Blackmail: Thriller (German Edition)
übersät von geplatzten Blutgefäßen.
»Ist sie tot?«, fragt Mia.
»Ja«, sagt Kelly, der mir von hinten über die Schulter sieht.
Mia fummelt an den Tasten des Telefons, und ein weiteres Foto erscheint. Es zeigt Kate von den Knien an aufwärts. Sie liegt nackt im Sand, die Beine gespreizt, die Vagina offen und ungeschützt. Mir dreht sich fast der Magen um bei diesem Anblick. Kates Kopf ist zur Seite gedreht in diesem Bild, und sowohl ihre Nase als auch ihr Mund sind unter Wasser, und die langen blonden Haare treiben im braunen Strom.
Mia reicht mir das Telefon, sinkt auf die Knie und übergibt sich in das Bayou. Ich halte ihre Haare, damit sie sich nichtbesudelt. Während sie würgt und stöhnt, höre ich ein Geräusch wie ein Hammer auf rohem Fleisch. Ich drehe mich rechtzeitig um, um zu sehen, wie Marko am Boden aufprallt.
Während ich Mia auf die Beine helfe, verflucht Marko Kelly in seiner Muttersprache. Er liegt flach auf dem Rücken, als würde ihn der Strahl von Kellys taktischer Lampe dort festhalten. Kelly steht mit der MP5 über ihm, hält ihn mit lässiger Eleganz in Schach, so taub gegen Markos Verwünschungen wie der Mond gegen einen bellenden Hund. In diesem Moment höre ich das Echo aufgeregter Stimmen, und in der Ferne erscheinen drei Taschenlampen.
»Kann ich nach Hause?«, fragt Mia. »Ich möchte nichts mehr mit alldem zu tun haben.«
Ich drücke ihren Arm und sehe in Kellys Richtung. »Hast du was dagegen, wenn ich sie von hier wegbringe?«
»Mach nur«, sagt er aus der Dunkelheit. »Bring sie nach Hause. Nimm Logans Wagen. Und dann schluckst du noch ein paar von deinen magischen Pillen und tust das, was du von Anfang an tun wolltest.«
»Was?«
»Deinen Freund aus dem Gefängnis holen.«
»Danke, Daniel. Danke für alles.«
»Ist mir eine Freude, Penn.«
Als ich Mia durch das Kudzu führe, ruft Kelly mir leise hinterher.
»Penn?«
»Ja?«
»Bevor die Cops hier auftauchen?«
»Ja?«
»Dieser Typ hier könnte es schaffen, oder er könnte in die Statistik eingehen.«
Ich bleibe wie angewurzelt stehen. Die Taschenlampen nähern sich.
»Hast du eine Meinung dazu?«, ruft Kelly.
Mia drückt mein Handgelenk. »Du hast gesehen, was erKate angetan hat«, sagt sie. »Kommt er dafür überhaupt ins Gefängnis?«
»Das wird er. Dank dir, weil du sein Handy gefunden hast.«
»Penn?«, fragt Kelly erneut.
Ich drehe mich zu ihm um. »Ich schätze, er schafft es, Daniel.«
Zuerst höre ich nichts. Dann sagt Kelly: »Klar, Penn. Kein Problem. Ich wollte dir nur die Option geben.«
»Ich danke dir, Daniel. Wir sehen uns nachher.«
»Ja.«
Mit diesen Worten nehme ich Mias Hand und steige vorsichtig aus der Dunkelheit nach oben.
41
A cht Stunden, nachdem Marko ins Krankenhaus eingeliefert wurde, erhielt ich den überraschendsten Anruf meines Lebens. Police Chief Don Logan informierte mich, dass Marko Bakic mich als seinen Strafverteidiger engagieren wollte. Ich sagte Logan, dass ich einige von Markos illegalen Handlungen mit eigenen Augen gesehen hätte und daher nicht als sein Rechtsbeistand auftreten könnte. Logan erwiderte, dass er dies Marko bereits gesagt hätte, doch der Junge wollte mich trotzdem sprechen.
Ich musste nichts weiter tun als in den Aufzug steigen und vom ersten Stock, wo die Intensivstation lag, hinauf in den Vierten fahren, wo die Aufwachstation für Patienten lag, die sich von chirurgischen Eingriffen erholten. Zwei Cops bewachten die Tür von Markos Krankenzimmer. Der Junge lag mit stählernen Handschellen und Fußfesseln in seinem Bett. Eine Kette verband die Fußfesseln mit dem Krankenbett.
Marko lachte, als ich das Zimmer betrat.
»Hallo, Mr Cage. Alles in Ordnung?«
Ich nickte.
»Ich wusste nicht, dass Sie das waren im Bayou. Ich hab’s erst heute Morgen erfahren.«
»Warum bin ich hier, Marko?«
»Ich möchte, dass Sie mein Verteidiger sind.«
»Das geht nicht, Marko.«
»Das haben die mir auch schon gesagt.«
»Warum bin ich dann hier?«
Er lächelte aufgeregt. »Weil ich glaube, wenn Sie meine Geschichte gehört haben, wollen Sie vielleicht doch meine Verteidigung übernehmen.«
»Es geht nicht um das, was ich will oder möchte. Ich darf es vom Gesetz her nicht. Abgesehen davon – selbst wenn ich dürfte, ich würde es nicht tun.«
Er sah mich mit gespielt traurigem Blick an. »Sie mögen mich nicht?«
»Nein.«
»Sie hätten mich im Bayou erschießen können. Aber Sie haben es nicht getan.«
»Ich wollte sicher sein, dass Sie für
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