit, ohne seine sonstigen Zollvereinsmitglieder zu unterrichten. Sie werden gestehen, daß diese heimliche und selbstherrliche Art besonders die süddeutschen Staaten aigrieren mußte.«
    »Ich gebe gar nichts zu. Preußen als Präsident war in seinem Recht, und wenn sich einige Überempfindliche dabei übergangen fühlten, so erkennen wir Österreich das Recht nicht zu, deshalb einen großen Indianerkriegsrat nach Wien zu berufen, bei dem keineswegs die Friedenspfeife geraucht werden sollte.«
    »Ich möchte Euer Exzellenz bitten, solche tudesken Vergleiche zu unterlassen. Die sogenannte ›Darmstadt-Koalition‹ hatte gute Gründe, die Vorschläge unseres Kabinetts anzuhören.«
    »Politisch möglichenfalls, in deren Sinn verstanden. Kommerziell aber nicht, im Gegenteil. Und die öffentliche Meinung des Volkes war überall zugunsten Preußens.«
    »Wie Euer Exzellenz sie zu bearbeiten beliebten«, flocht Buol giftig ein. »Die entsprechenden Informationen durch Graf Thun liegen uns vor. Sie taten das Menschenmögliche, die süddeutsche Presse zu beeinflussen.«
    »Ich schmeichle mir«, bekräftigte Otto trocken. Ging er doch so weit, einen Gegenseitigkeitsverband der gelehrten und statistischen Vereine von Berlin mit denen von München, Stuttgart, Karlsruhe durchzusetzen und so »intellektuelle Sympathie« für Preußen zu erwecken.
    »Nun, das Ende war also, daß die ›Darmstädter‹ einen vollständigenZollverein wünschen auf Basis eines Präliminarvertrages mit Österreich. Wir sind dazu bereit, Sie lehnen ab.«
    »Gewiß, wir verlangen völlige Zollunion aller deutschen Länder auf Basis unseres Einverständnisses mit Hannover, bevor wir in einen separaten Handelsvertrag mit Ihnen eintreten. Und wir werden diesen Boden behaupten.«
    »Wozu dann eigentlich Ihre mission extraordinaire ?«
    »Um uns separat mit Ihnen auseinanderzusetzen. Wir sind nicht abgeneigt zu einem besonderen Handelsvertrag zwischen Österreich und Preußen, der sich nachher auf ganz Deutschland übertragen kann.«
    »Jesus-Maria, nicht abgeneigt! Wir können warten.«
    »Wir auch. Um offen zu sein: es fehlt an den gleichartigen Unterlagen, der Verbrauch ist schon in der deutschen Zollgemeinschaft verschieden und nur gutwillige nationale Einheit verbürgt die kommerzielle. Wo steckt aber diese zusammengehörige Freundlichkeit zwischen Ungarn und Galizien und vollends zwischen diesen und uns? Ich wüßte nicht wo.«
    »Nun, ich glaube, die staatlichen Interessen – –«, hob Buol hochtrabend an, doch Otto unterbrach ihn:
    »Pardon, das gilt hier nicht. Bei Geldsachen hört die Staatlichkeit auf, nicht nur die Gemütlichkeit. Österreich lebt von eigenen Produkten, nicht von importierten.«
    »Das sollte doch gerade zugunsten der Zollgemeinschaft für Preußen sprechen, und die Ziffern sagen so aus.«
    »Ein Irrtum. Sie würden uns mit Ihrem Überfluß billiger Lebensmittel überschwemmen und so die deutsche Landwirtschaft erdrücken. Dagegen bedarf mindestens Transleithanien so gut wie nicht unsern Export von Industrie und Handwerkswaren. Übrigens kann ich nicht umhin zu bemerken, daß die nichtdeutschen Beamten – – und das sind die meisten Ihrer Douane – – mir kein Vertrauen zu ihrer Redlichkeit einflößen.«
    Buol sprang auf. »Das ist eine Beleidigung der k. k. Beamtenschaft.«
    Otto blieb ruhig sitzen. »Nur meine unmaßgebliche Privatmeinung. Es kommt ja auch gar nicht darauf an, wie Sie dies auffassen, sondern was meine Regierung denkt. Zu einem eigenen Handelsvertrag wären wir trotz alledem erbötig gewesen, nicht aber dazu, wider besseres Wissen die Aufnahme Österreichs in den deutschen Zollbund zu genehmigen. Da Euer Exzellenz unser Entgegenkommen falsch verstehen, so hat weitere Diskussion keinen Zweck.«
    Als Otto aus dem Audienzsaal trat, fand er die Gesandten aller

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