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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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und mit nacktem Oberkörper stand er da, sein Brustkasten war mit tätowierten Vögeln bedeckt, und die ungeschnittenen Haare und der wüste Rauschebart ließen ihn in etwa so reizend aussehen wie ein Höhlenwesen. Ich konnte spüren, wie sein Blick über mein Gesicht wanderte, wie er mir in Gedanken schon die Haut abzog, um mein wahres Ich zu erkennen, gierig auf der Suche nach einem wunden Punkt, einer Charakterschwäche, den blankliegenden Nerven.
    »Glaubst du, du kommst da oben klar?« sagte er.
    Ich feuchtete meinen Kugelschreiber an und schrieb weiter, ohne zu ihm aufzuschauen.
    »Wo soll das sein?« sagte ich.
    »Angola. Glaubst du, du kannst’s dort raffen?«
    »Ich habe nicht vor, dort zu landen.«
    »Weil ich zum erstenmal im Loch war, hab ich das auch gesagt. Das nächste Mal gab’s drei Jahre da oben im Block für Lebenslängliche. Mann, da waren vielleicht ’n paar fiese Hunde dabei.«
    Ich blätterte mein Antragsformular um und versuchte mich auf den kleingedruckten Teil zu konzentrieren.
    »Der Nachtschließer sagt, du bist ’n Exbulle.«
    Ich legte den Stift aus der Hand und sah die gegenüberliegende Wand an.
    »Hast du etwa ein Problem damit?« sagte ich.
    »Ich doch nicht, Mann. Aber auf der Farm laufen ’n paar hinterhältige Scheißkerle rum. Da sind Typen drunter, die besuchen dich mal kurz in deiner Zelle und schmeißen ’ne Benzinbombe rein. Bleibt bloß ’n Fettfleck über.«
    »Ich will nicht unhöflich sein, aber du stehst im Licht.«
    Er grinste mit einem feindseligen Flackern in den Augen. Dann reckte er sich gähnend, lachte lauthals, als wäre er gerade Zeuge einer besonders absurden Begebenheit geworden, und ging zum Fenster, von dem aus man auf den Rasen vor dem Gerichtsgebäude blicken konnte.
    Ich machte Liegestütze, stemmte die Koje mit den Fingerspitzen in die Höhe, duschte regelmäßig und schlief soviel, wie ich konnte. Nachts hörte ich, wie die anderen furzten, Selbstgespräche führten, onanierten und schnarchten. Der durchgeknallte Schwarze sang manchmal ein Lied, das mit der Zeile begann: »Meine Seele steckt in 'ner Papiertüte, die in deiner Mülltonne liegt.« Eines Nachts bekam er einen Tobsuchtsanfall, packte die Gitterstäbe mit beiden Händen und hämmerte mit dem Kopf dagegen, bis Blut und Schweiß in den »Ochsenpferch« spritzten und wir hören konnten, wie der Schließer den stählernen Riegel der Tür zuknallte.
    Am dreizehnten Tag kamen zwei Besuche, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Ein Hilfssheriff geleitete mich die gewundene Metalltreppe hinunter in einen fensterlosen Raum, der als Besuchszimmer für diejenigen von uns diente, denen man Gewaltverbrechen zur Last legte. An einem mit Brandflecken übersäten Holztisch saßen Dixie Lee, einen Arm in der Schlinge und um den flachshaarigen Kopf einen mehrfach gewickelten Kopfverband, sowie Cletus Purcel, mein alter Partner von der Mordkommission. Cletes Kleidungsstücke sahen wie immer ein paar Nummern zu klein aus; das Hemd, die Sportjacke, die locker am Hals baumelnde Krawatte und die hochgerutschte Hose. Die Zigarette in seiner Hand schien winzig, die schlechtverheilte Narbe an seiner Augenbraue wirkte wie ein Widerspruch zu seinem körperlichen Wohlbehagen und dem Humor, der ihm im Gesicht stand.
    Cletus, alter Freund, warum mußtest du nur die Brocken hinschmeißen?
    Beide strahlten über das ganze Gesicht, als ob wir uns auf einer Party über den Weg laufen würden. Dixies Atem roch nach Bier. Ich setzte mich zu ihnen an den Tisch, und der Hilfssheriff verriegelte die Tür hinter mir und hockte sich draußen auf einen Stuhl.
    »Dann hast du also deine Kaution zusammen, was, Dixie?« sagte ich.
    Er trug ein kastanienbraunes Hemd, das über seine graue Wollhose hing, und über die Bandage an einem Fuß hatte er zwei Tennissocken gezogen. Unter dem Hemd wölbte sich seine Wampe.
    »Besser, Dave, viel besser. Sie haben mich einfach laufenlassen.«
    »Sie haben was?«
    »Ich bin raus aus der Sache. Ein freier und unbescholtener Mann. Sie haben die Anklage wegen Drogenbesitz fallenlassen.« Neugierig auf meine Reaktion schaute er mich an.
    »Sie haben das Interesse verloren«, sagte Clete.
    »Oh? Wie kommt’s?«
    »Komm schon, Dave. Nimm’s leicht. Du weißt doch, wie’s läuft«, sagte Clete.
    »Hier drin lern ich jeden Tag was dazu.«
    »Wir haben bereits 'nen Anwalt in New Orleans bezahlt, und ich hab noch zusätzlich einen Spitzenmann aus Lafayette engagiert. Du weißt doch, daß es sich

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