Bittere Sünde (German Edition)
Aufenthaltsort hier. Ich kümmere mich darum, dass wir heute Abend umziehen können.«
»Der
Täter
? Du meinst doch sicher Pedro, oder? Ich dachte, du setzt jetzt alles auf ihn?«, fragte Linn.
»Absolut sicher kann ich mir wohl kaum sein, aber es deutet eben alles auf ihn hin.«
»Magnus, so kommen wir nicht weiter.«
»Das weiß ich doch. Also gut, ich
glaube
, dass dieser Pedro dahintersteckt, aber hundertprozentig sicher kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt schlecht sein. Außerdem verstehe ich nicht, wieso er es auch noch auf uns abgesehen haben soll.«
»Meine Güte, Magnus. Du bist Polizist, hinter ihm her und tauchst noch dazu ständig aus dem Nichts auf wie ein Springteufel. Wir haben es hier mit einer psychisch kranken Person zu tun. Da ist es doch einfach nur verdammt logisch, dass sie oder er dir nichts Gutes will …«
»Aber …«
Linn sah ihn scharf an. »Sieh zu, dass du ihn schnappst, Magnus, und zwar schnell. Viel mehr können wir nämlich nicht ertragen.«
Er streichelte ihr über die Wange. »Ich fange mal damit an, dass wir hier wegkommen.«
»Danke, das wird auch höchste Zeit. Ich verhungere hier sonst noch, und die Kinder gehen schon längst die Wände hoch.«
Sie stand auf und zog sich den Bademantel über. »Kannst du dann auch noch ein paar Sachen für uns besorgen?«
»Ja, gern. Mach mir einfach eine Liste.«
Linn nickte. Die Schwellungen um die Augen ließen sie noch müder aussehen.
»Ich kann außerdem heute Vormittag was mit den Kindern unternehmen, wenn du möchtest. Heute Abend wird es nämlich sicher sehr spät«, sagte Magnus.
»Warum?«
»Wir haben eine Lagebesprechung, gehen alles noch mal durch.«
»Warum denn so spät?«
»Keine Ahnung, das musst du Arne fragen, der hat die Uhrzeit festgesetzt.«
Magnus steckte sich widerwillig das Käsebrot in den Mund und verzog das Gesicht.
»Was willst du denn mit den Kindern machen?« Linn setzte sich wieder aufs Bett.
»Wie wär’s mit Schwimmen?«
»Klingt gut. Aber meinst du, du kriegst das hin mit beiden? Ich kann auch mitkommen, wenn du möchtest.«
»Auf gar keinen Fall, du bleibst hier und ruhst dich aus. Mit dem Gesicht würdest du eh nur jemanden zu Tode erschrecken.«
Magnus lächelte spöttisch und gab ihr einen Kuss. Der Käsegeruch ließ sie zurückfahren.
Bereits eine Stunde später schlief Linn. Sie träumte von Weihnachten und ungebetenen Gäste, die sich über das Essen beklagten. Ein paar Minuten lang bewegte sie sich unruhig, doch dann sank sie in tiefen Schlaf. Von der Außenwelt drang nichts mehr in ihr Bewusstsein. Sie bemerkte nicht einmal, wie Jonas Orling die Tür einen Spaltbreit öffnete, um ihr zu sagen, dass er kurz auf die Toilette verschwinden wollte.
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Ein Stich in den Hals ließ sie zusammenzucken, wimmernd drehte sie sich auf die Seite. Schnell verlor sie das Bewusstsein, sodass sie gar nicht mitbekam, wie ihr Bett aus dem Zimmer geschoben wurde. Sie träumte von etwas, an das sie seit langer Zeit nicht mehr gedacht hatte. Es war eine große, grüne Holztür, hinter der sich etwas Fürchterliches verbarg, etwas, das jedoch gleichzeitig begehrenswert und erregend war. Sie wollten, dass sie hereinkam, zu ihnen, dass sie hereinkam und half. Und sie musste gehorchen. Sie hatte keine Wahl.
Als ihr schlaffer Körper kurze Zeit später wenig behutsam auf die Ladefläche eines Lieferwagens gewuchtet wurde, fiel ihre Hand in die Spalte zwischen Tür und Wagen. Beim Schließen wurde sie schwer gequetscht, doch davon merkte sie nichts. Ganz anders derjenige, der nun so heftig atmete, dass es schon krank klang.
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Die wachhabende Polizistin Petra Larsson fasste ihr schokoladenbraunes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und betrachtete sich im Spiegel. Sie sah verbraucht und ausgezehrt aus, viel älter als sechsundzwanzig. Die dunklen Ringe unter den Augen ließen sich nicht länger unter Schminke verbergen, und sie fragte sich, wie viele Überstunden sie eigentlich schlucken musste. Von Anfang an waren es nur Astrid Flodin und sie gewesen, die sich damit abwechselten, Gunvor Berggrens Zimmer zu bewachen. Um zu begreifen, dass das mindestens eine Person zu wenig war, musste man wahrlich kein Genie sein.
Petra Larsson kniff sich fest in die Wangen, um künstlich Röte zu erzwingen. Danach ging sie in eine der Toiletten und legte sorgfältig Toilettenpapier auf den Sitz, bevor sie sich setzte. Dies war immer wieder der entspannteste Moment der Schicht. Sie zögerte das Aufstehen ein wenig
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