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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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erzählte man sich, sie sei von einem Bären angegriffen worden, aber ich kannte das Geheimnis.
    Werwölfe sind unberechenbar, hatte Edward gesagt. Häufig werden Menschen in ihrer Nähe verletzt.
    »Tja, so verrückt es ist, gab das schließlich den Ausschlag. Sam war so entsetzt, so angewidert von sich selbst, voller Hass für das, was er getan hatte … Er hätte sich vor einen Bus geworfen, wenn er ihr damit hätte helfen können. Vielleicht hätte er das sowieso getan, um seiner Tat zu entkommen. Er war am Boden zerstört … Auf einmal war sie diejenige, die ihn tröstete, und dann …«
    Jacob sprach nicht weiter, und ich spürte, dass die Geschichte jetzt zu intim wurde.
    »Arme Emily«, flüsterte ich. »Armer Sam. Arme Leah …«
    »Ja, Leah hat es am schlimmsten getroffen«, sagte er. »Sie macht gute Miene zum bösen Spiel. Sie wird Brautjungfer.«
    Ich wandte den Blick ab und schaute zu den zerklüfteten Felsen, die sich am Südende der Bucht wie abgebrochene Finger aus dem Ozean erhoben. Ich versuchte zu begreifen, was Jacob mir erzählt hatte. Ich spürte, dass er mich ansah und darauf wartete, dass ich etwas sagte.
    »Hast du das auch erlebt?«, fragte ich schließlich, immer noch mit abgewandtem Blick. »Diese Sache mit der Liebe auf den ersten Blick?«
    »Nein«, sagte er schnell. »Nur Sam und Jared.«
    »Hmmm«, sagte ich und tat so, als hätte ich bloß aus höflichem Interesse gefragt. Ich war erleichtert und überlegte, warum. Wahrscheinlich war ich einfach froh darüber, dass er nicht behauptete, es gebe irgendeine geheimnisvolle Verbindung zwischen uns. Unsere Beziehung war so schon kompliziert genug. Da brauchte ich nicht noch mehr Übernatürliches.
    Wir sagten beide nichts, und das Schweigen war ein bisschen peinlich. Ich fragte ihn lieber nicht, was er dachte.
    »Wie war das bei Jared?«, fragte ich stattdessen.
    »Ganz undramatisch. Es war ein Mädchen, neben dem er in der Schule jeden Tag gesessen hatte. Er hatte sie nie groß beachtet. Aber nach seiner Verwandlung sah er sie wieder und konnte nicht mehr wegschauen. Kim war begeistert. Sie war total verknallt in ihn. Sie hatte in ihr Tagebuch x-mal ihren Namen mit seinem Nachnamen dahinter geschrieben.« Er lachte spöttisch.
    Ich sah ihn missbilligend an. »Hat Jared dir das erzählt? Das ist ja nicht gerade die feine Art.«
    Jacob biss sich auf die Lippe. »Ich sollte mich wohl nicht darüber lustig machen. Aber es war schon witzig.«
    »Tolle Seelenverwandtschaft.«
    Er seufzte. »Jared hat es uns nicht absichtlich erzählt. Du weißt doch, wie das bei uns funktioniert, oder?«
    »Ach ja. Ihr könnt die Gedanken der anderen hören, aber nur, wenn ihr Wölfe seid, oder?«
    »Ja. Genau wie dein Blutsauger.« Er sah mich finster an.
    »Edward«, verbesserte ich ihn.
    »Na klar. Deshalb weiß ich auch so genau, wie es Sam ging. Freiwillig hätte er uns das nicht alles erzählt. Das ist eine Sache, die wir alle grässlich finden.« Plötzlich klang er sehr bitter. »Es ist furchtbar. Kein Privatleben, keine Geheimnisse. Alles, was einem peinlich ist, erfahren auch die anderen.« Er schüttelte sich.
    »Das klingt schrecklich«, flüsterte ich.
    »Manchmal, wenn wir uns abstimmen müssen, ist es ganz praktisch«, gab er zu. »Alle Jubeljahre einmal, wenn ein Blutsauger sich auf unser Territorium verirrt. Laurent war ein echtes Highlight. Und wenn uns die Cullens letzten Samstag nicht in die Quere gekommen wären … Mann! Dann hätten wir sie vielleicht gehabt!« Er ballte die Hände zu Fäusten.
    Ich schauderte. Meine Sorge um Jasper oder Emmett verblasste im Vergleich zu der Panik, die ich bei der Vorstellung empfand, Jacob könnte gegen Victoria kämpfen. Emmett und Jasper waren so gut wie unverwundbar. Jacob war immer noch vergleichsweise menschlich. Sterblich. Ich stellte mir vor, wie Jacob Victoria gegenüberstand und wie ihr glänzendes Haar ihr seltsam katzenhaftes Gesicht umwehte … Ich schauderte.
    Jacob sah mich neugierig an. »Aber ist das für dich nicht die ganze Zeit so? Wenn er deine Gedanken hören kann?«
    »O nein. Edward hört nie meine Gedanken. Das hätte er nur gern.«
    Jetzt sah Jacob verwirrt aus.
    »Er kann mich nicht hören«, erklärte ich, und das klang ein bisschen stolz – alte Gewohnheit. »Ich bin die Einzige, mit der es ihm so geht. Keine Ahnung, warum.«
    »Verrückt«, sagte Jacob.
    »Ja.« Jetzt war ich schon weniger stolz. »Wahrscheinlich bedeutet es, dass mit meinem Gehirn irgendwas nicht

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