Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
neben dem Anwalt, während einer der Hilfssheriffs schon die Handschellen zückte, um mich für den Rücktransport ins Gefängnis zu fesseln. Der Anwalt signalisierte ihm mit zwei ausgestreckten Fingern Einhalt.
»Geben Sie uns bitte einen Augenblick Zeit«, sagte er. Er war ein älterer, schwergewichtiger Mann mit schütterem, kurzgestutztem rotem Haar und trug einen Leinenanzug mit Fliege.
Der Hilfssheriff nickte und zog sich zum Nebeneingang des Gerichtssaals zurück.
»Die Bilder sind schuld«, sagte er. »Vidrines Eingeweide in der Badewanne sind kein schöner Anblick, Mr. Robicheaux. Und dann haben die noch Ihr Messer mit Ihren Fingerabdrücken.«
»Es muß mir aus der Tasche gefallen sein. Diese Typen sind ja zu zweit auf mich losgegangen.«
»Mapes behauptet allerdings was anderes. Und was der Barmixer sagt, ist auch nicht gerade vorteilhaft. Was haben Sie ihm denn getan?«
»Ihm gesagt, daß ich ihn wegen Zuhälterei hochgehen lasse.«
»Nun, ihn könnte ich im Zeugenstand schon in ein schlechtes Licht rücken. Aber Mapes...« Er schnalzte mit der Zunge. »Er ist derjenige, den wir kleinkriegen müssen. Ein Mann, der das Gesicht und den Rücken voller Striemen von einer Eisenkette hat, kann einen verdammt wirkungsvollen Zeugen abgeben. Sagen Sie mir in Gottes Namen, was Sie vorhatten, als Sie durch seine Tür gingen?«
Meine Handflächen wurden feucht. Ich schluckte und rieb sie an den Hosenbeinen trocken.
»Mapes wußte, daß Vidrine ein unsicherer Kantonist ist«, sagte ich. »Nachdem ich weg war, nahm er mein Messer und hat ihm den Rest gegeben. So muß es gelaufen sein, Mr. Gautreaux.«
Er trommelte mit den Fingern auf die Stuhllehne, blies die Backen auf, räusperte sich, wollte etwas sagen und blieb dann doch stumm. Schließlich stand er auf, klopfte mir auf die Schulter und ging durch die Seitentür des Gerichtssaals hinaus in den Sonnenschein, in den Wind, der in den Blättern der Eichen raschelte, und den Lärm von ein paar schwarzen Kindern, die auf ihren Skateboards über die Straße sausten. Der Hilfssheriff griff nach meinem Arm und ließ eine Handschelle einschnappen.
Am Tag meiner Verhaftung blieb Alafair bei Batist und seiner Frau, doch am nächsten Morgen sorgte ich dafür, daß sie zu meiner Cousine kam, einer pensionierten Lehrerin aus New Iberia. Dort wußte ich sie vorübergehend gut untergebracht. Batist kümmerte sich um das Geschäft, und meine Hauptsorge galt deshalb dem Geld. Neben der Riesensumme in noch ungewisser Höhe für den Anwalt mußte ich 15 000 Dollar Honorar für den Mann auftreiben, der gewerbsmäßig Kautionen hinterlegte. An Ersparnissen besaß ich 8000 Dollar.
Mein Halbbruder Jimmie, der in New Orleans ein paar Restaurants besitzt sowie Anteile an einigen weiteren, hätte mir einen Scheck über den gesamten Betrag ausgestellt, aber er weilte gerade für drei Monate in Europa, und das letzte, was seine Partner von ihm gehört hatten, war, daß er mit einer Gruppe baskischer Jai-Alai-Spieler durch Frankreich zog. Dann mußte ich erfahren, daß etliche Bankdirektoren, die ich schon Jahre kannte, nicht gerade scharf darauf waren, einem Mann Geld zu leihen, der des vorsätzlichen Mordes beschuldigt wurde und dessen gegenwärtige Anschrift das Bezirksgefängnis war. Ich saß schon neun Tage hinter Gittern, und Batist sprach noch immer bei Banken vor und brachte mir Kreditanträge vorbei.
Ein Kalfakter und der Nachtwächter öffneten früh um sieben unsere Zellen und rollten den Essenkarren herein, auf dem sich jeden Morgen Aluminiumschüsseln mit Maisbrei, Kaffee und Brocken gebratenen Schweinefleischs stapelten. Eingeschlossen wurden wir nachmittags um fünf, und bis dahin konnten wir uns innerhalb des Teils des Gefängnisses, der »Ochsenpferch« genannt wurde, frei bewegen, duschen, uns die Zeit mit Spielkarten vertreiben, die größtenteils aus selbstfabrizierten Pappstücken bestanden, oder einfach teilnahmslos aus dem Fenster auf die Wipfel der Bäume gaffen, die auf dem Zierrasen vor dem Gerichtsgebäude standen. Die meiste Zeit blieb ich in meiner Zelle, füllte Kreditanträge aus oder las in einer abgegriffenen Ausgabe von Reader’s Digest.
Ich saß auf dem Fußende meiner mit Ketten an der Wand befestigten Eisenkoje und hatte gerade begonnen, ein weiteres Formular auszufüllen, als ein Schatten auf das Blatt fiel. Auf der Schwelle der offenstehenden Zellentür sah ich die Silhouette des Rockers, der sein Mädchen an einen Baum genagelt hatte. Fett
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