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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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eine größere Hilfe sein«, sagte er. »Wir sind unserer Aufgabe eben nicht immer gewachsen. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt.«
    »Sie waren mehr als liebenswürdig.«
    »Geben Sie sich selbst Zeit, Mr. Robicheaux.« Dann lächelte er und sagte: »Nicht jedem ist es vergönnt, auf dem Weg nach Damaskus ein blendendes Licht zu sehen.«
    Als ich die sonnig grüne Einfriedung zwischen den beiden Gebäuden verließ, kniete er in einem Blumenbeet und hob mit einer Kelle ein Loch für einen rosarot und grau gestreiften Busch aus, wirkte völlig konzentriert auf seine Arbeit – offenbar waren seine Tage wohlgeordnet, heiter und überschaubar in einem Maße, wie ich es selbst nicht mehr erlebt hatte, seit ich 1964 auf dem Luftwaffenstützpunkt Tan Son Nhut aus dem Flugzeug in den dieselgeschwängerten Hitzeschleier hinabgestiegen war.
    Ich wollte in die Vergangenheit zurückkehren. Und ich glaube nicht, daß dies etwas Schlechtes ist. Manchmal muß man durch eine innere Tür gehen und einfach dreißig, vierzig Jahre ausblenden, um sich zu erinnern, wer man ist. Es mag eine Form von Selbstbetrug sein, ein geistiges Opiat, durch das ich vor meinen Problemen flüchte, doch das stört mich nicht. Wir sind die Gesamtsumme dessen, was wir getan haben und wo wir gewesen sind, und ich bin aufrichtig davon überzeugt, daß die Welt, in der ich aufgewachsen bin, in vielerlei Hinsicht besser war als die, in der wir heute leben. Ich steckte die Taschenbuchausgabe von Ernest Gaines Of Love and Dust ein, spazierte hinunter zum Bonner Park, setzte mich unter einem Ahornbaum auf eine Bank und begann zu lesen. Der Brunnen und das flache Betonbecken leuchteten weiß im Sonnenlicht, und in der Ferne hoben sich die Berge grellblau von den Wolken ab. Im Schatten wehte ein kühler Wind, doch ich war bereits in der Welt des Romans versunken und befand mich in den vierziger Jahren und auf einer Zuckerrohr- und Süßkartoffelplantage im äußersten glutheißen Süden Louisianas. Nein, so ganz stimmt das nicht. Ich befand mich wieder in New Iberia, im Sommer nach meinem zweiten Collegejahr, als mein Bruder Jimmie und ich draußen vor der Küste auf einem Bohrturm arbeiteten, seismographische Berechnungen auswerteten und uns ein 46er Ford Kabrio kauften, einen Doppelauspuff einbauten, Achsen und Kotflügel tieferlegten, bevor wir es kanariengelb lackierten und dann wachsten und polierten, bis das Metall weich und satt wie Butter glänzte. Es war der schönste Sommer meines Lebens. Zum erstenmal verliebte ich mich ernsthaft in ein Mädchen, das außerhalb der Stadt am Spanish Lake wohnte, und wie immer bei der ersten Liebe, konnte ich mich an jede Kleinigkeit erinnern, so als hätte ich noch nie einen Sommer erlebt, und manche Dinge rochen und schmeckten noch so intensiv nach, daß mir fast das Herz brach. Sie war eine Cajun, und die Sonne hatte helle Streifen in ihr braunes Haar gebleicht, das wie Honig leuchtete, wenn der Wind darin zauste. Wir gingen zum Tanzen in Voorhies Roof Garden in Lafayette und ins Slick’s in St. Martinville, tranken im Schatten der Eichen des Deer’s Drive-In in New Iberia Jax-Bier zu 25 Cent die Flasche; wir angelten draußen im Salzsumpf weiße Forellen, fuhren nach Cypremort Point und aßen gedünstete Krabben und Bratfisch und fuhren durch die fliederfarbene Abenddämmerung auf der zweispurigen Bezirksstraße nach Hause, zwischen den Zypressen und Eichen entlang, während der Wind warm vom Golf blies, das frische Zuckerrohr sattgrün auf den Feldern stand, der Himmel im Westen feuerrot gestreift war und aus den Bäumen der ohrenbetäubende Gesang der Zikaden drang.
    Sie war eine jener Frauen, die alles an dem Mann lieben, den sie für sich auserkoren haben. Nie stritt sie oder mäkelte herum, sondern war immer und überall glücklich, Hauptsache, wir waren zusammen, und ich mußte nur mit den Fingern ihre Wange berühren, dann schmiegte sie sich dicht an mich, küßte mir den Hals und steckte ihre Hand unter mein Hemd. Es regnete jeden Nachmittag, und wenn es dann aufklarte und die Wolken rosa und rotbraun am Horizont standen, fuhren wir hinunter zum Dock am Uferdamm, wo mein Vater sein Boot liegen hatte, und im weichen Licht zwischen den triefenden Zypressen hatte ihr Gesicht den Farbton und Liebreiz einer frisch aufgegangenen Blume.
    Jimmy Clantons »Just a Dream« war in diesem Sommer auf jeder Jukebox in Südlouisiana, und in den Drive-Ins war jedes Autoradio auf »Randy’s Record Shop« aus Memphis

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