Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
Bill Barbour stand drüben bei seiner Stute Judy und striegelte sie. Er rief herüber: »Da habt ihr aber eine wirklich hübsche Ziege, herzlichen Glückwunsch! Abend, Mrs. Deckard! Vielleicht bekommt sie Junge. Kann sein, dass ich mein Fohlen gegen ein paar Junge eintausche.«
»Danke«, rief Rick zurück und folgte Iran zum Lift.
»Heilt das deine Depression?«, fragte er. »Meine niedergedrückte Stimmung ist jedenfalls behoben.«
»Natürlich heilt das meine Depression. Jetzt können wir jedermann gegenüber zugeben, dass unser Schaf nicht echt ist.«
»Das ist doch nicht nötig«, sagte er vorsichtig.
»Wir können aber«, erwiderte Iran eigensinnig. »Sieh mal, nun brauchen wir nichts mehr zu verbergen. Was wir uns schon immer gewünscht haben, ist Wirklichkeit geworden. Es ist wie ein schöner Traum!« Wieder erhob sie sich auf die Zehenspitzen, lehnte sich weich an ihn und küsste ihn schnell. Ihr rascher, unregelmäÃiger Atem kitzelte ihn im Nacken. Sie griff schon nach dem Rufknopf.
Irgendetwas warnte ihn. Eine innere Stimme veranlasste ihn zu sagen: »Gehen wir noch nicht in die Wohnung hinunter.
Bleiben wir noch ein bisschen oben bei der Ziege. Wir können uns ja einfach hinsetzen, ihr zusehen oder ihr vielleicht etwas zu fressen geben. Für den Anfang hat man mir eine Tüte Hafer mitgegeben. Wir können gemeinsam das Handbuch über Ziegenhaltung lesen, das habe ich auch umsonst mitbekommen. Wir können sie Euphemia nennen.« Doch der Lift war inzwischen heraufgekommen, und Iran stieg schon ein.
»Iran, warte!«, rief er.
»Es wäre unmoralisch, jetzt nicht in Dankbarkeit mit Mercer eins zu werden«, sagte sie. »Ich habe heute die Griffe der Box genommen und damit meine Depression teilweise überwunden â aber nicht so vollkommen wie jetzt. Aber ich bin immerhin von einem Stein getroffen worden â hier.« Sie zeigte ihm den kleinen dunklen Fleck an ihrem Handgelenk. »Mir wurde klar, wie viel besser es uns geht, wie viel besser wir dran sind mit Mercer. Trotz des Schmerzes. Körperlich tut es zwar weh, aber dafür ist man seelisch vereint. Ich konnte sie alle fühlen, überall auf der ganzen Welt, alle, die im gleichen Augenblick eins wurden.« Sie streckte die Hand aus, damit die Lifttüren nicht zuglitten. »Steig ein, Rick. Es dauert ja nur einen Augenblick. Du erlebst ja die Einswerdung so selten. Ich möchte, dass du deine jetzige Stimmung an alle anderen weitergibst, sie mit ihnen teilst â das bist du ihnen schuldig. Es wäre unmoralisch, sie für uns zu behalten.«
Natürlich hatte sie recht. Also stieg er ein und fuhr mit ihr nach unten.
Kaum standen sie im Wohnzimmer vor der Einswerdungsbox, da drückte Iran auch schon auf den Schalter. Ein zunehmendes Gefühl der Zufriedenheit überzog ihr Gesicht, lieà es aufleuchten wie eine aufsteigende Mondsichel. »Ich will es allen mitteilen«, sagte sie. »Einmal ist mir das auch widerfahren.
Ich schritt zur Einswerdung, da empfing ich die Gefühle eines anderen, der gerade ein Tier gekauft hatte. Und dann ein andermal â¦Â« Ein dunkler Schatten huschte über ihr Gesicht, ihre Freude erlosch. »Ein andermal empfing ich den Schmerz eines Menschen, dem sein Tier gestorben war. Du weiÃt, dass ich mit ihm keine Freuden zu teilen hatte, wohl aber die andern, und das half ihm. Vielleicht erreichen wir sogar jemanden, der an Selbstmord denkt. Was wir haben, was wir fühlen, könnte â¦Â«
»Sie werden unsere Freude bekommen«, wandte Rick ein, »aber wir verlieren gleichzeitig. Wir tauschen unsere Gefühle gegen die ihren ein. Unsere Freude ist damit vertan.«
Auf dem Schirm der Einswerdungsbox erschienen nun huschende Streifen heller Farbe ohne jede Form. Iran holte tief Luft und ergriff fest die beiden Kontakte. »Nein, was wir fühlen, verlieren wir eigentlich nicht, wir müssen uns nur darauf konzentrieren. Du warst nie sehr für die Einswerdung, Rick, nicht wahr?«
»Ich glaube nicht«, murmelte Rick. Aber nun begriff er zum ersten Mal, wie wertvoll der Mercerismus für Leute wie Iran sein musste. Vielleicht hatte sein Erlebnis mit dem Prämienjäger Phil Resch eine Schaltung in ihm verändert, einen Nervenstrang geöffnet und einen anderen blockiert. Und vielleicht war daraus eine Kettenreaktion entstanden.
»Iran«, sagte er
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