Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
gesagt, jetzt ist es raus. Genau das habe ich mir gedacht, als ich davon in der Zeitung gelesen habe.«
    »Doch Sie haben es nicht getan.«
    »Natürlich nicht. Ich hätte es nicht gekonnt. Ich versuche, dem Übel zu entfliehen, wie könnte ich es da umarmen!«
    »Wir werden mit Mrs. Heatherington sprechen müssen, Roy.«
    »Ja. Fragen Sie sie nach den Nachos und dem Wein- ich glaube, es war Gallos Burgunder mit dem Herz. Außerdem hat es Obstpunsch gegeben, in dem Orangenschnitzel geschwommen sind. In einer Bowle aus geschliffenem Glas. Und eine der Frauen hat sich zuletzt erbrochen, einfach auf den Boden. Ich hab’ geholfen, es aufzuwischen.. .«
    »Danke, Roy. Sie können jetzt gehen.«
    »Ja. Ich muß.«
    Er drehte sich um wie ein Roboter, eine schmale Gestalt in einem kurzen, blauen Drogistenkittel, und ging hinein in die Drogeriefiliale.
    »Gibt er auch Arzneimittel aus?«
    »Vermutlich - es sei denn, sein Name steht auf einer Sperrliste von Spinnern und Süchtigen.« Milo steckte den Notizblock ein, und wir gingen zum Wagen. »Ist er dir wie ein Psychopath vorgekommen?«
    »Nein, es sei denn, er ist der beste Schauspieler auf Erden. Schizoid, eigenbrötlerisch, ja. Und schlimmstenfalls präschizophren.«
    »Gefährlich?«
    »Das kann man nie wissen. Wenn man ihn genügend unter Druck setzt, könnte er durchdrehen. Aber ich sehe ihn eher in der Eremitenrolle: zusammengekauert im Bett, wo er mit sich selbst spielt, in seine Kindheit zurückfällt und zehn Tage oder zehn Monate lang so bleibt, während ihm Mammi die Kissen aufschüttelt und hinter den Rücken stopft.«
    »Wenn die Geschichte mit den Icarts die Wahrheit ist, wirft sie allerdings einiges Licht auf unser verehrtes Opfer.«
    »Handler? Der war vermutlich alles andere als ein Doktor Schweitzer.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Milo. »Eher einer von denen, die in den Augen von manchen seiner Mitmenschen den Tod verdient haben.«
    Wir erreichten den Coldwater Canyon, bevor er verstopft war mit den Autos der Pendler, die zu ihren Häusern im Valley zurückkehrten, und kamen um halb fünf in Burbank an. Die Presto-Schnelldruckerei war einer von vielen grauen Betonbauten, die den Industriepark in der Nähe des Flughafens von Burbank wie übergroße Grabsteine füllten. Die Luft roch giftig, und das blähsüchtige Dröhnen der Düsenmaschinen erschütterte den Himmel in regelmäßigen Intervallen. Ich fragte mich nach der Lebenserwartung der Menschen, die den ganzen Tag hier verbringen mußten.
    Maurice Bruno war ganz schön auf der Karriereleiter nach oben gekommen, seit Dr. Handler seine Akte abgelegt hatte. Er war jetzt Verkaufsdirektor der Druckerei. Außerdem war er nicht zu sprechen, wie uns seine Sekretärin verriet, eine flinke Brünette mit nach oben gewölbten Augenbrauen und einem Mund, der zum Neinsagen geschaffen war. »Dann geben Sie mir seinen Boss«, bellte Milo. Er hielt ihr seinen Dienstausweis unter die Nase. Uns war beiden heiß geworden, außerdem fühlten wir uns müde und entmutigt. Schließlich hatten wir nicht die Absicht, uns länger als unbedingt nötig hier in Burbank aufzuhalten.
    »Das wäre Mr. Gershman.« Sie sagte es so, als gewinne sie damit eine völlig neue Sicht der Dinge. »Dann wäre er derjenige, mit dem ich sprechen will.«
    »Einen Moment.«
    Sie wackelte davon und kam zurück mit ihrem Ebenbild, das eine blonde Perücke trug.
    »Ich bin Mr. Gershmans Sekretärin«, verkündete die Clownsfigur.
    Es mußte an dem Gift in der Luft liegen, dachte ich. Das verursachte Gehirnschäden und vernichtete die Großhirnrinde bis zu einem Punkt, wo selbst die einfachsten Dinge eine Aura von tieferem Sinn bekamen. Milo atmete tief ein. »Wir möchten mit Mr. Gershman sprechen.«
    »Darf ich fragen, worum es geht?«
    »Nein, das dürfen Sie nicht. Bringen Sie uns zu Gershman - und zwar gleich.«
    »Jawohl, Sir.« Die beiden bis auf die Perücken völlig identischen Sekretärinnen schauten sich an. Dann drückte die Brünette auf einen Knopf, und die Blondine führte uns durch eine Doppeltür aus Glas in eine riesige Produktionshalle mit Maschinen, die stampften, dröhnten, klapperten, röhrten, zischten und bissen. An der Peripherie der tollwütigen stählernen Monster standen ein paar Menschen mit trüben Augen und hängenden Unterkiefern und atmeten Dämpfe ein, die nach Alkohol und Azeton rochen. Schon das Geräusch genügte, um jedes Leben auf die Dauer zu töten.
    Die Blondine schlug plötzlich einen Haken nach rechts,

Weitere Kostenlose Bücher