Black Dagger 08 - Vampirherz
anweisen, Ausschau nach Anzeichen von Missbrauch zu halten. Wir werden jeden Verdachtsfall an dich verweisen.«
»Das wäre sehr hilfreich.«
Noch einmal neigte er den Kopf. »Wir stehen gern zu Diensten.«
Als ihr Handy klingelte, sagte sie: »Auf Wiedersehen, Havers. «
Seine Augen weiteten sich, und ihr wurde bewusst, dass sie zum ersten Mal ihn fortgeschickt hatte.
Doch Veränderung war immer gut – und er gewöhnte sich besser schnell an die neue Weltordnung.
Wieder klingelte das Telefon. »Schließ bitte die Tür hinter dir. Wenn es dir nichts ausmacht.«
Als er weg war, prüfte sie die Nummer auf dem Display und seufzte erleichtert auf: Butch, der Jungfrau sei Dank. Sie musste jetzt seine Stimme hören.
»Hallo«, begann sie, »du glaubst ja nicht, wer gerade …«
»Kannst du nach Hause kommen? Sofort?«
Ihre Hand umschloss den Hörer fester. »Was ist denn los? Bist du verletzt?«
»Mir geht es gut.« Seine Stimme war viel zu ruhig. Unglaubwürdig ruhig. »Aber ich brauche dich hier. Sofort.«
»Ich bin schon unterwegs.«
Sie schnappte sich ihren Mantel, schob das Telefon in die Tasche und machte sich auf die Suche nach ihrer bisher einzigen Angestellten.
Als sie die ältere Doggen gefunden hatte, sagte sie: »Ich muss weg.«
»Herrin, Ihr scheint beunruhigt. Kann ich irgendetwas tun?«
»Nein danke. Ich komme bald zurück.«
»Ich werde mich an Eurer statt um alles kümmern.«
Sie drückte die Hand der Frau und eilte nach draußen. Auf dem Rasen vor dem Haus, in der frischen Frühlingsnacht, versuchte sie, sich zu entspannen und zu dematerialisieren. Da es nicht sofort klappte, überlegte sie, Fritz anzurufen, damit er sie abholte: Nicht nur war sie besorgt, sie brauchte auch Blut.
Doch dann merkte sie, wie sie sich verflüchtigte. Sobald sie sich vor der Höhle wieder materialisiert hatte, stürmte sie in die Vorhalle. Das Schloss sprang auf, noch ehe sie das Gesicht vor die Kamera halten konnte, und Wrath stand auf der anderen Seite der schweren Tür aus Holz und Stahl.
»Wo ist Butch?«
»Ich bin hier.« Butch trat in ihr Gesichtsfeld, kam aber nicht näher.
In der Totenstille, die darauf folgte, trat Marissa langsam ins Haus. Die Luft schien sich in eine zähe Masse verwandelt zu haben, durch die sie sich mühsam kämpfen musste. Wie betäubt hörte sie Wrath die Tür schließen und aus dem Augenwinkel sah sie Vishous hinter seinen Computern aufstehen.
Als er um den Schreibtisch herum kam, wechselten die drei Männer einen Blick.
Butch streckte die Hand aus. »Komm her, Marissa.«
Sie ließ sich von ihm zu den Computern führen, dann deutete Butch auf einen der Monitore. Auf dem Bildschirm sah sie … einen Text. Einen dicht gesetzten Text. Genauer gesagt gab es zwei Spalten, die in der Mitte voneinander abgesetzt waren.
»Was ist das?«, fragte sie.
Sanft drückte Butch sie auf den Stuhl und stellte sich hinter sie, dann legte er ihr die Hände auf die Schultern. »Lies die kursive Passage.«
»Welche Seite?«
»Egal. Sie sind identisch.«
Stirnrunzelnd ließ sie die Augen über etwas gleiten, das ihr beinah wie ein Gedicht vorkam:
Es wird Einer kommen, das Ende vor den Meister zu bringen,
ein Kämpfer moderner Zeit, angetroffen im Siebten des
Einundzwanzigsten
und man wird ihn erkennen an den Zahlen, die er trägt:
Eines mehr als der Umkreis, dessen er gewahr wird,
doch zu seiner Rechten bloße Vier zu zählen.
Drei Leben hat er,
zwei Kerben in seiner Front
und mit einem einzigen schwarzen Auge wird in einem
Quell er geboren werden und sterben.
Verwirrt suchte sie den Text darum herum ab, und zu ihrem Entsetzen sprangen ihr schreckliche Begriffe ins Auge: »Gesellschaft der Lesser«, »Einführung«, »Meister«. Sie fand die Überschrift der Seite und schauderte.
»Lieber Himmel – es geht um die Lesser.«
Butch hörte die eisige Panik in ihrer Stimme und kniete sich neben sie. »Marissa – «
»Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
Tja, wie sollte man das jetzt beantworten? Er selbst hatte ja noch die größten Schwierigkeiten damit. »Es sieht fast so aus, als wäre … ich das.« Er tippte auf den Bildschirm und betrachtete dann seinen verformten kleinen Finger, der bis zur Handfläche gekrümmt war – den er nicht ausstrecken konnte.
Misstrauisch rückte Marissa von ihm ab. »Und das ist was genau?«
Glücklicherweise schaltete V sich ein. »Was du da siehst, sind zwei unterschiedliche Übersetzungen der Gesetzesrollen der Gesellschaft der
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