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Bitteres Rot

Bitteres Rot

Titel: Bitteres Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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der Besatzer zeigte sich selbst beim Autofahren. Man hörte, wie eine Wagentür geöffnet wurde, der Motor lief weiter. Ein kurzes Hupsignal, dann passierte erst einmal gar nichts mehr. Die fünf jungen Männer kauerten reglos an der Mauer, die kleinste Bewegung konnte sie verraten. Erst hörte man, wie sich ein Tor öffnete, dann mehrere Stimmen, es mussten zwei oder drei Personen herausgekommen sein. Das konnte Komplikationen bedeuten. Autotüren wurden geöffnet und wieder zugeschlagen. Der Wagen fuhr los.
    Jetzt war es soweit. Die Männer stürzten aus dem Versteck, die Waffen im Anschlag. Balletta und Dria hatten MP-4 0-Maschinenpistolen , Olindo, Biscia und Lanza jeweils eine Walther P38.   Sie verfolgten den Wagen, der jetzt an die Abzweigung kam. Calcagno fuhr an und blockierte die Straße. Dann schaltete er die Scheinwerfer aus. Maestris Wagen bremste abrupt, aus dem Inneren waren entsetzte Schreie zu hören.
    Dria und Balletta eröffneten das Feuer. Mit gezielten Schüssen zerfetzten sie die Hinterreifen des Fahrzeugs. Die Lichtblitze der Mündungsfeuer durchzuckten die Finsternis. Ein Inferno aus Funken und Detonationen. Wer war Freund, wer Feind? Wo war Maestri? »Runter! Bleibt unten!«, mahnte eine Stimme aus dem Wageninneren. |195| Olindo Grandi feuerte auf das Fenster auf der Fahrerseite. Das Glas zerbarst, dann war ein halb ersticktes Röcheln zu hören. Er drückte ein zweites Mal ab, während Biscia den Wagen von der anderen Seite unter Beschuss nahm. Aus dem Wageninneren war ebenfalls ein Schuss zu hören, der aber im Wagendach stecken geblieben sein musste. Dria und Balletta hatten ihre Waffen auf das Heckfenster gerichtet. Biscia riss die Beifahrertür auf, dort kauerte Maestri. Er packte ihn am Kragen und zerrte ihn auf die Straße. Die beiden Männer auf der Rückbank kannte er nicht. Einer bettelte: »Gnade, wir haben nichts damit zu tun!«
    Plötzlich war in einiger Entfernung ein Schuss zu hören. Unbemerkt hatte sich in der Zwischenzeit ein weiteres Auto genähert. Schwarzhemden. Der Comandante hielt erschrocken inne.
    »Calcagno   …«, fluchte er.
    Im Scheinwerferlicht konnte man erkennen, dass sein Kopf auf das Lenkrad gesunken war. Die Schwarzhemden waren zu dritt und hatten sich hinter Calcagnos quer gestelltem Fahrzeug verschanzt, allerdings waren sie in der strategisch ungünstigeren Position. Durch das gleißende Scheinwerferlicht geblendet, liefen sie Gefahr, Maestri zu treffen, wenn sie jetzt das Feuer eröffneten. Andererseits boten sie ein ideales Ziel für Grandis Scharfschützen. Aber der Comandante war vorsichtig. Erst wenn mit Sicherheit feststand, dass Calcagno tot war, konnte er den uneingeschränkten Schießbefehl erteilen. Vorher durfte nur gezielt geschossen werden. Lanza hatte einen Mann im Visier, dessen Kopf über dem Heck das Wagens gut sichtbar war. Doch sein Schuss verfehlte das Ziel. Biscia blieb auf seiner Position, Maestris Körper war sein Schutzschild. »Passt auf, was ihr tut«, rief er drohend, »ich habe Maestri. Entscheidet euch. Entweder ihr lasst uns |196| gehen oder ich knalle ihn ab.« Dabei konnte er spüren, wie Maestri zitterte.
    Unterdessen hatte sich Grandi in Schussposition gebracht, zielte auf einen der Männer und drückte ab. Hatte er getroffen? Es fehlte die Zeit, sich zu vergewissern. Er warf sich auf den Boden und suchte Deckung, gerade noch rechtzeitig, bevor ein Kugelhagel über ihm niederging. Einer der Schwarzhemden nahm die Scheinwerfer von Maestris Wagen ins Visier, ohne aus der Deckung zu gehen. Nach drei Schuss ein Treffer, einer der Scheinwerfer erlosch.
    Olindo konnte nicht mehr länger warten. »Calcagno! Calcagno, hörst du mich?«
    Keine Reaktion. Sein Kopf verharrte reglos auf dem Lenkrad. Grandi spürte einen Stich, einen Schmerz, der alles bisher Erlittene übertraf. Er riss sich zusammen und befahl: »Feuer frei, Jungs, und Kopf runter!«
    Das Licht des noch intakten Scheinwerfers reichte aus, um ihre Ziele auszumachen. Grandi und seine Leute feuerten, was das Zeug hielt. Irgendwann befahl der Comandante, das Feuer einzustellen: »Hört auf, es ist vorbei.«
    Um die beiden Männer in Maestris Wagen hatte sich die ganze Zeit niemand gekümmert. Sie hatten sich eingeschlossen und reglos auf der Rückbank verharrt. Lanza näherte sich dem Wagen und öffnete die Tür. »Sie können nach Hause gehen,
signori
, die Gefahr ist vorbei«, jubelte er.
»Viva Italia! Viva la libertà!«
    »Danke«, hauchte einer der Männer mit

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