Bittersweet Moon 2
die Gegenwart unbeschwert genießen und abwarten, um zu sehen, wohin
sie uns führt. Kannst du dich damit abfinden? Wenn nicht, dann sag es bitte
jetzt und ich werde für immer aus deinem Leben verschwinden ...“ Robins Augen
glänzen plötzlich feucht und er senkt seine Lider. Ich umarme ihn verzweifelt
und flüstere durch die Tränen: „Nein, Robin, bleib bei mir!“ Ich nehme jede
Bedingung an, egal was ich wirklich fühle ...
Wir
schweigen und verharren in unserer Umarmung. Wir spüren die heftigen Gefühle
zwischen uns, die schon längst zu stark für eine unverbindliche Liebschaft
sind, aber wir beide fürchten uns vor Liebe ... Zwischen uns beiden wird es
wohl nie unkompliziert und einfach sein ...
“Komm,
ich zeige dir die restliche Wohnung“, meldet sich Robin irgendwann als erster
und wir lösen uns aus unserer Umarmung. „Übrigens, mit deiner Naturhaarfarbe
siehst du bezaubernd aus! Rassig, feurig und einfach sexy! Viel markanter als
blond gesträhnt“, nimmt er eine meiner Locken zwischen die Finger und küsst
mich zärtlich auf den Mund.
„Danke!
Auch ich gefalle mir als Brünette besser. Das mit Blond war ein Experiment, was
ich nicht so schnell wiederholen werde.“
Robin
nimmt mich an der Hand und führt mich durch seine Wohnung, die mehr als
beeindruckend ist. Zwei Schlafzimmer, ein sehr großes Wohnzimmer mit offener
Küche und zwei Bäder. Alles sehr modern und puristisch eingerichtet, in
schwarz-weiß Tönen, viel Glas und Metall. Trotzdem wirkt sie nicht kalt,
wahrscheinlich weil sie durch die riesigen Fensterfronten aus drei
Himmelsrichtungen herrlich lichtdurchflutet wird. Dazu kommt noch die große,
beeindruckende Lichtkuppel im Wohnzimmer. Das absolute Highlight ist aber die
Dachterrasse, die eigentlich ein Dachgarten ist und die Größe eines großzügigen
Berliner Altbauzimmers hat. Mit feinstem, kurz gemähtem Rasen ausgelegt und mit
einigen dekorativen Bougainvillen in großen Kübeln wirkt sie einladend und
versprüht Urlaubsatmosphäre. Eine gemütliche Sitzecke unter dem Sonnenschirm
rundet das Ambiente ab. Das brusthohe Geländer erlaubt es mir, mich sicher zu
fühlen, als ich mich daran anlehne und über die Stadt blicke. Ich bin nämlich
nicht ganz schwindelfrei.
„Wow,
Robin, das sieht ja geil aus! Eine absolute Rockstar-Wohnung! Hier oben kannst
du wilde Partys feiern, ohne dass sich jemand beschwert“, äußere ich meine
Begeisterung über Robins neue Bleibe. Wir setzen uns auf die Liegestühle. Robin
hat schon vorher einige Getränke auf den Tisch gestellt und er bietet mir einen
Drink an. Wir beide wählen Bierdosen und prosten uns zu.
„Yep,
bin auch zufrieden mit Sallys Wahl. Sie hat sofort gewusst, dass diese Wohnung
zu mir passen würde. Ich habe sie erst mal für ein halbes Jahr gemietet, dann
sehen wir weiter ...“ sagt Robin nachdenklich und blickt in die Ferne, zu der
untergehenden Sonne. „Was wilde Partys betrifft, bin ich nicht besonders scharf
darauf, im Augenblick habe ich große Lust zu arbeiten. Das neue Album wird für
mich etwas Besonderes sein. Weißt du, in den letzten Jahren habe ich einige
Male mit dem Gedanken gespielt, die Musik aufzugeben und mich nur noch der
Malerei zu widmen. Ich habe große Schwierigkeiten mit der Stimme gehabt und ich
habe mich einer Operation an den Stimmbänder unterziehen müssen.“
„Was?
Das habe ich nicht gewusst! Wann? Wieso?“, platze ich ihm ins Wort. Eine OP an
den Stimmbändern klingt für eine Sängerin fast wie eine tödliche Diagnose!
„Das
war im Frühjahr, ich habe seit Jahren Knötchen an den Stimmlippen gehabt, die
nicht wegzukriegen waren. Darüber habe ich in den Medien nie gesprochen und es
ist auch mein Geheimnis geblieben. Aber mach dir keine Sorgen, die OP ist super
gelungen, ich war bei einem der besten Ärzte in Boston, der schon einige
weltberühmte Sänger operiert hat“, beruhigt er mich gleich, als er mein
Entsetzen merkt.
„Meine
Stimme hat sich vollständig erholt und ich klinge wieder so gut wie früher.
Oder ist dir beim Konzert in der Galerie was aufgefallen?“
„Nein“,
schüttele ich entschlossen mit dem Kopf. „Ich habe dir besonders aufmerksam
zugehört, um etwaige gesangliche Schwierigkeiten zu erkennen. Vor einem Jahr
habe ich gelesen, dass du mit deiner Stimme zu kämpfen hast und deshalb war ich
sehr angespannt ... Aber deine Stimme hat sich sehr frisch und gesund angehört,
ohne Hinweise auf eventuelle Erkrankung. Ich bin so froh für dich, es wäre
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