Bist du mein Kind? (German Edition)
weiß, dass man in dieser Situation keine Frau anbaggert. Ach, Scheiße. Ich kann jetzt nicht. Ich denke jetzt einfach gar nichts mehr. So schließe ich die Augen und versuche, nichts zu denken.
Um mich herum entsteht plötzlich Unruhe. Alle setzen sich gerade hin, lockern die Schultern und strecken sich. Fragend sehe ich Jean-Marie an.
„Wir landen“, sagt er. Schon? Mein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass wir beinahe zwei Stunden geflogen sind. Ich sehe nach unten. Es ist dämmerig, aber ich sehe Lichter, Häuser, Straßen. Finde ich da unten mein Kind?
„Wo sind wir?“ frage ich den Mann, der hinter mir aufsteht. „Charleroi“ antwortet er mürrisch.
Dann sind wir also da, wo Inspektor Leroc das Versteck der Kinder vermutet. Wie wird es nun weiter gehen?
Als wir auf dem Boden aufsetzen, sehe ich weit hinten einige Menschen stehen. Während der Hubschrauberpilot den Motor ausschaltet, setzen sie sich in Bewegung.
Ich erkenne Phillipe. Er winkt uns zu. Neben ihm laufen ein Mann und eine Frau.
Als sie vor uns stehenbleiben, sehe ich wie die Frau Jean-Marie anstarrt. Eifersucht.
Monika, keine Gefühle zulassen, die diesen Mann betreffen. Schon vergessen?
Phillipe macht uns bekannt.
„Monique, das ist Romain Gillier von der belgischen Polizei. Er leitet die Ermittlungen seit Jahren und wird uns hier in Belgien weiterhelfen.“
„Ich bin Monika Reiter“, antworte ich und schüttele ihm die Hand. Er ist mir sympathisch.
„Und hier ist Chloé Perau. Sie ist die Kollegin von Romain und arbeitet auch seit einigen Jahren mit uns zusammen“. Ich schüttele auch ihr die Hand und beschließe, sie ebenfalls sympathisch zu finden.
Auf einen Wink folgen wir alle Phillipe in ein Gebäude aus rotem Backstein, das aussieht als wäre es uneinnehmbar. Es steht mitten auf dem Platz und die Häuser in der Straße sind ziemlich weit entfernt. Chloé sieht meinen forschenden Blick und erklärt mir, dass wir uns hier auf dem Gelände des Polizeipräsidiums von Charleroi befinden. Aha.
Drinnen begeben wir uns direkt in einen Sitzungsraum. Ein großer Tisch mit bequemen Stühlen, auf dem Tisch ein Imbiss für alle. Für Alle? Wo ist Jean-Marie mit seinen Männern?
Ich kann ihn weder draußen noch hier drinnen ausmachen. Na, ja, er wird wissen, was er tut.
Nachdem wir alle Kaffee haben, fängt Romain seinen Bericht an:
„Wir haben von einem Informanten einen Tipp bekommen, dass draußen im alten Industriegebiet in den Lagerhallen zwei Obdachlose aufs Brutalste von bewaffneten Männern vertrieben wurden. Unser Informant konnte uns sagen, wo wir die Obdachlosen finden. Als wir sie festgesetzt haben, wollten sie nicht aussagen, weil man ihnen angedroht hatte, sie umzubringen.
Vor einem Jahr ist schon mal ein Obdachloser erschossen worden, der bei uns eine Aussage gemacht hat. Wahrscheinlich hat die Organisation die Männer am Leben gelassen, weil ihr Tod zu viel Wirbel verursacht hätte. Letztendlich haben wir nicht viel heraus bekommen, lediglich um welche Hallen es sich handelt. Wir haben einen Trupp losgeschickt, das Gelände zu überwachen. Aufgrund eines Hinweises aus einer ganz anderen Ecke, hatten wir den Verdacht, dass es sich wieder um die Girardeaut-Organisation handelt. Wir haben verschiedene Aktivitäten beobachtet, konnten aber bei der Durchsuchung besagter Halle nichts finden. Also haben wir weiter observiert. Uns fiel auf, dass die Autos immer vorne an die Tore heranfuhren, entladen wurden und dann hinter die Halle fuhren.
Rausgekommen sind sie dann vorne nicht mehr. Weder Mensch noch Auto. Also haben wir nochmal alles durchsucht. Wir haben einen unterirdischen Gang gefunden, der zu einer verlassenen Villa führt. Früher haben dort die Besitzer dieser Fabrik gewohnt. Die Villa steht seit Jahren leer, weil die Erben sich um die Aufteilung des Besitzes streiten. Hier haben wir dann ein zweites Team eingesetzt. Gestern ist ein Kleinbus gekommen mit ungefähr sechs bis sieben Kindern. Wir konnten das in der Dunkelheit nicht genau erkennen.
Wi….“
Ich sehe, dass sich sein Mund bewegt, aber ich höre ihn nicht mehr. Es sind Kinder angekommen. Maxi. Maxi, ich bin ganz nah bei dir. Hörst du, halte durch. Jetzt dauert es nicht mehr lange und wir sind alle wieder zusammen. Du brauchst keine Angst mehr haben. Deine Mama ist hier. Sie werden dir nichts tun. Nicht diese Männer. Und die nächsten bekommen dich nicht in die Hände. Hör mich, mein Liebling, ich bin bei dir. Mein Herz rast, ich habe
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