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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Wellen, die sich leise brachen.
    »Ja?«
    Sie seufzte und wich meinem Blick aus. »Ich mache mir Sorgen …«
    »Was ist?«, fragte ich. Ich war sofort alarmiert. »Kann ich dir helfen?«
    »Es geht nicht um mich.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich mache mir Sorgen wegen dir … und Edward.«
    Als sie seinen Namen aussprach, sah sie mich endlich an, ihr Blick bat um Entschuldigung.
    »Ach so«, murmelte ich und schaute zu zwei schweißgebadeten Joggern, die an uns vorbeiliefen.
    »Die Geschichte ist ja ernster, als ich dachte«, sagte sie.
    Ich runzelte die Stirn und ließ die letzten beiden Tage Revue passieren. Edward und ich hatten uns kaum berührt – jedenfalls in ihrer Gegenwart. Ich fragte mich, ob ich jetzt auch von Renée einen Vortrag zum Thema Verantwortungsbewusstsein zu hören bekam. Es würde mir nicht so viel ausmachen wie bei Charlie. Vor meiner Mutter war es mir nicht peinlich. Schließlich hatte ich ihr diesen Vortrag in den letzten zehn Jahren auch immer wieder gehalten.
    »Irgendwas ist … komisch an eurem Zusammensein«, murmelte sie mit zusammengezogenen Brauen. »Wie er dich anschaut – wie … ein Beschützer. Als würde er sich jeden Moment vor dich werfen, damit du nicht erschossen wirst oder so.«
    Ich lachte, aber ich konnte sie noch immer nicht ansehen. »Ist das so schlimm?«
    »Nein.« Sie suchte nach Worten. »Es ist nur so anders. Er empfindet sehr stark für dich … und er ist so vorsichtig. Ich habe das Gefühl, eure Beziehung nicht richtig zu verstehen. Als gäbe es da ein Geheimnis, das ich nicht kenne …«
    »Ich glaub, da bildest du dir was ein, Mom«, sagte ich schnell und bemühte mich, es locker klingen zu lassen. In meinem Bauch flatterte es. Ich hatte vergessen, wie viel meine Mutter sah. Mit ihrer einfachen Weltsicht durchschnitt sie alles Nebensächliche und sah direkt in den Kern der Dinge. Bisher war das nie ein Problem gewesen. Ich hatte früher keine Geheimnisse vor ihr gehabt.
    »Und nicht nur er benimmt sich merkwürdig«, sagte sie, als wollte sie sich verteidigen. »Du müsstest mal sehen, wie du dich in seiner Gegenwart bewegst.«
    »Wieso?«
    »Du passt dich ihm an, ohne es überhaupt zu merken. Wenn er sich ein bisschen bewegt, veränderst du im selben Moment auch deine Haltung. Wie Magnete … oder als wäre eine Art Schwerkraft im Spiel. Du bist wie … ein Satellit oder so. So was hab ich noch nie gesehen.«
    Sie verzog den Mund und schaute zu Boden.
    »Ich hab’s«, sagte ich in neckendem Ton und zwang mich zu einem Lächeln. »Du liest wieder Mystery-Krimis, oder? Oder ist es diesmal Science-Fiction?«
    Renée wurde ein bisschen rot. »Das hat damit überhaupt nichts zu tun.«
    »Hast du was Gutes entdeckt?«
    »Na ja, eins war dabei … aber das spielt hier keine Rolle. Jetzt reden wir über dich.«
    »Halt dich lieber an Liebesromane, Mom. Sonst kriegst du noch Albträume.«
    Ihre Mundwinkel hoben sich. »Ich bin albern, oder?«
    Im ersten Moment konnte ich darauf nicht antworten. Renée ließ sich so leicht beeinflussen. Manchmal war das gut, denn ihre Ideen waren häufig total weltfremd. Aber es tat mir weh, wie schnell sie jetzt klein beigab, obwohl sie ins Schwarze getroffen hatte.
    Sie schaute mich an und ich machte ein harmloses Gesicht.
    »Du bist nicht albern – du bist eben eine Mutter.«
    Sie lachte, dann zeigte sie feierlich auf den weißen Sandstrand vor dem blauen Wasser.
    »Und das hier ist kein Grund für dich, wieder zu deiner albernen Mutter zu ziehen?«
    Ich wischte mir übertrieben über die Stirn und tat so, als würde ich mir die Haare auswringen.
    »An die Luftfeuchtigkeit gewöhnt man sich«, behauptete sie.
    »An den Regen auch«, konterte ich.
    Sie boxte mir scherzhaft in die Seite und nahm meine Hand, als wir zurück zum Auto gingen. Abgesehen von der Sorge um mich schien sie ganz glücklich zu sein. Zufrieden. Sie war immer noch verrückt nach Phil, und das war beruhigend. Bestimmt hatte sie ein ausgefülltes, glückliches Leben. Und bestimmt vermisste sie mich nicht besonders, selbst jetzt nicht …
    Edward strich mir über die Wange. Ich schaute auf, blinzelte und landete wieder in der Gegenwart. Er beugte sich zu mir herab und küsste mich auf die Stirn.
    »Wir sind zu Hause, Dornröschen. Du kannst aufwachen.«
    Wir standen vor Charlies Haus. Auf der Veranda brannte Licht und der Streifenwagen stand in der Einfahrt. Als ich zum Haus schaute, sah ich, wie der Vorhang vor dem Wohnzimmerfenster zuckte und

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