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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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Die Wände waren mit vergilbtem Kiefernholz verkleidet, und obwohl der Betreiber eine ungewöhnliche Mischung an Bildern aufgehängt hatte, um für eine gute Stimmung zu sorgen, war nicht zu übersehen, dass das Restaurant schon mal bessere Tage gesehen hatte.
    In einer Ecke saßen vier Jugendliche und starrten auf einen Bildschirm, der an der Wand angebracht worden war. Es lief ein Pokerspiel. Nach einer Weile rief einer der Jungs: »Hast du noch ’nen anderen Kanal, das da ist ja scheißlangweilig.«
    Der Mann an der Theke schaltete zu den Nachrichten um. Die Jugendlichen wirkten nicht gerade überglücklich mit der Wahl, sagten aber nichts. Das tat dafür Karina. Sie stand abrupt auf und ließ die Gabel klirrend zu Boden fallen.
    »Das ist er!«, rief sie. »Das ist er.«

84
    Das Telefonklingeln schreckte Magnus auf. Er hatte sich erfolglos durch alle Überwachungsvideos der U-Bahnstation gespult und war dann erschöpft wieder auf dem Schreibtisch eingeschlafen.
    Er räusperte sich, bevor er den Hörer abnahm. »Magnus Kalo.«
    »Hallo, hier spricht Jonas Orling. Wir haben einen Tipp bekommen, den müssen Sie einfach hören.«
    Magnus gab sich Mühe, nicht verschlafen zu klingen. »Worum geht’s?«
    »Eine Frau hat angerufen, die behauptet, zu wissen, wo Pedro Estrabou wohnt. Sie ist ihm mit dem Auto nachgefahren.«
    »Und das ist nicht nur eine durchgeknallte Spinnerin?«
    »Nein, nein. Ihr Lebensgefährte ist von Pedro gefoltert worden. Er heißt Carlos Fernandez und wurde damals irgendwo in Buenos Aires von der Militärjunta festgehalten. Als er Pedro wiedererkannte, hatte er einen Herzinfarkt. Er liegt in Danderyd im Krankenhaus.«
    Magnus blieb kurz stumm, dann sagte er: »Wir fahren sofort hin. Du kommst mit und erzählst mir alles Weitere im Wagen. Wir treffen uns in der Tiefgarage.«

85
    Carlos Fernandez saß halb aufrecht in seinem Krankenbett. Karina hatte die Polizei informiert, und jetzt würde Pedro Estrabou der Strafe und den Leiden entgehen, die er verdiente.
    Carlos biss die Zähne zusammen. Menschen waren unzuverlässig. Er hatte ihr gesagt, sie dürfe nichts verraten, die Polizei nicht einschalten, und dann rannte sie bei der erstbesten Gelegenheit in die Pizzeria und verständigte die Bullen.
    Er hatte doch noch gar keine Zeit zum Nachdenken gehabt, noch keine Zeit, seine Rache zu planen, und jetzt war es zu spät. Er hatte noch nie jemanden getötet, wusste aber, dass er dazu fähig war. Wenn Karina in diesem Moment seine Gedanken hätte lesen können, wäre sie rückwärts aus dem Zimmer gestolpert und nie wieder zurückgekehrt. Da sie das aber nicht konnte, stand sie stattdessen aufregt an seinem Bett, zufrieden über ihren heldenhaften Einsatz.
    »Da zeigen die sein Foto im Fernsehen! Vielleicht suchen die ihn ja nicht mal nur als Zeugen, vielleicht hat er ja sogar die ganzen Leute umgebracht, was meinst du?«
    Carlos wandte den Kopf ab, um seinen Zorn besser verbergen zu können. Seine Stimme klang beherrscht und ernst. »Er hat getötet, vergewaltigt und gefoltert. Er hat jungen Müttern ihre neugeborenen Kinder weggenommen. Er ist ganz sicher der Täter. Er lebt ja nur, um anderen Schmerzen zuzufügen.«
    Karina sah ihn forschend an, ihre schmalen Schultern waren angespannt. Wieso freute er sich denn nicht? Die Polizei würde diesen fürchterlichen Kerl fangen, und dann konnte Carlos das alles abhaken und hinter sich lassen. Sie verstand einfach nicht, weshalb er so distanziert wirkte. Diesen Ausdruck hatte sie auf seinem Gesicht noch nie zuvor gesehen, und er gefiel ihr ganz und gar nicht.
    Durch die Tür waren schnelle Schritte zu hören, die Polizei war im Anmarsch. Karina seufzte erleichtert auf und ging zur Tür. »Da kommen sie«, sagte sie.

86
    Magnus spürte sofort den Widerwillen dieses Mannes. Er saß mit verschränkten Armen im Bett und sah insgesamt ziemlich verstimmt aus, als Magnus sich auf einem Hocker neben dem Krankenbett niederließ. Jonas Orling blieb im Hintergrund, den Notizblock in der Hand.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Magnus.
    »Was glauben Sie denn? Ich bin fast draufgegangen.«
    Magnus tat so, als wäre ihm der wütende Ton nicht aufgefallen. »Wir sind davon überzeugt, dass Pedro Estrabou uns wichtige Informationen liefern kann bezüglich dreier Morde hier in Schweden und einer Entführung.«
    Carlos lachte unerwartet. »Sie gehen davon aus, dass er schuldig ist, oder?«
    Magnus verzog das Gesicht. »Es wäre zumindest möglich, aber in erster Linie

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