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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Pleitiers.«
    »Und seither?«
    »Was … seither?«
    »Seither steht die Villa leer?«
    »Nun ja. Mehr oder weniger.«
    »Was heißt das?«
    »Gelegentlich war sie vermietet. Aber nie lange.«
    »An wen?«
    »Mal an einen alten, reichen Amerikaner, dessen Ururgroßeltern oder so ähnlich von hier stammten. Er verbrachte zweimal im Jahr jeweils sechs Wochen hier, mit seiner Frau, im Frühjahr und im Herbst. Auf der Suche nach seinen Wurzeln. Im Gegensatz zu seiner Frau sprach er sogar ein bisschen Deutsch. Aber dann starb der Mann, mit 76, und die Witwe, die war da erst 54, eine ausgesprochen attraktive Frau, die hatte kein Interesse mehr daran, alleine herzukommen, und kündigte den Pachtvertrag. War ja auch eine Schnapsidee, den Kasten das ganze Jahr zu mieten, nur um ein paar Wochen hier zu verbringen.«
    »Und dann?«
    »Dann? Dann stand das Haus erst mal wieder ein paar Jahre leer, und dann machte hier ein Swinger-Club auf. Ein Pärchen-Club oder so etwas. Da ging es am Wochenende auf dem Waldweg zu wie auf der Autobahn, das können sie mir glauben. Ich hatte mir mal die Kennzeichen angeschaut, auf dem Rondell vor der Treppe. Köln, Dortmund, Frankfurt, Düsseldorf. Die kamen von überall her. Sommer wie Winter, von Freitagabend bis Sonntagabend. Das ging, glaube ich, sieben oder acht Jahre so. Aber dann zog der Swinger-Club um, nach Bergisch Gladbach. Und der Kasten versank wieder in seinen Dornröschenschlaf.«
    »Für immer?«
    Gerald Räderscheidt schwieg.
    Kristina und der Hund warteten auf die Antwort.
    »Nein … nicht für immer.«
    Räderscheidt zog den Schulterriemen des Gewehrs stramm und schaute zu seinem Hund hinab, als müsste der ihm erst die Genehmigung zur Beantwortung der Frage erteilen.
    »Die Villa wurde noch ein einziges Mal vermietet. Angeblich an einen Kölner Rechtsanwalt, erzählte man sich im Dorf. Das war vor … lassen Sie mich kurz rechnen … vor dreizehn Jahren. Ja, im Frühjahr 1997. Ich weiß das noch so genau, weil kurz davor, im Februar, da war mein Bruder gestorben. Schlimme Sache. Mein Bruder ist bei der Waldarbeit mit dem Trecker umgekippt, als er einen umgestürzten Baum vom Weg ziehen wollte. Der Alfons ist mit dem Trecker kopfüber in einen Bach gestürzt, er konnte sich nicht selbst befreien, weil die Beine unter dem Trecker eingeklemmt waren. Er lag also die ganze Zeit hilflos in dem eiskalten Wasser. Als wir ihn gefunden haben, war er schon tot.«
    Kristina betrachtete den Fußboden.
    Was sagte man in einem solchen Moment?
    Herzliches Beileid? Tut mir leid?
    Nach 13 Jahren?
    Der Hund schleckte Räderscheidts Hand ab. Vielleicht war das die einzig vernünftige Reaktion.
    Der Förster räusperte sich.
    »Jedenfalls: Ich war in dem Frühjahr vollauf damit beschäftigt, mich um den Hof meines verstorbenen Bruders zu kümmern. Ich bekam das nur beiläufig mit, dass ein Kölner Rechtsanwalt die Villa gemietet hatte. Dorfgerede. Erst im Herbst 1997 machte ich wieder meine Runde hier, wissen Sie, ich habe ein ziemliches großes Gebiet zu betreuen, da kann man nicht ständig überall sein. Jedenfalls, Ende September, Anfang Oktober dachte ich, ist mal Zeit, einen Antrittsbesuch zu machen, mich mal vorzustellen, schließlich bin ich ja für das Gelände drumherum verantwortlich. Zu dem Haus gehört nämlich ein ganz schön großes Stück Wald. Fast 40 Hektar. Jedenfalls: Als ich mich am späten Nachmittag der Villa näherte, durch den Wald, da fuhr ein Auto vor. So ein moderner Kleinbus, getönte Scheiben.«
    »Kennzeichen?«
    »Habe ich nicht drauf geachtet. Gucken Sie etwa immer gleich nach dem Kennzeichen, wenn Sie ein Auto sehen? Der Wagen hielt, zwei Männer stiegen aus, und zwei weitere Männer kamen aus dem Haus, alles unangenehme Typen, wenn Sie wissen, was ich meine. Schlägertypen. Das sieht man ja auf den ersten Blick, mit wem man es zu tun hat. Sie öffneten die Schiebetür, und acht Frauen stiegen aus. Diese Typen gingen sehr grob mit ihnen um. Die Frauen waren nicht von hier, das sah man sofort.«
    »Woran?«
    »An der Kleidung. An allem. An den Gesichtern. Sie brachten die Frauen ins Haus. Trieben sie voran wie Vieh. Ich habe einen Moment überlegt, was tust du jetzt, klingeln oder nicht klingeln, und dann habe ich mir gesagt, Gerald Räderscheidt, du bist hier der Förster und damit quasi eine behördliche Autoritätsperson, also bin ich hin und habe geklingelt. Es hat eine Weile gedauert, aber dann machte ein Mann die Tür auf, den ich vorher noch nicht gesehen

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