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Bitteres Rot

Bitteres Rot

Titel: Bitteres Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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Kompromiss gefunden zu haben.
    »Wie wäre es mit einem Bauernhof im Piemont?«, schlug Tilde vor und dachte dabei an die Leute, die ihren Vater mit Wein, Kartoffeln und Mehl versorgten.
    »Ich bringe dich auf keinen Fall an einen Ort, der im Einflussbereich der Partisanen liegt.«
    »Wohin dann?«
    »Ich werde mit Walden sprechen.« Er wollte betont locker klingen, Gelassenheit und Optimismus vermitteln. »Diesem Burschen fällt bestimmt etwas ein.«

|183| Befreiung
    Nachdem wir den Supermarkt und den städtischen Schlachthof in Molassana damals passiert hatten, bog Randazzo von der Hauptstraße ab. Während wir uns die kurvenreiche Via Mogadiscio in Richtung Sant’Eusebio hinaufquälten, hatte ich ihm eine Frage gestellt: »Sag mal, wie bist du eigentlich an das Geld gekommen, um dir eine solche Frau kaufen zu können? Du scheinst nicht gerade Rockefeller zu sein.«
    »Meine Familie hatte Grundstücke, von denen habe ich einige verkauft. Ich komme aus Bavari.«
    Nachdem wir die Kirche von Sant’Eusebio hinter uns gelassen hatten, fuhren wir weiter in Richtung des kleinen Weilers auf der Anhöhe zwischen dem Val Bisagno und dem Val Sturla.
    Es gab bestimmt viele Möglichkeiten, geerbtes Geld zu verschwenden, das einmal durch Entbehrungen und Schufterei verdient worden war. Die Variante, damit eine namenlose Frau zu kaufen, um mit ihr sadistische Spielchen zu treiben, erschien mir so einzigartig grotesk, dass sie einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde verdient gehabt hätte.
    Hinter den letzten Häusern verengte sich die jetzt nur noch spärlich beleuchtete Straße und führte am Waldrand |184| entlang. Die aufgeblendeten Scheinwerfer des Wagens huschten über die wie Skeletthände in den düsteren Himmel ragenden blattlosen Äste der angrenzenden Bäume. Es dauerte etwa zwei Kilometer, bis die Straße erneut anzusteigen begann. Nach einer scharfen Kurve drosselte Randazzo das Tempo. Er wollte gerade links auf eine kleine Lichtung abbiegen, hinter der ein mit einer Kette abgesperrter Pfad nach unten führte, als ich ihm befahl, anzuhalten und die Scheinwerfer auszumachen.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte ich.
    »Nur noch wenige Meter, hinter der nächsten Kuppe.« Seine Stimme zitterte vor Aufregung.
    Es war stockfinster, Straßenlaternen gab es hier nicht.
    »Wir gehen zu Fuß weiter.«
    »Vertraust du mir nicht?«, fragte er, ohne sich zu mir umzudrehen. Er starrte weiter durch die Windschutzscheibe in die Dunkelheit. Seitdem wir losgefahren waren, hatte ich von ihm immer nur die Wollmütze auf seinem Kopf gesehen. Wiederholt hatte ich versucht über den Rückspiegel Augenkontakt mit ihm aufzunehmen, doch sein Blick war stur auf die Straße gerichtet.
    »Ich vertraue
denen
nicht. Womöglich haben sie den Braten gerochen.«
    »Am Telefon klangen sie so, als hätten sie mir geglaubt.« Ich forderte ihn auf, vorsichtig auszusteigen, und folgte ihm. Nebeneinander gingen wir den stockdunklen Pfad entlang. Randazzo bewegte sich wie eine Marionette. Mit der linken Hand hielt ich ihn am Arm fest, die Beretta hatte ich in der rechten. Er keuchte, offensichtlich fiel ihm das Atmen schwer.
    Urplötzlich tauchte ein kleines Bauernhaus aus der Dunkelheit auf. Grabesstille. Ein Gestank nach Unrat und Verwesung lag in der Luft, schwacher Benzingeruch hatte sich daruntergemischt. Fast musste ich lachen: Meine |185| Mahnung zur Vorsicht hätte ich mir schenken können, denn unsere Schritte waren auf dem harten Untergrund deutlich zu hören. Selbst ein Schwerhöriger hätte unser Kommen bemerkt. Wenn Jasmines Entführer hier waren, wussten sie bereits, dass sie Besuch bekommen würden.
    Wir tasteten uns an der Hauswand entlang, bis Randazzo die Eingangstür gefunden hatte.
    »Wir sind da.«
    Ich hörte, wie Randazzo mit dem Schlüssel hantierte. Nach mehreren Versuchen war ein Klicken zu hören und die Tür sprang auf. Mein Misstrauen wuchs. Nur einmal abgeschlossen? Da stimmte etwas nicht. Randazzo schien nicht im Mindesten überrascht, er zeigte keine Regung. Der Hundesohn wollte mich verarschen. Garantiert waren die Typen schon im Haus. Das erklärte auch den Benzingeruch.
    »Wo ist das Licht?«, zischte ich.
    »Hier rechts   …«
    Er brach abrupt ab. Man hörte Maschinengewehrsalven und Randazzo stöhnte auf. Ich spürte, wie er erschlaffte und zu Boden sank.
    Ich umklammerte die Beretta, drückte mich mit dem Rücken an die Wand und zog mich ganz langsam zur Tür zurück. Von draußen feuerte ich auf gut Glück in den

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