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Bitteres Rot

Bitteres Rot

Titel: Bitteres Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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Falle. Er würde keine Namen nennen. Aber die Nachricht, dass Biscia erkannt worden war, hatte sich längst wie ein Lauffeuer verbreitet. Nun wurde er wegen Mordes gesucht. Bald würde es Tilde ohnehin erfahren. Biscia hatte das Nötigste zusammengepackt und war Hals über Kopf auf den Monte Tobbio geflüchtet, |132| um sich den dort operierenden Partisanen anzuschließen. Tilde ballte die Fäuste und sah Olindo hasserfüllt an.
    Warum gerade er?
    »Du musst untertauchen, sofort!«
    »Warum?«
    »Das weißt du ganz genau. Du bringst uns alle in Gefahr.«
    »Keine Sorge. Der Hauptmann hat mir versichert   …«
    »Du warst noch einmal bei Hessen?«
    »Er ist verrückt nach mir und ich habe nicht Nein gesagt. Er wird mich beschützen.« Dann fügte sie hinzu: »Ich kann mich darauf verlassen, dass das unter uns bleibt?« Olindo verzog angeekelt das Gesicht, seine grauen Augen verzogen sich zu schmalen Schlitzen.
    »Wer hat dir das erlaubt?«, fuhr er sie außer sich vor Wut an.
    »Was soll ich darauf antworten, Comandante? Dass ich es für meine Familie getan habe? Dass ich euch dadurch wertvolle Informationen liefern kann? Oder willst du hören, dass es mir Spaß macht, mit ihm ins Bett zu gehen?«, fragte sie mit beißendem Spott.
    Er wollte ihr den Mund zuhalten. »Was redest du denn da?«
    Sie schob die Hand weg. Jetzt hatte sie keine Angst mehr, im Gegenteil. Voller Zorn fuhr sie fort: »Bin ich etwa eure Marionette? Ihr zieht an den Fäden und ich gehorche? Mir reicht’s! Ab jetzt entscheide ich selbst. Und wenn ihr glaubt, ich sei eine Gefahr für euch, dann bringt mich um, genau wie Iolanda!«
    Olindo erkannte sie nicht wieder. Er suchte nach Worten.
    »Maestri wird dich jagen   …«, stammelte er.
    »Das weiß ich, und Hessen weiß es auch. Er wird euch helfen, das Schwein aus dem Weg zu räumen.«
    |133| Tildes Worte brachten Olindo völlig aus dem Gleichgewicht. Maestri war ihr Todfeind, ein willfähriger Helfershelfer der Nazis, er musste unbedingt ausgeschaltet werden. Doch wie sollte er damit fertig werden, dass Tilde und der Deutsche immer noch zusammen waren? Er hatte das Ganze ins Rollen gebracht, die Verantwortung lag allein bei ihm. Wie sollte er Biscia, der gerade auf dem Weg in die Berge war, jemals wieder in die Augen sehen können?
    Was sollte er Tilde antworten? Er wusste es nicht und sagte nur: »Ich werde mich mit dem Kommando beraten.«
    »Buranello ist doch dein Freund«, Tilde wusste, dass sie Olindo jetzt in der Hand hatte, »versuche ihn zu überzeugen. So eine Gelegenheit kommt nicht wieder.«
    »Das ist eine gefährliche Sache«, gab Olindo halbherzig zu bedenken.
    »Das ganze Leben ist gefährlich, Comandante.«
    Sie verabschiedeten sich. Olindo zog das schwere Hoftor hinter sich zu. Tilde wollte gerade die Treppe hinaufgehen, als sie Tumult auf der Straße hörte. Beunruhigt ging sie zum Tor zurück. Sie hörte eine Stimme sagen: »Endlich habe ich dich gefunden.«
    »Was ist los, schlechte Nachrichten?«
    »Sie haben Buranello verhaftet. Er wurde geschnappt, als er aus einer Bar kam.«

|134| Enthüllungen
    »Ich verstehe gar nicht, warum Sie sich so aufregen,
Signor
Pagano. Wenn ich Ihnen verschwiegen habe, dass ich vor zwanzig Jahren schon einmal nachgeforscht habe, dann hatte ich gute Gründe dafür.«
    »Die brauchen Sie auch, mein lieber
Professore
, wenn Sie sich keinen anderen Detektiv suchen wollen.«
    »Wissen Sie, ich hatte von Anfang an Zweifel an der Geschichte meiner Verwandten. Deshalb habe ich selbst nach der Wahrheit gesucht, aber ohne Erfolg. Mehr nicht.«
    »Und das soll ich Ihnen glauben?«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich mir sicher bin, dass die Information über die Existenz eines Bruders nicht von Ihren Verwandten stammt.«
    »Sondern?«
    »Von einem Veteranen aus Sestri, einem ehemaligen Widerstandskämpfer.«
    »Sie verstehen Ihr Geschäft, das muss man Ihnen lassen.«
    »Wer?«
    »Der Name wird Ihnen leider nicht viel helfen. Er hieß Adriano Ratto, aber alle nannten ihn Dria. Er ist seit fünfzehn Jahren tot.«
    |135| »Haben Sie damals auch mit Comandante Grandi gesprochen?«
    »Mit ihm und seinen Männern, jedenfalls mit denen, die noch lebten.«
    »Erinnern Sie sich an die Namen?«
    »Halten Sie mich etwa für senil? Enrico Parodi und Giovanni Lanza. Bei keinem habe ich etwas erfahren, weder über Nicla, noch über einen Sohn. Sie hatten sich wahrscheinlich abgesprochen.«
    »Und Ratto?«
    »Auch er gehörte zu Grandis Gruppe. Ratto war der Erste, mit

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