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Bismarck 01

Bismarck 01

Titel: Bismarck 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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deutschen Kleinstaaten im Vorzimmer versammelt, die ihn mit Fragen umdrängten. »Ich kann Ihre Neugier nicht befriedigen, meine Herren«, fertigte er brüsk ab, woraus man richtig entnahm: er will nicht. Aber aus dem Durcheinanderredenentnahm er, daß ihre Regierungen die Haltung Buols nicht billigen würden.
    So geschah es, Preußen blieb kommerzieller Sieger. Und Bismarck hatte nichts eiligeres zu tun, als Manteuffel zur Verfolgung des Sieges aufzufordern. »Die Koalitionsminister wie Beust-Sachsen und Dallwigk-Hessen-Darmstadt müssen hinaus,« äußerte er zu Lynar, »um die volle Bedeutung unseres Sieges der öffentlichen Meinung einzuprägen und unseren Einfluß in Deutschland zu verstärken.«
    Doch der träge und jeder scharfen Initiative abgeneigte Manteuffel unterschlug nicht nur diesen Wunsch, sondern bezeigte ihm bei seiner Rückkehr nach Berlin eine merkliche Erkältung. Entstellungen des Platenschen Rapports, von Hannover verbreitet, gaben dem Minister die falsche Überzeugung, man arbeite gegen ihn und wolle seinen Sturz.
    »Sie bereden ja wohl Ihre negativ erfolgreiche Mission mit General v. Gerlach, Ihrem besonderen Freunde«, betonte der Premier kalt und bitter. »Da wird Seine Majestät der König gewiß den richtigsten Eindruck empfangen, ohne daß ich mich bemühen muß.«
    Verdutzt und geärgert erwiderte Otto: »Ich nehme an, daß auch Sie die Dinge richtig darstellen. Graf Arnim ist genesen und eine etwaige höchstenorts bestehende Absicht, mich an seine Stelle zu setzen, damit hinfällig, was ich begrüße.«
    »Sie wollen sich dort nicht binden, ich verstehe.«
    »Ich verstehe nur so viel, daß ich persona ingrata in Wien bin und bleiben werde. Man würde dort keine Mittel unversucht lassen, mich durch Hofklatsch in Berlin zu diskreditieren, was von Wien aus leichter wäre als aus Frankfurt.«
    Manteuffel sah ihn zweifelhaft an, ob er die Wahrheit rede. Aber Otto erkannte so viel, daß er in seinem alten Vertrauten und Vorgesetzten von jetzt ab ein feindliches Element vor sich habe.
    *

In Frankfurt lebte der Flottenkrakehl wieder auf. Bald standen sich die scheinbar beerdigten drei Parteien früherer Jahre gegenüber: das Großdeutschland Österreichs, in dem es die Suprematie begehrte, »die beschränkte Union« im preußischen Sinne, die »Trias« der Mittelstaaten. Als Preußen den Nordweststaaten vorschlug, sie sollten einen Flottenbund mit ihm bilden, zerschlug sich die Sache. Der blinde König von Hannover, zu schwach es allein zu unternehmen, wollte es aus Eifersucht auch nicht unter Preußens Ägide. »Ach, lassen Sie mich zufrieden, verehrter Freund«, lehnte v. Schele ab, der als Minister nach Hannover ausschied und seinen Nachfolger Bothner vorstellte. »Führte Neptun selber den Vorsitz, so wollten wir doch nichts damit zu tun haben.«
    Zuletzt sank das ohnehin spärliche Nationalgefühl des Bundestages so tief, daß er, um nur ja keine blutige Zwietracht aufkommen zu lassen, die Flotte dem Hammer des Auktionators überlieferte. »Ein Bremer Apotheker hat Marinevorräte mit Beschlag belegt als Äquivalent für neunzig Taler, seine Löhnung für Ausmerzung von Tintenflecken. Tinte überall, selbst auf den deutschen Schiffen, das scheint das nationale schwarze Blut, das einzig vergossen wird«, seufzte Otto düster. Die Reichsflotte endete unter dem Hammer eines gewissen Hannibal Fischer.
    »'s gefällt mir hier so goar net«, klagte der neue bayrische Gesandte Schrenk. »Mir schwant Malheur von neuem Disput über den neuen Empereur.« Der verschlagene Louis setzte sich richtig die Kaiserkrone auf, und der englische Gesandte setzte den preußischen sofort in Kenntnis:
    »Die Regierung Ihrer Britannischen Majestät hat das Kaiserreich anerkannt.«
    »Ohne sich mit dem europäischen Konzert ins Einvernehmen zu setzen?«
    Lord Cowley zuckte die Achseln. »Die britische Regierung tut, was sie für gut findet, mein lieber Herr v. Bismarck, und tut nichts unüberlegt.«
    Das geht offenbar gegen Rußland, das den Usurpator niemals anerkennt. Ein Bund der Westmächte kann uns Ungelegenheiten bereiten. Was tun? In unanständiger Hast sich beim neuen Frankreich anbiedern? Scheint Österreich willens dazu? Wir müssen uns diesmal unbedingt mit ihm verständigen.
    Auf dem Heimweg rief ihn Scherff an: » Quid novi ex Francia? Wissen Sie schon, das Herzogtum Nassau und Frankfurt haben die französische Regierung beglückwünscht.«
    »Eine Insolenz!« brauste Otto auf. »Der elende Parvenü

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