Blaubeertage (German Edition)
Ankündigung flackert ihr Blick.
»Ich gehe erst, wenn die Mädchen weg sind, aber lass ruhig alles liegen, bis ich wieder zurück bin. Ich helfe dir dann.«
»Klingt gut.«
Ich gehe zurück nach vorne. Hinter mir sagt meine Mom: »Okay, dann lasst uns dieses Püppchen hier mal anziehen.«
Xander studiert wieder eingehend die Geschäftskarte, als ich zurückkomme.
»Da ist keine geheime Botschaft drauf versteckt«, sage ich.
Er legt die Karte wieder hin. »Du hast kein Handy.«
»Stand das auf der Karte?« Ich packe die Farben zusammen, schließe die Deckel und wickele dann die Pinsel in Küchenpapier, um sie hinten abzuspülen. Ich werfe kurz einen Blick über die Schulter und hoffe, dass meine Mom nicht gerade jetzt nach vorne kommt. Gibt es einen Weg, wie ich Xander dazu bringen kann, den Laden zu verlassen, ohne dass der Grund zu offensichtlich wird?
»Du hast nie eins in der Hand, du hast keine viereckige Beule in der Hosentasche deiner Jeans und du hast mir deine Nummer nicht gegeben.«
»Deine Beobachtungsgabe wird besser. Obwohl ich nicht glaube, dass der letzte Grund deine Theorie bestätigt.« Ich räume die Farben in eine Plastikwanne. »Ich bin gleich wieder zurück. Warum wartest du nicht solange auf mich im Auto, okay?«
Er rührt sich nicht vom Fleck.
»Es dauert auch nicht lange. Ich bin sofort da.«
»Okay.«
Ich warte, bis er in Richtung Tür geht, dann bringe ich die Pinsel in die Spüle, reinige sie mit Wasser und Seife und stelle sie in ein Glas, damit sie trocknen können. Die Mädchen packen ihre Sachen zusammen und zeigen sich gegenseitig ihre Puppen. Ich gehe voran, und als ich um die Ecke biege, sehe ich Xander noch immer im Laden stehen. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und die Kids drängeln sich um mich herum. Er lächelt, als die Mädchen an ihm vorbeilaufen. Ich wirbele herum, dränge mich durch die Mädchen wieder nach hinten und versperre meiner Mom die Sicht.
»Was fehlt?«, fragt sie.
»Ich glaube, eins der Mädchen hat seine Jacke da hinten vergessen.«
»Okay. Ich gehe sie eben holen.«
Ein kleines Mädchen bleibt vor Xander stehen. »Du siehst wie meine Ken-Puppe aus«, sagt sie und starrt an ihm hoch.
»Echt?«, fragt er.
Sie nickt.
»Weißt du, wie du aussiehst?« Er kniet sich neben sie und will gerade sein Handy aus der Tasche ziehen, aber in dem Moment bin ich auch schon bei ihm. Ich packe ihn am Arm und zerre ihn zur Tür hinaus.
»Wir müssen los.«
Er knurrt. »Caymen, ich hab gerade mit dem kleinen Mädchen gesprochen.«
»Das zweifellos unter Wahnvorstellungen leidet.«
»Na, schönen Dank auch.«
»Du kommst eindeutig eher nach Derek und nicht nach Ken – du weißt schon, der mit den braunen Haaren.« Ich bleibe den ganzen Weg bis zu seinem Auto an seiner Seite und sage dann: »Ich bin gleich wieder da.«
Meine Mom ist bereits vorne im Laden, als ich hineinkomme. »Ich hab dahinten keine Jacke gesehen.«
»Ich muss das Mädchen wohl falsch verstanden haben. Tut mir leid.«
»Okay.« Sie seufzt. »Was für eine schöne Party. Das Geburtstagskind konnte gar nicht aufhören, seine Puppe zu umarmen.«
»Klingt so, als hätten sie Spaß gehabt.« Ich trete nervös von einem Fuß auf den anderen. »Äh, mein Freund aus der Schule wartet. Bis später dann, ja?« Ich gehe schnell in Richtung Tür.
»Hey Picasso!«, ruft sie.
Ich bleibe stehen und befürchte, sie hat Xander draußen entdeckt und will mich jetzt deswegen zur Rede stellen. Ich drehe mich vorsichtig um.
»Da ist Farbe in deinem Gesicht.« Sie steckt ihren Daumen in den Mund und kommt damit dann auf mich zu.
»Wage es ja nicht.« Ich reibe mir die Wange.
Sie lacht. »Viel Spaß.«
»Danke Mom. Tut mir leid, dass ich dich allein lasse.«
»Kein Problem, Caymen.«
»Danke.«
Xander sitzt in seinem Auto und fummelt am Radio herum, als ich einsteige. Der Geruch nach neuem Leder überwältigt mich. Sein Auto hat mehr Knöpfe und Bildschirme, als ich je in meinem Leben in einem Auto gesehen habe.
Er schaltet das Radio aus, während ich mich anschnalle. »Du meintest also, dass du mir die Telefonnummer nicht geben würdest, selbst wenn du ein Handy hättest?«
Ich brauche einen Moment, bis ich kapiere, dass er unser Gespräch von vorhin aufgreift. »Das habe ich nicht gesagt. Ich hab nur gesagt, dass die Tatsache, dass ich dir meine Nummer nicht gegeben habe, nicht beweist, dass ich kein Handy besitze.«
Er zieht die Sonnenblende auf meiner Seite herunter und klappt den Spiegel
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