Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
Vom Netzwerk:
Ich würde gern alles hören, was Sie mir erzählen können. Wichtig und unwichtig.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich so viel über sie weiß …« Annika kauerte sich auf dem Sofa zusammen.
    »Erzählen Sie einfach, was Ihnen einfällt.«
    Kurz schimmerte etwas Frustriertes oder sogar Verzweifeltes in ihren Augen, dann wurde ihr Ausdruck leer.
    Magnus blieb stumm, wartete ab, was als Nächstes geschehen würde. Warum sah sie plötzlich wie ausgeschaltet aus?
    Er gab sich Mühe, nicht zu interessiert zu wirken, und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen.
    Alles war beunruhigend sauber, so als würde hier gar niemand wohnen. Auf einem Tisch befand sich ein aufgeschlagenes Buch, und über einem Stuhl hing ein blauer, gestrickter Pullover, ansonsten lag nichts herum. Das Letzte, was Magnus wollte, war, dass Annika sich komplett zurückzog und dichtmachte. Leider geschah genau das.
    Annika zeigte ihm ein bedauerndes Lächeln und hob die Arme. »Was da passiert ist, macht mich sehr traurig, aber eine Erklärung habe ich dafür auch nicht.«
    Diese Wandlung überraschte Magnus, doch es dauerte nicht lange, bis er den Grund dafür erkannte. Durch das Fenster sah er, dass ein Auto ein Stück den Weg hinunter geparkt hatte, aus dem nun ein Mann mit kräftigen Schultern stieg. Weil es keine Straßenbeleuchtung gab, konnte Magnus das Gesicht nicht erkennen, weshalb er fragend die Augenbrauen hob.
    »Das ist Stefan, mein Freund«, sagte sie.
    »Wohnen Sie zusammen?«
    »Nein, er kommt, wann er will. Er ist nicht so der Typ, der sich gern verplant.«
    »Soso.«
    Sie verdrehte leicht die Augen. »Er arbeitet als Springer im Pflegebereich, wandert also von Pflegeheim zu Pflegeheim, das ist natürlich terminlich schwierig … Ja, Sie können sich das vorstellen.«
    Magnus kniff die Lippen zusammen. Innerlich fluchte er, dass sie unterbrochen wurden. Aber aufgeben wollte er trotzdem nicht, noch nicht.

121
    Linn rannte die Treppen hinunter, den Autoschlüssel in der Hand. Die wachhabende Johanna Ljungblad hatte lautstark protestiert, als Linn sich an ihr vorbeigeschoben und sie gebeten hatte, ein Auge auf Elin und Moa zu haben, die friedlich in ihrem Zimmer schliefen. Das war Linn aber egal gewesen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, ich muss nur schnell was erledigen. Ich bin gleich wieder da!«, rief sie halblaut über die Schulter, bevor die Haustür hinter ihr ins Schloss fiel.
    Wenige Minuten später bog sie entschlossen auf die Straße. Wenn sie sich beeilte, konnte Magnus schon in einer Stunde bei Arne anrufen. Das musste reichen. Sie trat aufs Gaspedal.

122
    »Sagen Sie, dürfte ich kurz bei Ihnen auf die Toilette?« Magnus stand auf.
    »Natürlich, im Flur gleich die erste Tür rechts. Kann ich Ihnen noch etwas zu trinken anbieten? Tee vielleicht?«
    Magnus sah, wie widerwillig sie diese Worte aussprach, nickte aber trotzdem. »Ja, sehr gern.«
    Linn hatte ihm gesagt, er solle Vertrauen schaffen, das war jedoch gar nicht so einfach.
    Annika starrte ihn an, als wäre er ein stinkender Misthaufen. Vertrauliche Gespräche waren ganz offensichtlich nicht seine Stärke. Ernüchtert stapfte er ins Bad. Er hatte gerade den Klodeckel hochgeklappt, als er hörte, wie der Schlüssel in der Haustür gedreht wurde und Annika daraufhin begann, liebevoll im Flur zu säuseln. »Hallo Liebling. Die Polizei ist hier.«
    Es blieb kurz still. Dann hob eine nasale Stimme an. »Wo?«
    »Im Moment im Bad.«
    Das Geräusch, das darauf folgte, konnte Magnus nicht einordnen. Dann wurde ein Schrank geöffnet, Schritte verschwanden Richtung Wohnzimmer, und schon war nichts mehr zu hören.
    Magnus wusch sich die Hände, und als er die Badezimmertür öffnete, stand er direkt vor Annika Wiréns Lebensgefährten Stefan.
    Bei Magnus’ Anblick erstarrte der Mann wie das Kaninchen vor der Schlange. Einen Moment lang schauten sie sich einfach nur an.
    Das Aussehen des Mannes verdutzte Magnus. Er war groß und muskulös, doch sein Gesicht wirkte glatt wie ein Kinderpopo. Die Nasenspitze zeigte leicht nach oben, und das Kinn war weich, fast feminin. Irgendwie sah er aus wie ein Kind mit verhärteten Gesichtszügen. Das braune Haar war schulterlang und zu einem Zopf gebunden.
    Magnus streckte ihm die Hand entgegen. »Entschuldigen Sie die Störung, ich …«
    Der Mann lächelte und entblößte eine Reihe schiefer Zähne. »Sie wollen mit Annika sprechen. Ich werde mich zurückziehen, Sie werden mich gar nicht bemerken. Sie ist im

Weitere Kostenlose Bücher